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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Statu Hominum.
b) in Ansehung des Zustands der Seele, in solche die
vernünftig, und welche hingegen wahnsinnig
sind, eingetheilet werden. Diesen statum hat un-
ser Auctor ganz übergangen; ich werde daher das
nöthige ad §. 117. hinzufügen. Endlich

IV) Status aetatis, nach welchen die Menschen ent-
weder Minderjährige oder Majorenne sind. Er-
stere werden wieder in puberes und impuberes, letzere aber
in senes, und solche, die es noch nicht sind, eingetheilet,
wovon ad Tit. VI. §. 130. gehandelt werden wird.

Nun zuerst vom Statu nativitatis. In Rücksicht die-
ses Zustandes theilt man die Menschen in schon gebohr-
ne
, und noch ungebohrne oder Embryonen ein,
und verstehet unter den letztern jede von der Mutter noch
nicht abgesonderte Leibesfrucht. Einen solchen Embryo
hielten zwar die ältern Römer nach den Grundsätzen der
Stoiker noch nicht für einen Menschen, sondern nur für
einen Theil der mütterlichen Eingeweide 38), daher man
auch die Abtreibung der Leibesfrucht nicht als einen Tod-
schlag, sondern nur als eine Beleidigung für den Mann
ansahe 39), sie waren indessen doch dafür besorgt, daß

diese
38) L. 9. §. 1. D. ad Leg. Falcid. L. 1. §. 8. D. de cognat.
L.
1. §. 1. D. de ventre inspic.
Man vergleiche hierbey S.
H. de
idsinca Varior. iuris civ. cap. XIV. Edm. meril-
lius
Lib. I. Observat. cap. 16. Ev. otto in vita Papiniani.
Cap. IX. p.
220. vorzüglich aber Hr. GJR. walch in not.
ad eckhardi Hermenevt. iuris Lib. I. Cap. IV. §. 137. pag.

227--234. und Frid. Guil. boers de Anthropologia IC. Rom.
stoica. Lugd. Bat.
1778. 8.
39) marcian. L. 4. D. de extraord. crim. eam, quae data opera
abegit, a Praeside in temporale exilium dandam: indignum
enim videri potest, impune eam maritum liberis fraudasse
.
Man
sehe hier nach Io. Franc. ramos in Errorib. Triboniani de
poe-
de Statu Hominum.
b) in Anſehung des Zuſtands der Seele, in ſolche die
vernuͤnftig, und welche hingegen wahnſinnig
ſind, eingetheilet werden. Dieſen ſtatum hat un-
ſer Auctor ganz uͤbergangen; ich werde daher das
noͤthige ad §. 117. hinzufuͤgen. Endlich

IV) Status aetatis, nach welchen die Menſchen ent-
weder Minderjaͤhrige oder Majorenne ſind. Er-
ſtere werden wieder in puberes und impuberes, letzere aber
in ſenes, und ſolche, die es noch nicht ſind, eingetheilet,
wovon ad Tit. VI. §. 130. gehandelt werden wird.

Nun zuerſt vom Statu nativitatis. In Ruͤckſicht die-
ſes Zuſtandes theilt man die Menſchen in ſchon gebohr-
ne
, und noch ungebohrne oder Embryonen ein,
und verſtehet unter den letztern jede von der Mutter noch
nicht abgeſonderte Leibesfrucht. Einen ſolchen Embryo
hielten zwar die aͤltern Roͤmer nach den Grundſaͤtzen der
Stoiker noch nicht fuͤr einen Menſchen, ſondern nur fuͤr
einen Theil der muͤtterlichen Eingeweide 38), daher man
auch die Abtreibung der Leibesfrucht nicht als einen Tod-
ſchlag, ſondern nur als eine Beleidigung fuͤr den Mann
anſahe 39), ſie waren indeſſen doch dafuͤr beſorgt, daß

dieſe
38) L. 9. §. 1. D. ad Leg. Falcid. L. 1. §. 8. D. de cognat.
L.
1. §. 1. D. de ventre inſpic.
Man vergleiche hierbey S.
H. de
idsinca Varior. iuris civ. cap. XIV. Edm. meril-
lius
Lib. I. Obſervat. cap. 16. Ev. otto in vita Papiniani.
Cap. IX. p.
220. vorzuͤglich aber Hr. GJR. walch in not.
ad eckhardi Hermenevt. iuris Lib. I. Cap. IV. §. 137. pag.

227—234. und Frid. Guil. boers de Anthropologia IC. Rom.
ſtoica. Lugd. Bat.
1778. 8.
39) marcian. L. 4. D. de extraord. crim. eam, quae data opera
abegit, a Praeſide in temporale exilium dandam: indignum
enim videri poteſt, impune eam maritum liberis fraudaſſe
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[59/0073] de Statu Hominum. b) in Anſehung des Zuſtands der Seele, in ſolche die vernuͤnftig, und welche hingegen wahnſinnig ſind, eingetheilet werden. Dieſen ſtatum hat un- ſer Auctor ganz uͤbergangen; ich werde daher das noͤthige ad §. 117. hinzufuͤgen. Endlich IV) Status aetatis, nach welchen die Menſchen ent- weder Minderjaͤhrige oder Majorenne ſind. Er- ſtere werden wieder in puberes und impuberes, letzere aber in ſenes, und ſolche, die es noch nicht ſind, eingetheilet, wovon ad Tit. VI. §. 130. gehandelt werden wird. Nun zuerſt vom Statu nativitatis. In Ruͤckſicht die- ſes Zuſtandes theilt man die Menſchen in ſchon gebohr- ne, und noch ungebohrne oder Embryonen ein, und verſtehet unter den letztern jede von der Mutter noch nicht abgeſonderte Leibesfrucht. Einen ſolchen Embryo hielten zwar die aͤltern Roͤmer nach den Grundſaͤtzen der Stoiker noch nicht fuͤr einen Menſchen, ſondern nur fuͤr einen Theil der muͤtterlichen Eingeweide 38), daher man auch die Abtreibung der Leibesfrucht nicht als einen Tod- ſchlag, ſondern nur als eine Beleidigung fuͤr den Mann anſahe 39), ſie waren indeſſen doch dafuͤr beſorgt, daß dieſe 38) L. 9. §. 1. D. ad Leg. Falcid. L. 1. §. 8. D. de cognat. L. 1. §. 1. D. de ventre inſpic. Man vergleiche hierbey S. H. de idsinca Varior. iuris civ. cap. XIV. Edm. meril- lius Lib. I. Obſervat. cap. 16. Ev. otto in vita Papiniani. Cap. IX. p. 220. vorzuͤglich aber Hr. GJR. walch in not. ad eckhardi Hermenevt. iuris Lib. I. Cap. IV. §. 137. pag. 227—234. und Frid. Guil. boers de Anthropologia IC. Rom. ſtoica. Lugd. Bat. 1778. 8. 39) marcian. L. 4. D. de extraord. crim. eam, quae data opera abegit, a Praeſide in temporale exilium dandam: indignum enim videri poteſt, impune eam maritum liberis fraudaſſe. Man ſehe hier nach Io. Franc. ramos in Errorib. Triboniani de poe-

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/73>, abgerufen am 23.11.2024.