Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.selbst sie wiedergebähre und verjünge. Man dachte Aber als die Dunkel, in die jene Versammlung sich ſelbſt ſie wiedergebähre und verjünge. Man dachte Aber als die Dunkel, in die jene Verſammlung ſich <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0018" n="10"/> ſelbſt ſie wiedergebähre und verjünge. Man dachte<lb/> ſich ohngefähr, ein Kaiſer werde aufs neue an die<lb/> Spitze des Reiches treten, die Würde erblich ſo<lb/> lange das Geſchlecht beſtehe; ihm zur Seite zum Schutz<lb/> der Freyheit bey dieſer Erblichkeit und zur Erhaltung<lb/> des Gegenſatzes, der einmal ſich erhoben, ein teutſcher<lb/> König; dann die Herzoge des Reichs, ſeine Fürſten<lb/> und Grafen, Prälaten und übrigen Standesherren um<lb/> ſie verſammelt in einer Pairskammer; die Gemeinen<lb/> aber in einer zweyten Kammer des Reichs-Parlamen¬<lb/> tes, und alſo jedes Glied des Ganzen bedingend und<lb/> bedingt, alle Stämme ſich beygeordnet und keiner<lb/> herrſchend über den Andern, alle mit Freyheit die¬<lb/> nend demſelben Oberhaupte: die einzige Verfaſſung<lb/> die für lange Zeiten auf der Teutſchen Charakter und<lb/> Sinnesweiſe paßt. Dies alſo geordnet trat dies Reich<lb/> in die Geſammtheit der europäiſchen Staaten mit dem<lb/> ganzen Gewicht ſeiner Macht und Würde, getragen<lb/> von dem wiederbelebten Geiſte ſeines Volkes, ein und<lb/> die übrigen Angelegenheiten der europäiſchen Republik<lb/> ordneten ſich nun nach Billigkeit und dem gemeinſa¬<lb/> men Intereſſe der Theilnehmenden gemäß.</p><lb/> <p>Aber als die Dunkel, in die jene Verſammlung ſich<lb/> zuerſt gehüllt, einigermaßen ſich verzogen, bemerkte<lb/> man mit Beſtürzung, daß hier keine Spur eines gro¬<lb/> ßen architectoniſchen Planes den Verhandlungen zum<lb/> Grunde liege; der Uranus der alten Zeit, den der<lb/> Saturn der Revolution entmannt, hörte gänzlich un¬<lb/> fruchtbar zu zeugen auf, und der allwaltende Zeus,<lb/> der dieſen vom Thron getrieben, hatte den großen<lb/> Kampf noch nicht ausgeſtritten. Die Vorſehung hatte<lb/></p> </body> </text> </TEI> [10/0018]
ſelbſt ſie wiedergebähre und verjünge. Man dachte
ſich ohngefähr, ein Kaiſer werde aufs neue an die
Spitze des Reiches treten, die Würde erblich ſo
lange das Geſchlecht beſtehe; ihm zur Seite zum Schutz
der Freyheit bey dieſer Erblichkeit und zur Erhaltung
des Gegenſatzes, der einmal ſich erhoben, ein teutſcher
König; dann die Herzoge des Reichs, ſeine Fürſten
und Grafen, Prälaten und übrigen Standesherren um
ſie verſammelt in einer Pairskammer; die Gemeinen
aber in einer zweyten Kammer des Reichs-Parlamen¬
tes, und alſo jedes Glied des Ganzen bedingend und
bedingt, alle Stämme ſich beygeordnet und keiner
herrſchend über den Andern, alle mit Freyheit die¬
nend demſelben Oberhaupte: die einzige Verfaſſung
die für lange Zeiten auf der Teutſchen Charakter und
Sinnesweiſe paßt. Dies alſo geordnet trat dies Reich
in die Geſammtheit der europäiſchen Staaten mit dem
ganzen Gewicht ſeiner Macht und Würde, getragen
von dem wiederbelebten Geiſte ſeines Volkes, ein und
die übrigen Angelegenheiten der europäiſchen Republik
ordneten ſich nun nach Billigkeit und dem gemeinſa¬
men Intereſſe der Theilnehmenden gemäß.
Aber als die Dunkel, in die jene Verſammlung ſich
zuerſt gehüllt, einigermaßen ſich verzogen, bemerkte
man mit Beſtürzung, daß hier keine Spur eines gro¬
ßen architectoniſchen Planes den Verhandlungen zum
Grunde liege; der Uranus der alten Zeit, den der
Saturn der Revolution entmannt, hörte gänzlich un¬
fruchtbar zu zeugen auf, und der allwaltende Zeus,
der dieſen vom Thron getrieben, hatte den großen
Kampf noch nicht ausgeſtritten. Die Vorſehung hatte
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