Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.lichen Mißverständnissen auch die geflissentlichen Ent¬ Wie der Fremde, Davoust, jene Deputirten ange¬ lichen Mißverſtändniſſen auch die gefliſſentlichen Ent¬ Wie der Fremde, Davouſt, jene Deputirten ange¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0106" n="98"/> lichen Mißverſtändniſſen auch die gefliſſentlichen Ent¬<lb/> ſtellungen ſich geſellten; als der böſe Argwohn, der<lb/> in den Gemüthern ſich erhoben, nach und nach Alles<lb/> vergiftete und verzerrte: da iſt jene furchtbare Ideen¬<lb/> verwirrung entſtanden, die die gegenwärtige Zeit be¬<lb/> zeichnet, wo niemand mehr den Andern zu verſtehen<lb/> ſcheint; die Meinungen alle Striche der Windroſe<lb/> durchlaufen, und aus allen Weltgegenden gegenein¬<lb/> ander blaſen; wo, wie beym Thurmbau, wenn Mör¬<lb/> tel gefordert wird, der Arbeiter Steine bringt, und<lb/> Holz, wenn jener Ziegel verlangt, und mitten in der<lb/> Sprachverwirrung, wie dort nach altem Scherze, nur<lb/> das Wort Sack Allen gemein geblieben.</p><lb/> <p>Wie der Fremde, <hi rendition="#g">Davouſt</hi>, jene Deputirten ange¬<lb/> fahren: Ihr habt kein Teutſchland, ich kenne nur<lb/> Preußen, Bayern, Hannover u. ſ. w.; ſo iſt bey den Einhei¬<lb/> miſchen die Rede von der Einheit des Vaterlandes den<lb/> Einen eine Narrheit, den Andern gar Hochverrath<lb/> geworden. Der Teutſche ſey darauf angewieſen, in<lb/> ſchöner Univerſalität allen Völkern anzugehören, iſt<lb/> die Lehre des Tages; zugleich Schweizer, Trödeljude, La¬<lb/> kay und Klopffechter der ganzen Welt, ſoll er des Vaterlan¬<lb/> des, das ſie in Fezzen zerriſſen, nimmer gedenken unter<lb/> Strafe und ſtrenger Ahndung. Alle Frazzen des Auslandes<lb/> mag er um ſich hängen; als aber die Jugend verſucht,<lb/> die eigne alte Sitte und Tracht zurückzuführen, da<lb/> wurde es als die tollſte Teutſchthümmeley geſcholten<lb/> und verhöhnt. Als jene Künſtler in Rom in eine<lb/> Innung ſich brüderlich verbunden, und in gemeinſa¬<lb/> mem redlichen Streben um des Vaterlandes Ehre aus¬<lb/> zubreiten, ihre Kunſt auf die alte gute teutſche Schule<lb/></p> </body> </text> </TEI> [98/0106]
lichen Mißverſtändniſſen auch die gefliſſentlichen Ent¬
ſtellungen ſich geſellten; als der böſe Argwohn, der
in den Gemüthern ſich erhoben, nach und nach Alles
vergiftete und verzerrte: da iſt jene furchtbare Ideen¬
verwirrung entſtanden, die die gegenwärtige Zeit be¬
zeichnet, wo niemand mehr den Andern zu verſtehen
ſcheint; die Meinungen alle Striche der Windroſe
durchlaufen, und aus allen Weltgegenden gegenein¬
ander blaſen; wo, wie beym Thurmbau, wenn Mör¬
tel gefordert wird, der Arbeiter Steine bringt, und
Holz, wenn jener Ziegel verlangt, und mitten in der
Sprachverwirrung, wie dort nach altem Scherze, nur
das Wort Sack Allen gemein geblieben.
Wie der Fremde, Davouſt, jene Deputirten ange¬
fahren: Ihr habt kein Teutſchland, ich kenne nur
Preußen, Bayern, Hannover u. ſ. w.; ſo iſt bey den Einhei¬
miſchen die Rede von der Einheit des Vaterlandes den
Einen eine Narrheit, den Andern gar Hochverrath
geworden. Der Teutſche ſey darauf angewieſen, in
ſchöner Univerſalität allen Völkern anzugehören, iſt
die Lehre des Tages; zugleich Schweizer, Trödeljude, La¬
kay und Klopffechter der ganzen Welt, ſoll er des Vaterlan¬
des, das ſie in Fezzen zerriſſen, nimmer gedenken unter
Strafe und ſtrenger Ahndung. Alle Frazzen des Auslandes
mag er um ſich hängen; als aber die Jugend verſucht,
die eigne alte Sitte und Tracht zurückzuführen, da
wurde es als die tollſte Teutſchthümmeley geſcholten
und verhöhnt. Als jene Künſtler in Rom in eine
Innung ſich brüderlich verbunden, und in gemeinſa¬
mem redlichen Streben um des Vaterlandes Ehre aus¬
zubreiten, ihre Kunſt auf die alte gute teutſche Schule
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