Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.gegengesetzte Aeußerste, und nun kamen die stehenden gegengeſetzte Aeußerſte, und nun kamen die ſtehenden <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0174" n="166"/> gegengeſetzte Aeußerſte, und nun kamen die ſtehenden<lb/> Heere auf, in deren Einrichtung das monarchiſche<lb/> Prinzip allein und ausſchließlich herrſcht; blinder Ge¬<lb/> horſam das einzige Band iſt, in dem das Ganze zuſam¬<lb/> menhält, und die eigne ſpezifiſche Waffenehre der ein¬<lb/> zige Trieb, der es beſeelt. Als aber die Erfahrung<lb/> die Nachtheile auch dieſes Extrems erwieſen; als ſich<lb/> bald ergeben, daß derſelbe Mechanism, in dem die<lb/> Verfaſſung erſtarrt, auch in nichtigem Kamaſchendienſt<lb/> und eiteln Paradekünſten Geiſt und Muth verkrüppelte;<lb/> und wie, indem hier wie dort der gänzlich ausgewie¬<lb/> ſene Geiſt in leeren Theorien ohne allen Verkehr mit<lb/> der Wirklichkeit ſich verlohr, alles praktiſche Geſchick<lb/> erſtarb, erkannte man, daß auch hier eine Verjüngung<lb/> in der Quelle ewiger Jugend noth thue und geboten<lb/> ſey und ſo wurden Landwehren wieder hervorgeſucht.<lb/> Man erkannte, daß, da das Syſtem der ſtehenden<lb/> Heere einmal allgemein geworden, und die ganze<lb/> Kriegskunſt ſich nach ihm gebildet hat, in ihm aller¬<lb/> dings eine nothwendige hiſtoriſche Entwickelung darge¬<lb/> ſtellt ſey, und daß nun kein Staat für ſich und einzeln<lb/> ohne Nachtheil von einer Ordnung ſich losſagen könne,<lb/> die durch die große Beweglichkeit, durch ihre Erſchloſ¬<lb/> ſenheit bis zum Einzelnſten herab, durch ihre Lenkbar¬<lb/> keit und den Rhytmus ihrer Bewegungen, die ordnende<lb/> Idee mit einer Wirkſamkeit durchſchlagen läßt, die<lb/> dringend durch die Natur der Sache ſelbſt geboten,<lb/> nicht leicht auf anderm Wege erreichbar ſeyn mögte.<lb/> Darum iſt man allgemein einverſtanden, daß ſo<lb/> lange die gegenwärtigen Kriegsverhältniſſe beſtehen,<lb/> im Heere, dem bewaffneten Arme der vollziehenden<lb/></p> </body> </text> </TEI> [166/0174]
gegengeſetzte Aeußerſte, und nun kamen die ſtehenden
Heere auf, in deren Einrichtung das monarchiſche
Prinzip allein und ausſchließlich herrſcht; blinder Ge¬
horſam das einzige Band iſt, in dem das Ganze zuſam¬
menhält, und die eigne ſpezifiſche Waffenehre der ein¬
zige Trieb, der es beſeelt. Als aber die Erfahrung
die Nachtheile auch dieſes Extrems erwieſen; als ſich
bald ergeben, daß derſelbe Mechanism, in dem die
Verfaſſung erſtarrt, auch in nichtigem Kamaſchendienſt
und eiteln Paradekünſten Geiſt und Muth verkrüppelte;
und wie, indem hier wie dort der gänzlich ausgewie¬
ſene Geiſt in leeren Theorien ohne allen Verkehr mit
der Wirklichkeit ſich verlohr, alles praktiſche Geſchick
erſtarb, erkannte man, daß auch hier eine Verjüngung
in der Quelle ewiger Jugend noth thue und geboten
ſey und ſo wurden Landwehren wieder hervorgeſucht.
Man erkannte, daß, da das Syſtem der ſtehenden
Heere einmal allgemein geworden, und die ganze
Kriegskunſt ſich nach ihm gebildet hat, in ihm aller¬
dings eine nothwendige hiſtoriſche Entwickelung darge¬
ſtellt ſey, und daß nun kein Staat für ſich und einzeln
ohne Nachtheil von einer Ordnung ſich losſagen könne,
die durch die große Beweglichkeit, durch ihre Erſchloſ¬
ſenheit bis zum Einzelnſten herab, durch ihre Lenkbar¬
keit und den Rhytmus ihrer Bewegungen, die ordnende
Idee mit einer Wirkſamkeit durchſchlagen läßt, die
dringend durch die Natur der Sache ſelbſt geboten,
nicht leicht auf anderm Wege erreichbar ſeyn mögte.
Darum iſt man allgemein einverſtanden, daß ſo
lange die gegenwärtigen Kriegsverhältniſſe beſtehen,
im Heere, dem bewaffneten Arme der vollziehenden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |