Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Geistlichkeit bestanden, hatte man glücklich dadurch Geiſtlichkeit beſtanden, hatte man glücklich dadurch <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0063" n="55"/> Geiſtlichkeit beſtanden, hatte man glücklich dadurch<lb/> gedeckt, daß man bey der Confeſſions-Vereinigung,<lb/> durch das Teſtament der Superintendenten auf den<lb/> Letztlebenden, auch ſie centrirt, und dann durch Ver¬<lb/> pachtung der Pfarrgüter, Beſoldung der Geiſtlichen<lb/> und Creirung einer Centralcaſſe zu Staatsdienern und<lb/> Kirchenbeamten im Solde der Regierung umgeſchaf¬<lb/> fen. Aerzte und Advocaten, beides ſonſt allerwärts<lb/> unabhängige Stände, die bekanntlich in der franzöſi¬<lb/> ſchen Revolution eine furchtbare Rolle geſpielt, wur¬<lb/> den hier ſehr geſchickt völlig unſchädlich gemacht;<lb/> indem man jene durch Beſoldungen, zum Theil aus<lb/> den Gemeindecaſſen, bey tief herabgeſetzten Deſerviten<lb/> gleichfalls in Staatsbeamte verwandelte, dieſe aber<lb/> von den Amtsgerichten trieb. Die Handwerksinnungen,<lb/> ſchmähliche Reſte der Feudalknechtſchaft, Staaten im<lb/> Staate, und darum Feuerheerde möglicher Rebellio¬<lb/> nen, wurden ſpäter wie billig ebenfalls geſprengt. Der<lb/> Adel war noch übrig, und da Manche aus ſeiner Mitte,<lb/> durch Begünſtigungen nicht zu gewinnen, eine ver¬<lb/> drüßliche Selbſtſtändigkeit behaupteten, ſo ſäete man<lb/> mit erlaubtem Kunſtgriff eine heilſame Zwietracht zwi¬<lb/> ſchen ihm und dem dritten Stande aus, indem man<lb/> rechts und links theilte und unterſchied, zwiſchen Ultra's,<lb/> die Alles <hi rendition="#g">ohne</hi> das Volk thun wollten, und Jacobi¬<lb/> nern, die Alles <hi rendition="#g">durch</hi> das Volk, zu ertrotzen ſich<lb/> vorgeſetzt, und nun jene den Privilegirten, dieſe aber<lb/> jedem allenfallſigen Widerſtande in der zweyten Kam¬<lb/> mer entgegenhielt. So konnte, als nun, nach ſchicklich<lb/> durch die Commiſſäre geleiteter Wahl, endlich die ge¬<lb/> fürchtete Democratie zuſammenkam, der Miniſterial¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [55/0063]
Geiſtlichkeit beſtanden, hatte man glücklich dadurch
gedeckt, daß man bey der Confeſſions-Vereinigung,
durch das Teſtament der Superintendenten auf den
Letztlebenden, auch ſie centrirt, und dann durch Ver¬
pachtung der Pfarrgüter, Beſoldung der Geiſtlichen
und Creirung einer Centralcaſſe zu Staatsdienern und
Kirchenbeamten im Solde der Regierung umgeſchaf¬
fen. Aerzte und Advocaten, beides ſonſt allerwärts
unabhängige Stände, die bekanntlich in der franzöſi¬
ſchen Revolution eine furchtbare Rolle geſpielt, wur¬
den hier ſehr geſchickt völlig unſchädlich gemacht;
indem man jene durch Beſoldungen, zum Theil aus
den Gemeindecaſſen, bey tief herabgeſetzten Deſerviten
gleichfalls in Staatsbeamte verwandelte, dieſe aber
von den Amtsgerichten trieb. Die Handwerksinnungen,
ſchmähliche Reſte der Feudalknechtſchaft, Staaten im
Staate, und darum Feuerheerde möglicher Rebellio¬
nen, wurden ſpäter wie billig ebenfalls geſprengt. Der
Adel war noch übrig, und da Manche aus ſeiner Mitte,
durch Begünſtigungen nicht zu gewinnen, eine ver¬
drüßliche Selbſtſtändigkeit behaupteten, ſo ſäete man
mit erlaubtem Kunſtgriff eine heilſame Zwietracht zwi¬
ſchen ihm und dem dritten Stande aus, indem man
rechts und links theilte und unterſchied, zwiſchen Ultra's,
die Alles ohne das Volk thun wollten, und Jacobi¬
nern, die Alles durch das Volk, zu ertrotzen ſich
vorgeſetzt, und nun jene den Privilegirten, dieſe aber
jedem allenfallſigen Widerſtande in der zweyten Kam¬
mer entgegenhielt. So konnte, als nun, nach ſchicklich
durch die Commiſſäre geleiteter Wahl, endlich die ge¬
fürchtete Democratie zuſammenkam, der Miniſterial¬
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