Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.in dumpfen, leeren Träumen brütet, die andere hy¬ Wie es zu den Zeiten des rheinischen Bundes In diesem Gedränge bothen jene Staatsmänner der in dumpfen, leeren Träumen brütet, die andere hy¬ Wie es zu den Zeiten des rheiniſchen Bundes In dieſem Gedränge bothen jene Staatsmänner der <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0060" n="52"/> in dumpfen, leeren Träumen brütet, die andere hy¬<lb/> perſtheniſch in phantaſtiſchen, ausſchweifenden Deli¬<lb/> rien ſich abgemüdet:</p><lb/> <p>Wie es zu den Zeiten des rheiniſchen Bundes<lb/> in den Bundesſtaaten gehalten worden, iſt noch im<lb/> friſchen Angedenken, und es iſt zugleich unnütz und<lb/> gehäſſig, die Erinnerung an dieſe widerwärtigen Er¬<lb/> eigniſſe wieder aufzuwecken. Als das Reich Napoleons<lb/> zum Sturz gekommen, und die Meinung gegen jene<lb/> Höfe ſich mit Heftigkeit erhob; da bildete ſich an ih¬<lb/> nen eine Reaction, die aus dem Conflicte ſehr ver¬<lb/> ſchiedenartiger Motive ſich entwickelte. Die ſüße Ge¬<lb/> wohnheit der bisher geübten Willkühr kam mit den<lb/> neuen Anſprüchen der Zeit in harten Widerſpruch; wäh¬<lb/> rend die Gutwilligkeit, die am Teutſchen ſich ſchwer<lb/> verläugnet, wohl fühlend den Stachel des Gewiſſens,<lb/> mit dem gekränkten Stolze kämpfte, der ſeine Conſe¬<lb/> quenz gegen die neu einbrechende Ordnung der Dinge<lb/> zu vertheidigen ſich beſtrebte, und mit Erbitterung<lb/> die ungeſtüme Mahnung alter Schuld abwies, bey<lb/> der man, vielleicht weniger als billig war, auf die<lb/> Macht der Umſtände, in die ſie verwickelt waren,<lb/> Rückſicht nahm.</p><lb/> <p>In dieſem Gedränge bothen jene Staatsmänner der<lb/> zweyten Claſſe, die früher die Umkehr nach Napoleo¬<lb/> niſchen Grundſätzen geleitet hatten, eine bequeme Aus¬<lb/> kunft an, indem ſie, gleich dem Meiſter nach der<lb/> Rückkehr, ſich mit dem nöthigen Vorbehalt auf die<lb/> liberale Seite warfen. Indem man der Zeit einige<lb/> wirkliche unabweisliche Einräumungen geſtattete, war<lb/> jenem guten Willen genug gethan, das Gewiſſen zur<lb/></p> </body> </text> </TEI> [52/0060]
in dumpfen, leeren Träumen brütet, die andere hy¬
perſtheniſch in phantaſtiſchen, ausſchweifenden Deli¬
rien ſich abgemüdet:
Wie es zu den Zeiten des rheiniſchen Bundes
in den Bundesſtaaten gehalten worden, iſt noch im
friſchen Angedenken, und es iſt zugleich unnütz und
gehäſſig, die Erinnerung an dieſe widerwärtigen Er¬
eigniſſe wieder aufzuwecken. Als das Reich Napoleons
zum Sturz gekommen, und die Meinung gegen jene
Höfe ſich mit Heftigkeit erhob; da bildete ſich an ih¬
nen eine Reaction, die aus dem Conflicte ſehr ver¬
ſchiedenartiger Motive ſich entwickelte. Die ſüße Ge¬
wohnheit der bisher geübten Willkühr kam mit den
neuen Anſprüchen der Zeit in harten Widerſpruch; wäh¬
rend die Gutwilligkeit, die am Teutſchen ſich ſchwer
verläugnet, wohl fühlend den Stachel des Gewiſſens,
mit dem gekränkten Stolze kämpfte, der ſeine Conſe¬
quenz gegen die neu einbrechende Ordnung der Dinge
zu vertheidigen ſich beſtrebte, und mit Erbitterung
die ungeſtüme Mahnung alter Schuld abwies, bey
der man, vielleicht weniger als billig war, auf die
Macht der Umſtände, in die ſie verwickelt waren,
Rückſicht nahm.
In dieſem Gedränge bothen jene Staatsmänner der
zweyten Claſſe, die früher die Umkehr nach Napoleo¬
niſchen Grundſätzen geleitet hatten, eine bequeme Aus¬
kunft an, indem ſie, gleich dem Meiſter nach der
Rückkehr, ſich mit dem nöthigen Vorbehalt auf die
liberale Seite warfen. Indem man der Zeit einige
wirkliche unabweisliche Einräumungen geſtattete, war
jenem guten Willen genug gethan, das Gewiſſen zur
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