Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wenigstens dazu an, daß er Sonntag nach der Obermühle kommt. Eine nette Wirthschaft! Das muß ich sagen! Der Herr läuft fort, der Knecht ist nicht zu finden . . . Da mag der Teufel den Freiwerber spielen! Mit diesen Worten ging er ins Haus und schlug die Thür hinter sich zu. Francois hatte ihn kaum gehört. Er zog die Pferde aus dem Stall, spannte sie ein und fuhr davon. Claudine ließ sich nicht mehr sehen. Sie ist vernünftig, wie immer! sagte Francois voll Bitterkeit zu sich selbst. Was einmal geschehen muß, thut sie, ohne sich zu besinnen und ohne daß es ihr schwer fällt . . . ich will's auch so machen! Dabei trieb er die Pferde rascher vorwärts, und bald war der Jubel des Dorffestes hinter ihm verklungen. V. Francois that Claudinen Unrecht; während er in zornigen Gedanken fortfuhr, hatte sie der Oheim Bardet aufgefunden, und dieser benutzte die Gelegenheit, seinen Mißmuth über sie auszugießen. Er gab zu, daß sich der Henriot dumm und ungeschickt benommen habe, aber Claudine, sagte er, hätte ihre Sache nicht besser gemacht. Anstatt hier zu sitzen und zu weinen -- was weder den Spott der Leute wenigstens dazu an, daß er Sonntag nach der Obermühle kommt. Eine nette Wirthschaft! Das muß ich sagen! Der Herr läuft fort, der Knecht ist nicht zu finden . . . Da mag der Teufel den Freiwerber spielen! Mit diesen Worten ging er ins Haus und schlug die Thür hinter sich zu. François hatte ihn kaum gehört. Er zog die Pferde aus dem Stall, spannte sie ein und fuhr davon. Claudine ließ sich nicht mehr sehen. Sie ist vernünftig, wie immer! sagte François voll Bitterkeit zu sich selbst. Was einmal geschehen muß, thut sie, ohne sich zu besinnen und ohne daß es ihr schwer fällt . . . ich will's auch so machen! Dabei trieb er die Pferde rascher vorwärts, und bald war der Jubel des Dorffestes hinter ihm verklungen. V. François that Claudinen Unrecht; während er in zornigen Gedanken fortfuhr, hatte sie der Oheim Bardet aufgefunden, und dieser benutzte die Gelegenheit, seinen Mißmuth über sie auszugießen. Er gab zu, daß sich der Henriot dumm und ungeschickt benommen habe, aber Claudine, sagte er, hätte ihre Sache nicht besser gemacht. Anstatt hier zu sitzen und zu weinen — was weder den Spott der Leute <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0047"/> wenigstens dazu an, daß er Sonntag nach der Obermühle kommt. Eine nette Wirthschaft! Das muß ich sagen! Der Herr läuft fort, der Knecht ist nicht zu finden . . . Da mag der Teufel den Freiwerber spielen!</p><lb/> <p>Mit diesen Worten ging er ins Haus und schlug die Thür hinter sich zu.</p><lb/> <p>François hatte ihn kaum gehört. Er zog die Pferde aus dem Stall, spannte sie ein und fuhr davon. Claudine ließ sich nicht mehr sehen.</p><lb/> <p>Sie ist vernünftig, wie immer! sagte François voll Bitterkeit zu sich selbst. Was einmal geschehen muß, thut sie, ohne sich zu besinnen und ohne daß es ihr schwer fällt . . . ich will's auch so machen!</p><lb/> <p>Dabei trieb er die Pferde rascher vorwärts, und bald war der Jubel des Dorffestes hinter ihm verklungen.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="5"> <head>V.</head><lb/> <p>François that Claudinen Unrecht; während er in zornigen Gedanken fortfuhr, hatte sie der Oheim Bardet aufgefunden, und dieser benutzte die Gelegenheit, seinen Mißmuth über sie auszugießen.</p><lb/> <p>Er gab zu, daß sich der Henriot dumm und ungeschickt benommen habe, aber Claudine, sagte er, hätte ihre Sache nicht besser gemacht. Anstatt hier zu sitzen und zu weinen — was weder den Spott der Leute<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
wenigstens dazu an, daß er Sonntag nach der Obermühle kommt. Eine nette Wirthschaft! Das muß ich sagen! Der Herr läuft fort, der Knecht ist nicht zu finden . . . Da mag der Teufel den Freiwerber spielen!
Mit diesen Worten ging er ins Haus und schlug die Thür hinter sich zu.
François hatte ihn kaum gehört. Er zog die Pferde aus dem Stall, spannte sie ein und fuhr davon. Claudine ließ sich nicht mehr sehen.
Sie ist vernünftig, wie immer! sagte François voll Bitterkeit zu sich selbst. Was einmal geschehen muß, thut sie, ohne sich zu besinnen und ohne daß es ihr schwer fällt . . . ich will's auch so machen!
Dabei trieb er die Pferde rascher vorwärts, und bald war der Jubel des Dorffestes hinter ihm verklungen.
V.
François that Claudinen Unrecht; während er in zornigen Gedanken fortfuhr, hatte sie der Oheim Bardet aufgefunden, und dieser benutzte die Gelegenheit, seinen Mißmuth über sie auszugießen.
Er gab zu, daß sich der Henriot dumm und ungeschickt benommen habe, aber Claudine, sagte er, hätte ihre Sache nicht besser gemacht. Anstatt hier zu sitzen und zu weinen — was weder den Spott der Leute
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Zitationshilfe: | Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/47>, abgerufen am 23.07.2024. |