Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.sen; und wenn nun eine gegen die Andere das veto Darum würde es, um ein frisches, rasches Leben ſen; und wenn nun eine gegen die Andere das veto Darum würde es, um ein friſches, raſches Leben <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0198" n="190"/> ſen; und wenn nun eine gegen die Andere das <hi rendition="#aq">veto</hi><lb/> hat, ſo wird, da ſich entgegengeſetzte gleiche Kräfte<lb/> vollkommen aufheben, das ganze Thun in allen wich¬<lb/> tigen Dingen eine leere Spiegelfechterey, eine bloße<lb/> Staatscomödie und Parade, wo zwar viel gefochten<lb/> und auf- und abmarſchirt, aber mit aller Anſtrengung<lb/> blos ein Spiel und kein ernſtes Geſchäft betrieben<lb/> wird. Da überdem die ſtreitenden Partheyen, durch<lb/> Wände getrennt, nur in einem todten ſchriftlichen<lb/> Verkehre miteinander ſtehen, ſo iſt auch jene Annähe¬<lb/> rung, die der lebendige und mündliche Verkehr von<lb/> Angeſicht zu Angeſicht herbeyführt, abgeſchnitten, und<lb/> die feindlichen Brüder ſind vollends unverſöhnlich<lb/> jeder in ſeiner Behauſung eingeſchloſſen. Für die<lb/> eine Kammer kämpft natürlich die Meinung; die An¬<lb/> dere alſo, von Volke abgeſchloſſen, muß übelgelaunt<lb/> im Schmollwinkel ihre Stelle nehmen, und ſich in der<lb/> Gnade des Hofes ſonnen; der Adel aber, dem jede<lb/> Gelegenheit zu lebendiger Gymnaſtik im Ringen mit<lb/> den Gemeinen abgeſchnitten, hat nicht Gelegenheit<lb/> ſich die geforderten Verdienſte zu erwerben, und ver¬<lb/> kümmert und verrottet vollends in ſeiner langweiligen<lb/> Einſamkeit.</p><lb/> <p>Darum würde es, um ein friſches, raſches Leben<lb/> in die Ständeverſammlung zu bringen, und ein reg¬<lb/> ſames Wechſelſpiel der Kräfte, an dem alle Talente<lb/> zum Vortheil des Ganzen Antheil nehmen, hervorzu¬<lb/> rufen, am füglichſten ſeyn, die drey Stände in eine<lb/> Kammer zu vereinigen, und ſie dort in drey Curien<lb/> zu ordnen. Die Erſte würden die Gemeinen zuſam¬<lb/> menſetzen, und zwar in ſolcher Weiſe, daß wenig¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [190/0198]
ſen; und wenn nun eine gegen die Andere das veto
hat, ſo wird, da ſich entgegengeſetzte gleiche Kräfte
vollkommen aufheben, das ganze Thun in allen wich¬
tigen Dingen eine leere Spiegelfechterey, eine bloße
Staatscomödie und Parade, wo zwar viel gefochten
und auf- und abmarſchirt, aber mit aller Anſtrengung
blos ein Spiel und kein ernſtes Geſchäft betrieben
wird. Da überdem die ſtreitenden Partheyen, durch
Wände getrennt, nur in einem todten ſchriftlichen
Verkehre miteinander ſtehen, ſo iſt auch jene Annähe¬
rung, die der lebendige und mündliche Verkehr von
Angeſicht zu Angeſicht herbeyführt, abgeſchnitten, und
die feindlichen Brüder ſind vollends unverſöhnlich
jeder in ſeiner Behauſung eingeſchloſſen. Für die
eine Kammer kämpft natürlich die Meinung; die An¬
dere alſo, von Volke abgeſchloſſen, muß übelgelaunt
im Schmollwinkel ihre Stelle nehmen, und ſich in der
Gnade des Hofes ſonnen; der Adel aber, dem jede
Gelegenheit zu lebendiger Gymnaſtik im Ringen mit
den Gemeinen abgeſchnitten, hat nicht Gelegenheit
ſich die geforderten Verdienſte zu erwerben, und ver¬
kümmert und verrottet vollends in ſeiner langweiligen
Einſamkeit.
Darum würde es, um ein friſches, raſches Leben
in die Ständeverſammlung zu bringen, und ein reg¬
ſames Wechſelſpiel der Kräfte, an dem alle Talente
zum Vortheil des Ganzen Antheil nehmen, hervorzu¬
rufen, am füglichſten ſeyn, die drey Stände in eine
Kammer zu vereinigen, und ſie dort in drey Curien
zu ordnen. Die Erſte würden die Gemeinen zuſam¬
menſetzen, und zwar in ſolcher Weiſe, daß wenig¬
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