Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.derherzustellen; aber damit soll keineswegs jene laue derherzuſtellen; aber damit ſoll keineswegs jene laue <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0054" n="46"/> derherzuſtellen; aber damit ſoll keineswegs jene laue<lb/> Gleichgültigkeit, jene theilnahmloſe Unbekümmerniß,<lb/> jene flache Trivialität der Geſinnungen, jene klägliche<lb/> Nüchternheit wiederkehren; und am wenigſten wollen<lb/> wir jene Flickſchuſterey der vorletzten Zeit ohne Idee<lb/> und Adel der Geſinnungen, ohne Kraft, Würde, blos<lb/> durch einen verdumpften Rechtsbegriff im beßten Fall<lb/> geleitet, uns zum Vorbild nehmen. Jene Cabinetts¬<lb/> willkühr, die in Italien zuerſt erſonnen, in Frank¬<lb/> reich aber vor den Andern praktiſch ausgeübt, von<lb/> da in jener Zeit nach Teutſchland herübergepflanzt<lb/> wurde, kann uns den gemeſſenen Willen, der frey<lb/> iſt, weil er dem Geſetz gehorcht, und ſtark, weil er<lb/> ſich in ſeinen Gränzen hält, keineswegs erſetzen. Jene<lb/> Finanzſchwindeleyen, die Europa zu Grunde gerichtet,<lb/> werden dadurch nicht gebeſſert und zu liberalen Inſti¬<lb/> tutionen umgewandelt, wenn man nicht durch Nach¬<lb/> laß, ſondern durch Mehranziehen Gleichheit in ſie<lb/> bringt; noch wird der Geiz, wenn er gleich dem Al¬<lb/> ter ſich anzuhängen pflegt, dadurch eine alterthüm¬<lb/> liche Idee und ein würdiges Regierungsprinzip. Nicht<lb/> ferner mag eine Ordnung der Dinge ſich behaupten,<lb/> wo Pflichten und Rechte nicht gleichmäßig in denſel¬<lb/> ben Inſtitutionen und Perſönlichkeiten ſich vereinigen,<lb/> und im Steigen und Fallen wechſelſeitig ſich bedin¬<lb/> gen, ſondern vielmehr geſondert an verſchiedene Trä¬<lb/> ger ſich vertheilen wollen; nicht länger mehr mag jene<lb/> perſönliche Dienſtbarkeit beſtehen, als die freye wohl¬<lb/> verſtändigte Einwilligung ſich ihr freywillig unterzieht.<lb/> Nicht darum hat die Zeit nach der Rückkehr des Alten<lb/> ſich geſehnt, daß man es ihr, da wo es der Willkühr<lb/></p> </body> </text> </TEI> [46/0054]
derherzuſtellen; aber damit ſoll keineswegs jene laue
Gleichgültigkeit, jene theilnahmloſe Unbekümmerniß,
jene flache Trivialität der Geſinnungen, jene klägliche
Nüchternheit wiederkehren; und am wenigſten wollen
wir jene Flickſchuſterey der vorletzten Zeit ohne Idee
und Adel der Geſinnungen, ohne Kraft, Würde, blos
durch einen verdumpften Rechtsbegriff im beßten Fall
geleitet, uns zum Vorbild nehmen. Jene Cabinetts¬
willkühr, die in Italien zuerſt erſonnen, in Frank¬
reich aber vor den Andern praktiſch ausgeübt, von
da in jener Zeit nach Teutſchland herübergepflanzt
wurde, kann uns den gemeſſenen Willen, der frey
iſt, weil er dem Geſetz gehorcht, und ſtark, weil er
ſich in ſeinen Gränzen hält, keineswegs erſetzen. Jene
Finanzſchwindeleyen, die Europa zu Grunde gerichtet,
werden dadurch nicht gebeſſert und zu liberalen Inſti¬
tutionen umgewandelt, wenn man nicht durch Nach¬
laß, ſondern durch Mehranziehen Gleichheit in ſie
bringt; noch wird der Geiz, wenn er gleich dem Al¬
ter ſich anzuhängen pflegt, dadurch eine alterthüm¬
liche Idee und ein würdiges Regierungsprinzip. Nicht
ferner mag eine Ordnung der Dinge ſich behaupten,
wo Pflichten und Rechte nicht gleichmäßig in denſel¬
ben Inſtitutionen und Perſönlichkeiten ſich vereinigen,
und im Steigen und Fallen wechſelſeitig ſich bedin¬
gen, ſondern vielmehr geſondert an verſchiedene Trä¬
ger ſich vertheilen wollen; nicht länger mehr mag jene
perſönliche Dienſtbarkeit beſtehen, als die freye wohl¬
verſtändigte Einwilligung ſich ihr freywillig unterzieht.
Nicht darum hat die Zeit nach der Rückkehr des Alten
ſich geſehnt, daß man es ihr, da wo es der Willkühr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |