Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.Moral verbindlich ist, was du nicht willst daß dir Um aber zu diesem Punkte zu gelangen, muß die Der protestantischen Kirche aber, die ohne sich selber Moral verbindlich iſt, was du nicht willſt daß dir Um aber zu dieſem Punkte zu gelangen, muß die Der proteſtantiſchen Kirche aber, die ohne ſich ſelber <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0156" n="148"/> Moral verbindlich iſt, was du nicht willſt daß dir<lb/> geſchehe, thu auch nicht dem Andern, wie es der Dom¬<lb/> kapitular von Droſte in ſeiner Schrift: Kirche und<lb/> Staat, ſehr gut und praktiſch ausgeführt.</p><lb/> <p>Um aber zu dieſem Punkte zu gelangen, muß die<lb/> Kirche ſich ſtärker als je an ihre Einheit ſchließen, und<lb/> die geſchloſſene Phalanx ihrer Hierarchie, an der mehr<lb/> als einmal die Willkühr ſich gebrochen, ihr auch jetzt<lb/> unerſchüttert entgegen halten. Hat ſie dann einmal<lb/> von dieſer Seite Licht und Freiheit ſich errungen, und<lb/> ihre billige Dotation, die ihr der Staat noch immer<lb/> vorenthält, erlangt, dann wird ſie bey der ungeheuern<lb/> Reproduktionskraft, die ihr beywohnt, ſich leicht wie¬<lb/> der aus ſich ſelbſt zeitgemäß ergänzen, und dann ihre<lb/> übrigen Verhältniſſe durch Synoden und Concilien<lb/> ordnen, und in dem Maaße wie die Ideen ſich von<lb/> neuem beleben, wieder verjüngt erſtehen. Dann erſt<lb/> wird es an der Zeit ſeyn, jedem allenfallſigen Despo¬<lb/> tism, der ſich in ihr entwickeln wollte, zu begegnen,<lb/> da das katholiſche Teutſchland ſo wenig den Kirchlichen<lb/> wie den Politiſchen ſich gefallen zu laſſen irgend einige<lb/> Neigung hat.</p><lb/> <p>Der proteſtantiſchen Kirche aber, die ohne ſich ſelber<lb/> aufzuheben, in dieſem Sinne nicht rückläufig werden kann,<lb/> wird nichts übrig bleiben als die Reformation in der Rich¬<lb/> tung zu beendigen, in der ſie angefangen, und ſie ſo<lb/> weit fortzuführen, bis die Gewalt überall bey der Ge¬<lb/> meinde ruht, wie Sommer in ſeiner Schrift: von der<lb/> Kirche in dieſer Zeit, treffend entwickelt hat. Dann iſt auf<lb/> dem Wege der Allheit daſſelbe Verhältniß hergeſtellt,<lb/> das der Katholizism auf dem Wege der Einheit ſuchen<lb/> muß, indem alsdann die kirchliche Macht ſich an die<lb/></p> </body> </text> </TEI> [148/0156]
Moral verbindlich iſt, was du nicht willſt daß dir
geſchehe, thu auch nicht dem Andern, wie es der Dom¬
kapitular von Droſte in ſeiner Schrift: Kirche und
Staat, ſehr gut und praktiſch ausgeführt.
Um aber zu dieſem Punkte zu gelangen, muß die
Kirche ſich ſtärker als je an ihre Einheit ſchließen, und
die geſchloſſene Phalanx ihrer Hierarchie, an der mehr
als einmal die Willkühr ſich gebrochen, ihr auch jetzt
unerſchüttert entgegen halten. Hat ſie dann einmal
von dieſer Seite Licht und Freiheit ſich errungen, und
ihre billige Dotation, die ihr der Staat noch immer
vorenthält, erlangt, dann wird ſie bey der ungeheuern
Reproduktionskraft, die ihr beywohnt, ſich leicht wie¬
der aus ſich ſelbſt zeitgemäß ergänzen, und dann ihre
übrigen Verhältniſſe durch Synoden und Concilien
ordnen, und in dem Maaße wie die Ideen ſich von
neuem beleben, wieder verjüngt erſtehen. Dann erſt
wird es an der Zeit ſeyn, jedem allenfallſigen Despo¬
tism, der ſich in ihr entwickeln wollte, zu begegnen,
da das katholiſche Teutſchland ſo wenig den Kirchlichen
wie den Politiſchen ſich gefallen zu laſſen irgend einige
Neigung hat.
Der proteſtantiſchen Kirche aber, die ohne ſich ſelber
aufzuheben, in dieſem Sinne nicht rückläufig werden kann,
wird nichts übrig bleiben als die Reformation in der Rich¬
tung zu beendigen, in der ſie angefangen, und ſie ſo
weit fortzuführen, bis die Gewalt überall bey der Ge¬
meinde ruht, wie Sommer in ſeiner Schrift: von der
Kirche in dieſer Zeit, treffend entwickelt hat. Dann iſt auf
dem Wege der Allheit daſſelbe Verhältniß hergeſtellt,
das der Katholizism auf dem Wege der Einheit ſuchen
muß, indem alsdann die kirchliche Macht ſich an die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |