Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.gegen aber hat dieselbe Cultur die Gemeinschaft mit gegen aber hat dieſelbe Cultur die Gemeinſchaft mit <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0134" n="126"/> gegen aber hat dieſelbe Cultur die Gemeinſchaft mit<lb/> einer andern Welt eröffnet, die durch geiſtige Kräfte<lb/> jene verſiegende Naturkraft erſetzt, und bey den Um¬<lb/> wandlungen der Staaten ihre Dienſte verſieht. Es<lb/> iſt dies jene geheimnißvolle Ideenwelt, die nach alter<lb/> Lehre erfüllend die unendliche Tiefe des Geiſterreichs,<lb/> und gleich dem Aetherhimmel über unſerm Selbſtbe¬<lb/> wußtſeyn ausgeſpannt, in alle Klüfte der Unterwelt<lb/> ihr Licht niedergießt, und alle Geſtaltungen beſeelt.<lb/> Wie aus dieſer Welt, nach eben jener Lehre, die See¬<lb/> len in die Materie niederſteigen, ein zeitliches Leben<lb/> hienieden führen, und dann wieder zur Heimath keh¬<lb/> ren; ſo ſind es eben die ihr entſtammenden Ideen, die<lb/> die Staaten als ihre eigentliche Begeiſtigung zuſam¬<lb/> menhalten, mit der Geiſterſchwere ſie in ſich verbin¬<lb/> den, und mit dem geiſtigen Lichte ſie durchleuchten;<lb/> und alſo gebunden im rechten Maaße durch die Ma¬<lb/> terie, und, unſichtbar ſelbſt, durch ſie zur ſichtbaren<lb/> Darſtellung gelangt, als die inwohnende plaſtiſche und<lb/> erhaltende Kraft das Leben fördernd, in ſeiner Dar¬<lb/> ſtellung ſich verlieren. So aber nun die Stufenjahre<lb/> dieſes Lebens durchlaufen ſind, und der Staat veral¬<lb/> tet, vermag er nicht ferner die inwohnende Idee zu<lb/> faſſen; ſie die vorher latent in ihm geweſen, wird<lb/> nun frey und ſtrahlend; und in dem Maaße, wie<lb/> ſie nun jenem geiſtigen Reiche verwandt ſich fühlt,<lb/> und andere ihr gleichartige Ideen zu ſich hernieder¬<lb/> zieht, wird ſie dem beſtehenden Materiellen mehr<lb/> entfremdet; und ſie, die vorher die Erhalterin gewe¬<lb/> ſen, wird nun zerſtörend, und löst, weil ſie ein<lb/> neues Haus ſich zu bauen vorgenommen, von innen<lb/></p> </body> </text> </TEI> [126/0134]
gegen aber hat dieſelbe Cultur die Gemeinſchaft mit
einer andern Welt eröffnet, die durch geiſtige Kräfte
jene verſiegende Naturkraft erſetzt, und bey den Um¬
wandlungen der Staaten ihre Dienſte verſieht. Es
iſt dies jene geheimnißvolle Ideenwelt, die nach alter
Lehre erfüllend die unendliche Tiefe des Geiſterreichs,
und gleich dem Aetherhimmel über unſerm Selbſtbe¬
wußtſeyn ausgeſpannt, in alle Klüfte der Unterwelt
ihr Licht niedergießt, und alle Geſtaltungen beſeelt.
Wie aus dieſer Welt, nach eben jener Lehre, die See¬
len in die Materie niederſteigen, ein zeitliches Leben
hienieden führen, und dann wieder zur Heimath keh¬
ren; ſo ſind es eben die ihr entſtammenden Ideen, die
die Staaten als ihre eigentliche Begeiſtigung zuſam¬
menhalten, mit der Geiſterſchwere ſie in ſich verbin¬
den, und mit dem geiſtigen Lichte ſie durchleuchten;
und alſo gebunden im rechten Maaße durch die Ma¬
terie, und, unſichtbar ſelbſt, durch ſie zur ſichtbaren
Darſtellung gelangt, als die inwohnende plaſtiſche und
erhaltende Kraft das Leben fördernd, in ſeiner Dar¬
ſtellung ſich verlieren. So aber nun die Stufenjahre
dieſes Lebens durchlaufen ſind, und der Staat veral¬
tet, vermag er nicht ferner die inwohnende Idee zu
faſſen; ſie die vorher latent in ihm geweſen, wird
nun frey und ſtrahlend; und in dem Maaße, wie
ſie nun jenem geiſtigen Reiche verwandt ſich fühlt,
und andere ihr gleichartige Ideen zu ſich hernieder¬
zieht, wird ſie dem beſtehenden Materiellen mehr
entfremdet; und ſie, die vorher die Erhalterin gewe¬
ſen, wird nun zerſtörend, und löst, weil ſie ein
neues Haus ſich zu bauen vorgenommen, von innen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |