Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Curien, die beyden Hauptelemente aller Verfassung Da inzwischen in solcher Ordnung eine denkbare, 13
Curien, die beyden Hauptelemente aller Verfaſſung Da inzwiſchen in ſolcher Ordnung eine denkbare, 13
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0201" n="193"/> Curien, die beyden Hauptelemente aller Verfaſſung<lb/> ſich beyſammenfinden, dadurch aber daß ſie wieder<lb/> ſpezifiſch in verſchiedne Organe ſich vertheilen, würde<lb/> eine gewiſſe Heilkraft in das Ganze kommen, vermöge<lb/> welcher die entzweyten Gegenſätze ihre Beruhigung fin¬<lb/> den, und Streitigkeiten, die ſich erhoben, nicht wie<lb/> bey dem Zweykammerſyſtem auf ſich beruhen, oder<lb/> durch die Gewalt geſchlichtet werden müſſen, ſondern<lb/> innerlich ſich vertragen laſſen.</p><lb/> <p>Da inzwiſchen in ſolcher Ordnung eine denkbare,<lb/> oft genug eingetretene Verbindung der beyden höheren<lb/> Stände mit dem Hofe leicht die Gemeinen unterdrü¬<lb/> cken könnte, ſo müßte für dieſen Fall in ſolcher Weiſe<lb/> vorgeſorgt werden, daß ihre großen und ſtehenden<lb/> Intereſſen durch die Stimmweiſe ſchon gedeckt erſchie¬<lb/> nen, indem dieſe nach dem vorherrſchenden Charakter<lb/> des vorliegenden Gegenſtandes auch verſchieden ſich<lb/> modifizirte. So da bey den Steuerbewilligungen und<lb/> Conſcriptionen die geometriſche und ponderable Größe<lb/> des Beſitzes einerſeits, und andrerſeits die arithmetiſche<lb/> Zahl die Leiſtung zu machen hat, ſo würde hier auch<lb/> die Zahl in einfacher Stimmenmehrheit beym Zuſam¬<lb/> menzählen der Votirenden entſcheiden; wobey wie bil¬<lb/> lig der dritte Stand die entſcheidende Stimme hat.<lb/> Bey allen Erörterungen, die das democratiſche Ele¬<lb/> ment der Verfaſſung und ſeine Verhältniſſe nach auf¬<lb/> wärts, ſo wie die des <choice><sic>Ariſtokatiſchen</sic><corr>Ariſtokratiſchen</corr></choice> nach abwärts<lb/> hin betreffen, würde nach Bänken zu ſtimmen ſeyn.<lb/> In allen höheren Beziehungen, für alle Gegenſtände<lb/> der obern Geſetzgebung, für alles worin das monar¬<lb/> chiſche Princip und das Kirchliche überwiegt, würde,<lb/> da man vorausſetzen muß, daß die Einſicht weſentlich<lb/> in der Regierung, und den ihr nähern Ständen eben<lb/> ſo ruht, wie die Tüchtigkeit im Volke, nach Curien<lb/> geſtimmt werden; jedoch alſo, daß für Abänderungen<lb/> der <hi rendition="#g">vertragenen</hi> Verfaſſung in weſentlichen Punkten,<lb/> mit der Einwilligung des Fürſten zugleich die Bey¬<lb/> ſtimmung einer Mehrheit in den drey Curien erfor¬<lb/> dert würde. In allen andern Streitfragen der höhe¬<lb/> ren Art würde, da immer drey Glieder vorhanden<lb/> <fw place="bottom" type="sig">13<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [193/0201]
Curien, die beyden Hauptelemente aller Verfaſſung
ſich beyſammenfinden, dadurch aber daß ſie wieder
ſpezifiſch in verſchiedne Organe ſich vertheilen, würde
eine gewiſſe Heilkraft in das Ganze kommen, vermöge
welcher die entzweyten Gegenſätze ihre Beruhigung fin¬
den, und Streitigkeiten, die ſich erhoben, nicht wie
bey dem Zweykammerſyſtem auf ſich beruhen, oder
durch die Gewalt geſchlichtet werden müſſen, ſondern
innerlich ſich vertragen laſſen.
Da inzwiſchen in ſolcher Ordnung eine denkbare,
oft genug eingetretene Verbindung der beyden höheren
Stände mit dem Hofe leicht die Gemeinen unterdrü¬
cken könnte, ſo müßte für dieſen Fall in ſolcher Weiſe
vorgeſorgt werden, daß ihre großen und ſtehenden
Intereſſen durch die Stimmweiſe ſchon gedeckt erſchie¬
nen, indem dieſe nach dem vorherrſchenden Charakter
des vorliegenden Gegenſtandes auch verſchieden ſich
modifizirte. So da bey den Steuerbewilligungen und
Conſcriptionen die geometriſche und ponderable Größe
des Beſitzes einerſeits, und andrerſeits die arithmetiſche
Zahl die Leiſtung zu machen hat, ſo würde hier auch
die Zahl in einfacher Stimmenmehrheit beym Zuſam¬
menzählen der Votirenden entſcheiden; wobey wie bil¬
lig der dritte Stand die entſcheidende Stimme hat.
Bey allen Erörterungen, die das democratiſche Ele¬
ment der Verfaſſung und ſeine Verhältniſſe nach auf¬
wärts, ſo wie die des Ariſtokratiſchen nach abwärts
hin betreffen, würde nach Bänken zu ſtimmen ſeyn.
In allen höheren Beziehungen, für alle Gegenſtände
der obern Geſetzgebung, für alles worin das monar¬
chiſche Princip und das Kirchliche überwiegt, würde,
da man vorausſetzen muß, daß die Einſicht weſentlich
in der Regierung, und den ihr nähern Ständen eben
ſo ruht, wie die Tüchtigkeit im Volke, nach Curien
geſtimmt werden; jedoch alſo, daß für Abänderungen
der vertragenen Verfaſſung in weſentlichen Punkten,
mit der Einwilligung des Fürſten zugleich die Bey¬
ſtimmung einer Mehrheit in den drey Curien erfor¬
dert würde. In allen andern Streitfragen der höhe¬
ren Art würde, da immer drey Glieder vorhanden
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