Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.schaften sind dem Bedürfnisse, die Künste der Erholung Jung ist freylich noch die Freyheit, und weiß sich Darum ist mein ganzes Seyn nur ein einziger Wi¬ ſchaften ſind dem Bedürfniſſe, die Künſte der Erholung Jung iſt freylich noch die Freyheit, und weiß ſich Darum iſt mein ganzes Seyn nur ein einziger Wi¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0151" n="143"/> ſchaften ſind dem Bedürfniſſe, die Künſte der Erholung<lb/> dienſtbar worden; aber ſieht auch der Bau, an dem<lb/> mein Geiſt ſchon drey Jahrhunderte gebaut, in der<lb/> Anlage einem Wirthſchaftsgebäude gleich, und hat der<lb/> Satan manchen Stein dazu herbeygeſchleppt, er wird<lb/> doch zuletzt ein Gotteshaus.</p><lb/> <p>Jung iſt freylich noch die Freyheit, und weiß ſich<lb/> nicht zu laſſen, die Willkuhr aber grau und alters¬<lb/> ſchwach weiß zwiſchen Seyn und Nichtſeyn nicht die<lb/> ſchwere Wahl zu treffen. Vergangen iſt noch nicht<lb/> das Alte, und das Neue noch nicht jung geworden;<lb/> ungar iſt die Maſſe und ſchwer fließend kann ſie nir¬<lb/> gend zum reinen Guſſe ſich geſtalten. Darum iſt alles<lb/> nur ein Ziſchen und ein Streiten, ein Geſtalten und<lb/> Zerfließen, ein Bilden und Zerſtören, und ich muß<lb/> immer wachen, daß das Feuer nicht erkalte, und das<lb/> Sieden raſch von Statten gehe.</p><lb/> <p>Darum iſt mein ganzes Seyn nur ein einziger Wi¬<lb/> derſpruch; da Zug und Trieb der innern Kräfte nach¬<lb/> gelaſſen, iſt das alte Chaos in der Geſellſchaft zu¬<lb/> rückgekehrt, und dem alten Schöpfer bin ich ein<lb/> furchtbarer Zerſtörer nachgefolgt. Aber aus dem Tode<lb/> allein kann das Leben keimen; hat doch auch die<lb/> bildende Weltkraft, als ſie im Hermesbecher die<lb/> Elemente zuerſt gemiſcht, und nun brauſend, gäh¬<lb/> rend, ziſchend, donnernd die Kräfte durcheinander¬<lb/> fuhren, erſt in viel mißlungenen Schöpfungen, die<lb/> die Berge jetzt beſchließen, ſich verſucht, ehe ſie das<lb/> rechte Maaß in ihrem Gebild getroffen. Darum fordre<lb/> nicht von mir, daß ich gleich im erſten Wurf ein<lb/> Bleibendes geſtalte, die Zukunft magſt du nur nach<lb/> meinem Werke fragen.„<lb/></p> </body> </text> </TEI> [143/0151]
ſchaften ſind dem Bedürfniſſe, die Künſte der Erholung
dienſtbar worden; aber ſieht auch der Bau, an dem
mein Geiſt ſchon drey Jahrhunderte gebaut, in der
Anlage einem Wirthſchaftsgebäude gleich, und hat der
Satan manchen Stein dazu herbeygeſchleppt, er wird
doch zuletzt ein Gotteshaus.
Jung iſt freylich noch die Freyheit, und weiß ſich
nicht zu laſſen, die Willkuhr aber grau und alters¬
ſchwach weiß zwiſchen Seyn und Nichtſeyn nicht die
ſchwere Wahl zu treffen. Vergangen iſt noch nicht
das Alte, und das Neue noch nicht jung geworden;
ungar iſt die Maſſe und ſchwer fließend kann ſie nir¬
gend zum reinen Guſſe ſich geſtalten. Darum iſt alles
nur ein Ziſchen und ein Streiten, ein Geſtalten und
Zerfließen, ein Bilden und Zerſtören, und ich muß
immer wachen, daß das Feuer nicht erkalte, und das
Sieden raſch von Statten gehe.
Darum iſt mein ganzes Seyn nur ein einziger Wi¬
derſpruch; da Zug und Trieb der innern Kräfte nach¬
gelaſſen, iſt das alte Chaos in der Geſellſchaft zu¬
rückgekehrt, und dem alten Schöpfer bin ich ein
furchtbarer Zerſtörer nachgefolgt. Aber aus dem Tode
allein kann das Leben keimen; hat doch auch die
bildende Weltkraft, als ſie im Hermesbecher die
Elemente zuerſt gemiſcht, und nun brauſend, gäh¬
rend, ziſchend, donnernd die Kräfte durcheinander¬
fuhren, erſt in viel mißlungenen Schöpfungen, die
die Berge jetzt beſchließen, ſich verſucht, ehe ſie das
rechte Maaß in ihrem Gebild getroffen. Darum fordre
nicht von mir, daß ich gleich im erſten Wurf ein
Bleibendes geſtalte, die Zukunft magſt du nur nach
meinem Werke fragen.„
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