Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesichter schnitt, und sagte erst, nachdem Claudine eine Weile geschwiegen hatte:

Nun also, was ist's denn, das dir auf dem Herzen liegt?

Ihr wißt wohl, daß gestern der Basil Henriot mit mir Verspruch gehalten hat? fragte Claudine.

Natürlich, Alles hab' ich erfahren, erwiderte der Alte; den Verspruch, das zertretene Kleid, das Fortlaufen und was alle Gevatterinnen von Jurancon darüber denken. Das braucht dir aber keinen Kummer zu machen . . . Sonntag kommt der Henriot nach der Obermühle, und dann . . .

Er soll nicht kommen! fiel Claudine ein.

Soll nicht kommen? wiederholte Cadet Caduchon.

Nein, und Ihr sollt ihn daran verhindern, fuhr Claudine fort, denn ich kann und will den Henriot nicht heirathen.

Diou di Diou, das ist wohl nicht dein Ernst! rief der Alte, indem er seinen Kessel vom Feuer nahm, um sich mit ungetheilter Aufmerksamkeit Claudinen zu widmen. Hast du dem armen Jungen das zertretene Kleid so übel genommen? fuhr er fort und setzte sich ihr gegenüber. Wird es deine Verwandtschaft zugeben, daß du aus solchem Grund den reichen Henriot ausschlägst? Es ist auch kein Grund . . . ich hätte dich für verständiger gehalten.

Claudine war roth geworden.

Das zertretene Kleid ist es nicht, sagte sie; bitte,

Gesichter schnitt, und sagte erst, nachdem Claudine eine Weile geschwiegen hatte:

Nun also, was ist's denn, das dir auf dem Herzen liegt?

Ihr wißt wohl, daß gestern der Basil Henriot mit mir Verspruch gehalten hat? fragte Claudine.

Natürlich, Alles hab' ich erfahren, erwiderte der Alte; den Verspruch, das zertretene Kleid, das Fortlaufen und was alle Gevatterinnen von Jurançon darüber denken. Das braucht dir aber keinen Kummer zu machen . . . Sonntag kommt der Henriot nach der Obermühle, und dann . . .

Er soll nicht kommen! fiel Claudine ein.

Soll nicht kommen? wiederholte Cadet Caduchon.

Nein, und Ihr sollt ihn daran verhindern, fuhr Claudine fort, denn ich kann und will den Henriot nicht heirathen.

Diou di Diou, das ist wohl nicht dein Ernst! rief der Alte, indem er seinen Kessel vom Feuer nahm, um sich mit ungetheilter Aufmerksamkeit Claudinen zu widmen. Hast du dem armen Jungen das zertretene Kleid so übel genommen? fuhr er fort und setzte sich ihr gegenüber. Wird es deine Verwandtschaft zugeben, daß du aus solchem Grund den reichen Henriot ausschlägst? Es ist auch kein Grund . . . ich hätte dich für verständiger gehalten.

Claudine war roth geworden.

Das zertretene Kleid ist es nicht, sagte sie; bitte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0052"/>
Gesichter schnitt, und sagte erst, nachdem Claudine eine                Weile geschwiegen hatte:</p><lb/>
        <p>Nun also, was ist's denn, das dir auf dem Herzen liegt?</p><lb/>
        <p>Ihr wißt wohl, daß gestern der Basil Henriot mit mir Verspruch gehalten hat? fragte                Claudine.</p><lb/>
        <p>Natürlich, Alles hab' ich erfahren, erwiderte der Alte; den Verspruch, das zertretene                Kleid, das Fortlaufen und was alle Gevatterinnen von Jurançon darüber denken. Das                braucht dir aber keinen Kummer zu machen . . . Sonntag kommt der Henriot nach der                Obermühle, und dann . . .</p><lb/>
        <p>Er soll nicht kommen! fiel Claudine ein.</p><lb/>
        <p>Soll nicht kommen? wiederholte Cadet Caduchon.</p><lb/>
        <p>Nein, und Ihr sollt ihn daran verhindern, fuhr Claudine fort, denn ich kann und will                den Henriot nicht heirathen.</p><lb/>
        <p>Diou di Diou, das ist wohl nicht dein Ernst! rief der Alte, indem er seinen Kessel                vom Feuer nahm, um sich mit ungetheilter Aufmerksamkeit Claudinen zu widmen. Hast du                dem armen Jungen das zertretene Kleid so übel genommen? fuhr er fort und setzte sich                ihr gegenüber. Wird es deine Verwandtschaft zugeben, daß du aus solchem Grund den                reichen Henriot ausschlägst? Es ist auch kein Grund . . . ich hätte dich für                verständiger gehalten.</p><lb/>
        <p>Claudine war roth geworden.</p><lb/>
        <p>Das zertretene Kleid ist es nicht, sagte sie; bitte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0052] Gesichter schnitt, und sagte erst, nachdem Claudine eine Weile geschwiegen hatte: Nun also, was ist's denn, das dir auf dem Herzen liegt? Ihr wißt wohl, daß gestern der Basil Henriot mit mir Verspruch gehalten hat? fragte Claudine. Natürlich, Alles hab' ich erfahren, erwiderte der Alte; den Verspruch, das zertretene Kleid, das Fortlaufen und was alle Gevatterinnen von Jurançon darüber denken. Das braucht dir aber keinen Kummer zu machen . . . Sonntag kommt der Henriot nach der Obermühle, und dann . . . Er soll nicht kommen! fiel Claudine ein. Soll nicht kommen? wiederholte Cadet Caduchon. Nein, und Ihr sollt ihn daran verhindern, fuhr Claudine fort, denn ich kann und will den Henriot nicht heirathen. Diou di Diou, das ist wohl nicht dein Ernst! rief der Alte, indem er seinen Kessel vom Feuer nahm, um sich mit ungetheilter Aufmerksamkeit Claudinen zu widmen. Hast du dem armen Jungen das zertretene Kleid so übel genommen? fuhr er fort und setzte sich ihr gegenüber. Wird es deine Verwandtschaft zugeben, daß du aus solchem Grund den reichen Henriot ausschlägst? Es ist auch kein Grund . . . ich hätte dich für verständiger gehalten. Claudine war roth geworden. Das zertretene Kleid ist es nicht, sagte sie; bitte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:29:37Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:29:37Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/52
Zitationshilfe: Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/52>, abgerufen am 24.11.2024.