Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.sich entgegengebogen, und dann über den Bund den So entschiedene Gegensätze mußten bey der ersten 5*
ſich entgegengebogen, und dann über den Bund den So entſchiedene Gegenſätze mußten bey der erſten 5*
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0076" n="68"/> ſich entgegengebogen, und dann über den Bund den<lb/> diplomatiſchen Seegen ausgeſprochen, den der Him¬<lb/> mel aber gutzuheißen, ſich bis zu dieſer Stunde ge¬<lb/> weigert hat. Einerſeits ein Staat, den allein die Idee<lb/> des Königs zuſammenhält, der mit Cabinettsordern<lb/> und Miniſterialordonnanzen ohne eine geſetzlich be¬<lb/> ſtimmte Verfaſſung in milder Willkühr herrſcht; eine<lb/> Beamtenwelt, die nach unbeſtimmten Inſtructionen,<lb/> aufs Geheime gerichtet, mit weitſchweifiger Förmlich¬<lb/> keit verwaltet, und eine gleich umſichtige, geheime<lb/> und rechtliche Juſtiz; durch alles gehend ein, wenn<lb/> auch gemilderter, doch immer noch ſtrenger militäri¬<lb/> ſcher Geiſt, der zum Theil bewußtlos das Leben in<lb/> die Formen der Subordination zu drängen die Nei¬<lb/> gung hat. Gegenüber ein Volk ohne einheimiſche Für¬<lb/> ſtengeſchlechter, ein Land ohne Höfe und Reſidenzen,<lb/> ein Adel, beynahe gänzlich ausgeſtorben, eine ver¬<lb/> armte Geiſtlichkeit; dagegen ein dritter Stand neuer¬<lb/> dings nicht reich, aber wohlhabend geworden durch<lb/> den Heimfall der Domänen, noch nicht üppig, aber<lb/> wohl fühlend ſeine Macht, und zum Uebermuth ge¬<lb/> neigt; gehorſam, aber nicht unterwürfig, dem Geſetze<lb/> unterthan, aber durch jede auch wohlgemeinte Will¬<lb/> kühr leicht verletzt; in Allem auf's Praktiſche gerich¬<lb/> tet, und darum allem Regelloſen, Verworrenen ab¬<lb/> geneigt; an einen raſchen Geſchäftsbetrieb gewöhnt,<lb/> und allem Oeffentlichen zugethan; nicht zwar den Waffen<lb/> abhold, wohl aber allem Steifen, Starren, Herriſchen,<lb/> das dem Soldatengeiſte anzuhängen pflegt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*<lb/></fw><lb/> <p>So entſchiedene Gegenſätze mußten bey der erſten<lb/> Berührung ſtark und verwundend aufeinander treffen,<lb/></p> </body> </text> </TEI> [68/0076]
ſich entgegengebogen, und dann über den Bund den
diplomatiſchen Seegen ausgeſprochen, den der Him¬
mel aber gutzuheißen, ſich bis zu dieſer Stunde ge¬
weigert hat. Einerſeits ein Staat, den allein die Idee
des Königs zuſammenhält, der mit Cabinettsordern
und Miniſterialordonnanzen ohne eine geſetzlich be¬
ſtimmte Verfaſſung in milder Willkühr herrſcht; eine
Beamtenwelt, die nach unbeſtimmten Inſtructionen,
aufs Geheime gerichtet, mit weitſchweifiger Förmlich¬
keit verwaltet, und eine gleich umſichtige, geheime
und rechtliche Juſtiz; durch alles gehend ein, wenn
auch gemilderter, doch immer noch ſtrenger militäri¬
ſcher Geiſt, der zum Theil bewußtlos das Leben in
die Formen der Subordination zu drängen die Nei¬
gung hat. Gegenüber ein Volk ohne einheimiſche Für¬
ſtengeſchlechter, ein Land ohne Höfe und Reſidenzen,
ein Adel, beynahe gänzlich ausgeſtorben, eine ver¬
armte Geiſtlichkeit; dagegen ein dritter Stand neuer¬
dings nicht reich, aber wohlhabend geworden durch
den Heimfall der Domänen, noch nicht üppig, aber
wohl fühlend ſeine Macht, und zum Uebermuth ge¬
neigt; gehorſam, aber nicht unterwürfig, dem Geſetze
unterthan, aber durch jede auch wohlgemeinte Will¬
kühr leicht verletzt; in Allem auf's Praktiſche gerich¬
tet, und darum allem Regelloſen, Verworrenen ab¬
geneigt; an einen raſchen Geſchäftsbetrieb gewöhnt,
und allem Oeffentlichen zugethan; nicht zwar den Waffen
abhold, wohl aber allem Steifen, Starren, Herriſchen,
das dem Soldatengeiſte anzuhängen pflegt.
So entſchiedene Gegenſätze mußten bey der erſten
Berührung ſtark und verwundend aufeinander treffen,
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