Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.nach dem Andern kalt erwürgen: das Alles fühlte die Die Nation, in ihren gerechtesten Erwartun¬ Auch war schon ein Anfang zur Constituirung in nach dem Andern kalt erwürgen: das Alles fühlte die Die Nation, in ihren gerechteſten Erwartun¬ Auch war ſchon ein Anfang zur Conſtituirung in <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0030" n="22"/> nach dem Andern kalt erwürgen: das Alles fühlte die<lb/> Meinung mit tiefer Kränkung, aber es verwunderte<lb/> ſie nicht weiter, weil es als natürliche Folge aus<lb/> den Vorderſätzen ſich ergab.</p><lb/> <p>Die Nation, in ihren gerechteſten Erwartun¬<lb/> gen getäuſcht, und ſchon den Stachel des öffentlichen<lb/> Schimpfes tief im Herzen fühlend, ſah nun auf die<lb/> Conſtituirung der einzelnen Bundesſtaaten ſich getrieben,<lb/> und ſetzte nun all ihre Kraft, und im Falle der Verweige¬<lb/> rung all ihren Trotz an die Erreichung dieſes letzten Zieles,<lb/> von wo aus ſie alsdann ſpäter und gründlicher alles<lb/> früher Aufgegebene wieder zu erreichen hoffen durfte.<lb/> Der dreyzehnte Artikel, anfangs in ziemlicher Währung<lb/> ausgeprägt, dann täglich durch Kipper- und Wipperkünſte<lb/> beſchnitten, ausgeſchabt und abgenagt, war endlich in ſei¬<lb/> ner gegenwärtigen Geſtalt ohne Präge in den Umlauf einge¬<lb/> treten, ſo unſcheinbar und abgegriffen, daß man ſpäter ſeine<lb/> Legende in ein Erwartungsrecht der Völker eine Zeitlang<lb/> umzudeuten wagen durfte. Neben ihm aber hatte der König<lb/> von Preußen dem früheren Edikte vom May 1814, das<lb/> die Form der künftigen Vertretung feſtgeſetzt, in den<lb/> Einräumungen des Patentes vom 5. April den In¬<lb/> halt beygefügt, und dadurch die Verfaſſung ſelbſt<lb/> ſchon in ihren allgemeinſten Umriſſen feſtgeſetzt.</p><lb/> <p>Auch war ſchon ein Anfang zur Conſtituirung in<lb/> einem teutſchen Lande geſchehen, in Würtemberg näm¬<lb/> lich. Nicht leicht war irgend anderswo der Wahnſinn<lb/> der Souveränität höher getrieben worden, vor Allen<lb/> Andern mußte darum auch dort der ſchärfſte Gegen¬<lb/> ſatz hervorgerufen werden. Als der Hof noch vom<lb/></p> </body> </text> </TEI> [22/0030]
nach dem Andern kalt erwürgen: das Alles fühlte die
Meinung mit tiefer Kränkung, aber es verwunderte
ſie nicht weiter, weil es als natürliche Folge aus
den Vorderſätzen ſich ergab.
Die Nation, in ihren gerechteſten Erwartun¬
gen getäuſcht, und ſchon den Stachel des öffentlichen
Schimpfes tief im Herzen fühlend, ſah nun auf die
Conſtituirung der einzelnen Bundesſtaaten ſich getrieben,
und ſetzte nun all ihre Kraft, und im Falle der Verweige¬
rung all ihren Trotz an die Erreichung dieſes letzten Zieles,
von wo aus ſie alsdann ſpäter und gründlicher alles
früher Aufgegebene wieder zu erreichen hoffen durfte.
Der dreyzehnte Artikel, anfangs in ziemlicher Währung
ausgeprägt, dann täglich durch Kipper- und Wipperkünſte
beſchnitten, ausgeſchabt und abgenagt, war endlich in ſei¬
ner gegenwärtigen Geſtalt ohne Präge in den Umlauf einge¬
treten, ſo unſcheinbar und abgegriffen, daß man ſpäter ſeine
Legende in ein Erwartungsrecht der Völker eine Zeitlang
umzudeuten wagen durfte. Neben ihm aber hatte der König
von Preußen dem früheren Edikte vom May 1814, das
die Form der künftigen Vertretung feſtgeſetzt, in den
Einräumungen des Patentes vom 5. April den In¬
halt beygefügt, und dadurch die Verfaſſung ſelbſt
ſchon in ihren allgemeinſten Umriſſen feſtgeſetzt.
Auch war ſchon ein Anfang zur Conſtituirung in
einem teutſchen Lande geſchehen, in Würtemberg näm¬
lich. Nicht leicht war irgend anderswo der Wahnſinn
der Souveränität höher getrieben worden, vor Allen
Andern mußte darum auch dort der ſchärfſte Gegen¬
ſatz hervorgerufen werden. Als der Hof noch vom
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |