Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.euch. Es wird freilich schwer halten, daß wir beisammenbleiben. Pierre Bardet hatte Recht, wie immer: auf dem Dorfplatz herrschte bereits das lustigste Jahrmarktsgewühl. Da waren in Eile Verkaufsstände aller Art unter den Bäumen aufgeschlagen; Bänder und Tücher, Schmucksachen, Hausrath und Eßwaaren, Rosenkränze und Heiligenbilder lagen verlockend ausgebreitet, Puppentheater, Akrobaten, Stelzentänzer aus den Landes, eine wahrsagende Gitana, ein Savoyarde mit Leier, Murmelthier und Affe, Taschenspieler, Würfelbuden und Roulette waren bereit, für die Unterhaltung Jurancon's zu sorgen. Der unsterbliche Wunderdoctor mit dem rothen Rock und der Allongeperrücke hatte auf seinem Maulthierwagen an einem Ende des Platzes Posto gefaßt und schrie die Wirkungen seiner unfehlbaren Mittel in das Gewühl hinein, während am andern Ende der Mast aus Schlaraffenland, die mit schwarzer Seife überzogene Kletterstange, mit ihren Würsten, Schärpen und Baretts stumm-verführerisch winkte. Und der Tabulettkrämer mit dem gellenden: Deux sous et demi la piece! -- der kleine Schwefelholzhändler, die Orangenverkäuferin, der Kuchenmann mit rothbebändertem Korbe und dem allen Kindern wohbekannten Ausruf: Bon--bon, bon--bon--bon, Paris! Paris! suchten sich an Kraft der Lunge zu überbieten . . , und zwischen allen den Herrlichkeiten drängte sich eine lachende, schwatzende Menge, denn aus stundenweitem Umkreis, aus Dörfern, euch. Es wird freilich schwer halten, daß wir beisammenbleiben. Pierre Bardet hatte Recht, wie immer: auf dem Dorfplatz herrschte bereits das lustigste Jahrmarktsgewühl. Da waren in Eile Verkaufsstände aller Art unter den Bäumen aufgeschlagen; Bänder und Tücher, Schmucksachen, Hausrath und Eßwaaren, Rosenkränze und Heiligenbilder lagen verlockend ausgebreitet, Puppentheater, Akrobaten, Stelzentänzer aus den Landes, eine wahrsagende Gitana, ein Savoyarde mit Leier, Murmelthier und Affe, Taschenspieler, Würfelbuden und Roulette waren bereit, für die Unterhaltung Jurançon's zu sorgen. Der unsterbliche Wunderdoctor mit dem rothen Rock und der Allongeperrücke hatte auf seinem Maulthierwagen an einem Ende des Platzes Posto gefaßt und schrie die Wirkungen seiner unfehlbaren Mittel in das Gewühl hinein, während am andern Ende der Mast aus Schlaraffenland, die mit schwarzer Seife überzogene Kletterstange, mit ihren Würsten, Schärpen und Baretts stumm-verführerisch winkte. Und der Tabulettkrämer mit dem gellenden: Deux sous et demi la pièce! — der kleine Schwefelholzhändler, die Orangenverkäuferin, der Kuchenmann mit rothbebändertem Korbe und dem allen Kindern wohbekannten Ausruf: Bon—bon, bon—bon—bon, Paris! Paris! suchten sich an Kraft der Lunge zu überbieten . . , und zwischen allen den Herrlichkeiten drängte sich eine lachende, schwatzende Menge, denn aus stundenweitem Umkreis, aus Dörfern, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0036"/> euch. Es wird freilich schwer halten, daß wir beisammenbleiben.</p><lb/> <p>Pierre Bardet hatte Recht, wie immer: auf dem Dorfplatz herrschte bereits das lustigste Jahrmarktsgewühl. Da waren in Eile Verkaufsstände aller Art unter den Bäumen aufgeschlagen; Bänder und Tücher, Schmucksachen, Hausrath und Eßwaaren, Rosenkränze und Heiligenbilder lagen verlockend ausgebreitet, Puppentheater, Akrobaten, Stelzentänzer aus den Landes, eine wahrsagende Gitana, ein Savoyarde mit Leier, Murmelthier und Affe, Taschenspieler, Würfelbuden und Roulette waren bereit, für die Unterhaltung Jurançon's zu sorgen. Der unsterbliche Wunderdoctor mit dem rothen Rock und der Allongeperrücke hatte auf seinem Maulthierwagen an einem Ende des Platzes Posto gefaßt und schrie die Wirkungen seiner unfehlbaren Mittel in das Gewühl hinein, während am andern Ende der Mast aus Schlaraffenland, die mit schwarzer Seife überzogene Kletterstange, mit ihren Würsten, Schärpen und Baretts stumm-verführerisch winkte. Und der Tabulettkrämer mit dem gellenden: Deux sous et demi la pièce! — der kleine Schwefelholzhändler, die Orangenverkäuferin, der Kuchenmann mit rothbebändertem Korbe und dem allen Kindern wohbekannten Ausruf: Bon—bon, bon—bon—bon, Paris! Paris! suchten sich an Kraft der Lunge zu überbieten . . , und zwischen allen den Herrlichkeiten drängte sich eine lachende, schwatzende Menge, denn aus stundenweitem Umkreis, aus Dörfern,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
euch. Es wird freilich schwer halten, daß wir beisammenbleiben.
Pierre Bardet hatte Recht, wie immer: auf dem Dorfplatz herrschte bereits das lustigste Jahrmarktsgewühl. Da waren in Eile Verkaufsstände aller Art unter den Bäumen aufgeschlagen; Bänder und Tücher, Schmucksachen, Hausrath und Eßwaaren, Rosenkränze und Heiligenbilder lagen verlockend ausgebreitet, Puppentheater, Akrobaten, Stelzentänzer aus den Landes, eine wahrsagende Gitana, ein Savoyarde mit Leier, Murmelthier und Affe, Taschenspieler, Würfelbuden und Roulette waren bereit, für die Unterhaltung Jurançon's zu sorgen. Der unsterbliche Wunderdoctor mit dem rothen Rock und der Allongeperrücke hatte auf seinem Maulthierwagen an einem Ende des Platzes Posto gefaßt und schrie die Wirkungen seiner unfehlbaren Mittel in das Gewühl hinein, während am andern Ende der Mast aus Schlaraffenland, die mit schwarzer Seife überzogene Kletterstange, mit ihren Würsten, Schärpen und Baretts stumm-verführerisch winkte. Und der Tabulettkrämer mit dem gellenden: Deux sous et demi la pièce! — der kleine Schwefelholzhändler, die Orangenverkäuferin, der Kuchenmann mit rothbebändertem Korbe und dem allen Kindern wohbekannten Ausruf: Bon—bon, bon—bon—bon, Paris! Paris! suchten sich an Kraft der Lunge zu überbieten . . , und zwischen allen den Herrlichkeiten drängte sich eine lachende, schwatzende Menge, denn aus stundenweitem Umkreis, aus Dörfern,
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Zitationshilfe: | Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/36>, abgerufen am 17.02.2025. |