Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.heren Stände aus sich heraufgetrieben, den Lehrstand Darum scheint der gesunde Menschenverstand auf heren Stände aus ſich heraufgetrieben, den Lehrſtand Darum ſcheint der geſunde Menſchenverſtand auf <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0194" n="186"/> heren Stände aus ſich heraufgetrieben, den <hi rendition="#g">Lehrſtand</hi><lb/> in den eigentlichen Gelehrten, die unter dem Vor¬<lb/> gange der Philoſophie den profanen Wiſſenſchaften ſich<lb/> ergeben; und einen <hi rendition="#g">Verdienſtadel</hi>, der vor allem in<lb/> der letzten Zeit die Kriegsehre zum größten Theil ſich<lb/> zugeeignet, und im Bürgerlichen nun ſeine Stelle in<lb/> der Kammer und der Ariſtocratie des Beſitzes und<lb/> des Talentes ſucht. Andrerſeits hat der Adel, in wie¬<lb/> fern er als Gutsbeſitzer zum großen Theile ſich auf<lb/> ſich ſelbſt geſetzt, eben dadurch, am meiſten in den<lb/> Rheinprovinzen, ſich mit dem dritten Stand verbun¬<lb/> den; und der Clerus grünt gleichfalls zur Zeit nur<lb/> beynahe noch allein in ſeinem volksmäßigen Elemente,<lb/> den Pfarrern und Seelſorgern fort.</p><lb/> <p>Darum ſcheint der geſunde Menſchenverſtand auf<lb/> den einzigen Ausweg hinzudeuten, der zur Verſtän¬<lb/> digung übrig bleibt, daß der dritte Stand mit ſei¬<lb/> nem neuen Adel und Clerus von heute und geſtern<lb/> her, die gleichnamigen alten Stände, die aus einer<lb/> früheren Bildungszeit herüberreichen, nicht verdrängt,<lb/> ſondern Beyde in ſolcher Weiſe ſich verbinden, daß<lb/> indem ſie gleichmäßig alten Vorrechten und neuen An¬<lb/> maſſungen entſagen, die mit der zeitgemäßen Verfaſ¬<lb/> ſung im Widerſpruche ſtehen, der hiſtoriſche Adel ſich<lb/> dadurch verjünge, daß er zur Geburt das Verdienſt<lb/> als zweyten nothwendigen Faktor des künftigen Adels<lb/> anerkenne, und nun durch eben dieſen Faktor mit dem<lb/> beweglichen Verdienſtadel des dritten Standes in Ver¬<lb/> bindung trete; daß aber der Clerus, indem er die<lb/> Wiſſenſchaft nicht ferner mehr als die verführeriſche<lb/> Schlange flieht, vielmehr dadurch, daß er ihre gegen<lb/></p> </body> </text> </TEI> [186/0194]
heren Stände aus ſich heraufgetrieben, den Lehrſtand
in den eigentlichen Gelehrten, die unter dem Vor¬
gange der Philoſophie den profanen Wiſſenſchaften ſich
ergeben; und einen Verdienſtadel, der vor allem in
der letzten Zeit die Kriegsehre zum größten Theil ſich
zugeeignet, und im Bürgerlichen nun ſeine Stelle in
der Kammer und der Ariſtocratie des Beſitzes und
des Talentes ſucht. Andrerſeits hat der Adel, in wie¬
fern er als Gutsbeſitzer zum großen Theile ſich auf
ſich ſelbſt geſetzt, eben dadurch, am meiſten in den
Rheinprovinzen, ſich mit dem dritten Stand verbun¬
den; und der Clerus grünt gleichfalls zur Zeit nur
beynahe noch allein in ſeinem volksmäßigen Elemente,
den Pfarrern und Seelſorgern fort.
Darum ſcheint der geſunde Menſchenverſtand auf
den einzigen Ausweg hinzudeuten, der zur Verſtän¬
digung übrig bleibt, daß der dritte Stand mit ſei¬
nem neuen Adel und Clerus von heute und geſtern
her, die gleichnamigen alten Stände, die aus einer
früheren Bildungszeit herüberreichen, nicht verdrängt,
ſondern Beyde in ſolcher Weiſe ſich verbinden, daß
indem ſie gleichmäßig alten Vorrechten und neuen An¬
maſſungen entſagen, die mit der zeitgemäßen Verfaſ¬
ſung im Widerſpruche ſtehen, der hiſtoriſche Adel ſich
dadurch verjünge, daß er zur Geburt das Verdienſt
als zweyten nothwendigen Faktor des künftigen Adels
anerkenne, und nun durch eben dieſen Faktor mit dem
beweglichen Verdienſtadel des dritten Standes in Ver¬
bindung trete; daß aber der Clerus, indem er die
Wiſſenſchaft nicht ferner mehr als die verführeriſche
Schlange flieht, vielmehr dadurch, daß er ihre gegen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |