Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 4. Tit. §. 110. in der Ausübung desselben durch nichts gehindert wor-den 12); gleichwohl 3) sich desselben überall freywillig nicht bedienet hat 13); 4) dieser Nichtgebrauch durch einen so langen Zeitraum gedauert, als nach den Gesetzen erfor- derlich ist; und endlich auch 5) Jemanden daran gelegen ist, daß das Privilegium aufhöre 14). Nun fragt sich's aber noch, welcher Zeitraum nach den Gesetzen erfordert werde, wenn affirmative Privilegien durch bloßen Nicht- gebrauch sollen verlohren gehen? Dies ist unter den Rechtsgelehrten sehr streitig. Denn ausser der L. 1. D. de nundinis 15) findet sich keine ganz allgemeine und be- stimm- 12) Denn es ist eine bekannte Regel: non valenti agere non currit praescriptio L. 1. Cod. de ann. except. Cap. 10. X. de praescript. R. I. de 1654. §. 172. z. B. wenn wegen grassi- render Pest keine Messen und Jahrmärkte gehalten werden können, so kann dieser Nichtgebrauch keinen Verlust des pri- vilegii nundinarum nach sich ziehen. carpzov Part. II. De- cis. 116. boehmer Cons. T. III. P. 2. Dec. 7. n. 8. 13) Ein anderes wäre, wenn in dem Privilegium die Clausel enthalten "solches nach freyen Willkühr zu ge- brauchen" wovon pfeffinger in Vitriario illustrat. T. III. p. 1248. Beyspiele gesammelt hat, ein solches Privilegium würde freylich durch Nichtgebrauch nie erlöschen können. enenckel de privileg. Lib. III. Cap. 18. n. 33. lauter- bach Colleg. Th. Pr. Pandect. h. t. §. 52. in fin. Daher ist in kaiserlichen Begnadigungen, wenn deren Nichtgebrauch un- schädlich seyn soll, die besondere Clausel: ut non usus non praeiudicet, auch dafür zu erlegende Taxe, gewöhnlich, wie aus Mosers Staatsrechte T. IV. S. 178. zu ersehen ist. 14) Diesem ist daher auch der Beweis aufzulegen, daß der Privilegirte sich seines Privilegiums freywillig und aus Nach- läßigkeit nicht bedient habe. philippi in Usu practico In- stitut. Iustinianear. Lib. I. Tit. II. Eclog. 22. n. 8. 15) modestinus lib. 3. Regularum. Nundinis impetratis a Prin-
cipe, non utendo qui meruit, decennii tempore usum amittit. 1. Buch. 4. Tit. §. 110. in der Ausuͤbung deſſelben durch nichts gehindert wor-den 12); gleichwohl 3) ſich deſſelben uͤberall freywillig nicht bedienet hat 13); 4) dieſer Nichtgebrauch durch einen ſo langen Zeitraum gedauert, als nach den Geſetzen erfor- derlich iſt; und endlich auch 5) Jemanden daran gelegen iſt, daß das Privilegium aufhoͤre 14). Nun fragt ſich’s aber noch, welcher Zeitraum nach den Geſetzen erfordert werde, wenn affirmative Privilegien durch bloßen Nicht- gebrauch ſollen verlohren gehen? Dies iſt unter den Rechtsgelehrten ſehr ſtreitig. Denn auſſer der L. 1. D. de nundinis 15) findet ſich keine ganz allgemeine und be- ſtimm- 12) Denn es iſt eine bekannte Regel: non valenti agere non currit praeſcriptio L. 1. Cod. de ann. except. Cap. 10. X. de praeſcript. R. I. de 1654. §. 172. z. B. wenn wegen graſſi- render Peſt keine Meſſen und Jahrmaͤrkte gehalten werden koͤnnen, ſo kann dieſer Nichtgebrauch keinen Verluſt des pri- vilegii nundinarum nach ſich ziehen. carpzov Part. II. De- ciſ. 116. boehmer Conſ. T. III. P. 2. Dec. 7. n. 8. 13) Ein anderes waͤre, wenn in dem Privilegium die Clauſel enthalten „ſolches nach freyen Willkuͤhr zu ge- brauchen“ wovon pfeffinger in Vitriario illuſtrat. T. III. p. 1248. Beyſpiele geſammelt hat, ein ſolches Privilegium wuͤrde freylich durch Nichtgebrauch nie erloͤſchen koͤnnen. enenckel de privileg. Lib. III. Cap. 18. n. 33. lauter- bach Colleg. Th. Pr. Pandect. h. t. §. 52. in fin. Daher iſt in kaiſerlichen Begnadigungen, wenn deren Nichtgebrauch un- ſchaͤdlich ſeyn ſoll, die beſondere Clauſel: ut non uſus non praeiudicet, auch dafuͤr zu erlegende Taxe, gewoͤhnlich, wie aus Moſers Staatsrechte T. IV. S. 178. zu erſehen iſt. 14) Dieſem iſt daher auch der Beweis aufzulegen, daß der Privilegirte ſich ſeines Privilegiums freywillig und aus Nach- laͤßigkeit nicht bedient habe. philippi in Uſu practico In- ſtitut. Iuſtinianear. Lib. I. Tit. II. Eclog. 22. n. 8. 15) modestinus lib. 3. Regularum. Nundinis impetratis a Prin-
cipe, non utendo qui meruit, decennii tempore uſum amittit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0058" n="44"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 4. Tit. §. 110.</fw><lb/> in der Ausuͤbung deſſelben durch nichts gehindert wor-<lb/> den <note place="foot" n="12)">Denn es iſt eine bekannte Regel: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">non valenti agere non<lb/> currit praeſcriptio</hi> L. 1. Cod. de ann. except. <hi rendition="#i">Cap.</hi> 10. X. de<lb/> praeſcript. R. I. de</hi> 1654. §. 172. z. B. wenn wegen graſſi-<lb/> render Peſt keine Meſſen und Jahrmaͤrkte gehalten werden<lb/> koͤnnen, ſo kann dieſer Nichtgebrauch keinen Verluſt des <hi rendition="#aq">pri-<lb/> vilegii nundinarum</hi> nach ſich ziehen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">carpzov</hi> Part. II. De-<lb/> ciſ. 116. <hi rendition="#k">boehmer</hi> Conſ. T. III. P. 2. Dec. 7. n.</hi> 8.</note>; gleichwohl 3) ſich deſſelben uͤberall freywillig nicht<lb/> bedienet hat <note place="foot" n="13)">Ein anderes waͤre, wenn in dem Privilegium die Clauſel<lb/> enthalten „<hi rendition="#g">ſolches nach freyen Willkuͤhr zu ge-<lb/> brauchen</hi>“ wovon <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">pfeffinger</hi> in Vitriario illuſtrat. T. III.<lb/> p.</hi> 1248. Beyſpiele geſammelt hat, ein ſolches Privilegium<lb/> wuͤrde freylich durch Nichtgebrauch nie erloͤſchen koͤnnen.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">enenckel</hi> de privileg. Lib. III. Cap. 18. n. 33. <hi rendition="#k">lauter-<lb/> bach</hi> Colleg. Th. Pr. Pandect. h. t. §. 52. in fin.</hi> Daher iſt<lb/> in kaiſerlichen Begnadigungen, wenn deren Nichtgebrauch un-<lb/> ſchaͤdlich ſeyn ſoll, die beſondere Clauſel: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ut non uſus non<lb/> praeiudicet,</hi></hi> auch dafuͤr zu erlegende Taxe, gewoͤhnlich, wie<lb/> aus <hi rendition="#g">Moſers</hi> Staatsrechte <hi rendition="#aq">T. IV.</hi> S. 178. zu erſehen iſt.</note>; 4) dieſer Nichtgebrauch durch einen ſo<lb/> langen Zeitraum gedauert, als nach den Geſetzen erfor-<lb/> derlich iſt; und endlich auch 5) Jemanden daran gelegen<lb/> iſt, daß das Privilegium aufhoͤre <note place="foot" n="14)">Dieſem iſt daher auch der Beweis aufzulegen, daß der<lb/> Privilegirte ſich ſeines Privilegiums freywillig und aus Nach-<lb/> laͤßigkeit nicht bedient habe. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">philippi</hi> in Uſu practico In-<lb/> ſtitut. Iuſtinianear. Lib. I. Tit. II. Eclog. 22. n.</hi> 8.</note>. Nun fragt ſich’s<lb/> aber noch, welcher Zeitraum nach den Geſetzen erfordert<lb/> werde, wenn affirmative Privilegien durch bloßen Nicht-<lb/> gebrauch ſollen verlohren gehen? Dies iſt unter den<lb/> Rechtsgelehrten ſehr ſtreitig. Denn auſſer der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1. <hi rendition="#i">D.<lb/> de nundinis</hi></hi> <note place="foot" n="15)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">modestinus</hi><hi rendition="#i">lib.</hi> 3. <hi rendition="#i">Regularum.</hi> Nundinis impetratis a Prin-<lb/> cipe, non utendo qui meruit, decennii tempore uſum amittit.</hi></note> findet ſich keine ganz allgemeine und be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtimm-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0058]
1. Buch. 4. Tit. §. 110.
in der Ausuͤbung deſſelben durch nichts gehindert wor-
den 12); gleichwohl 3) ſich deſſelben uͤberall freywillig nicht
bedienet hat 13); 4) dieſer Nichtgebrauch durch einen ſo
langen Zeitraum gedauert, als nach den Geſetzen erfor-
derlich iſt; und endlich auch 5) Jemanden daran gelegen
iſt, daß das Privilegium aufhoͤre 14). Nun fragt ſich’s
aber noch, welcher Zeitraum nach den Geſetzen erfordert
werde, wenn affirmative Privilegien durch bloßen Nicht-
gebrauch ſollen verlohren gehen? Dies iſt unter den
Rechtsgelehrten ſehr ſtreitig. Denn auſſer der L. 1. D.
de nundinis 15) findet ſich keine ganz allgemeine und be-
ſtimm-
12) Denn es iſt eine bekannte Regel: non valenti agere non
currit praeſcriptio L. 1. Cod. de ann. except. Cap. 10. X. de
praeſcript. R. I. de 1654. §. 172. z. B. wenn wegen graſſi-
render Peſt keine Meſſen und Jahrmaͤrkte gehalten werden
koͤnnen, ſo kann dieſer Nichtgebrauch keinen Verluſt des pri-
vilegii nundinarum nach ſich ziehen. carpzov Part. II. De-
ciſ. 116. boehmer Conſ. T. III. P. 2. Dec. 7. n. 8.
13) Ein anderes waͤre, wenn in dem Privilegium die Clauſel
enthalten „ſolches nach freyen Willkuͤhr zu ge-
brauchen“ wovon pfeffinger in Vitriario illuſtrat. T. III.
p. 1248. Beyſpiele geſammelt hat, ein ſolches Privilegium
wuͤrde freylich durch Nichtgebrauch nie erloͤſchen koͤnnen.
enenckel de privileg. Lib. III. Cap. 18. n. 33. lauter-
bach Colleg. Th. Pr. Pandect. h. t. §. 52. in fin. Daher iſt
in kaiſerlichen Begnadigungen, wenn deren Nichtgebrauch un-
ſchaͤdlich ſeyn ſoll, die beſondere Clauſel: ut non uſus non
praeiudicet, auch dafuͤr zu erlegende Taxe, gewoͤhnlich, wie
aus Moſers Staatsrechte T. IV. S. 178. zu erſehen iſt.
14) Dieſem iſt daher auch der Beweis aufzulegen, daß der
Privilegirte ſich ſeines Privilegiums freywillig und aus Nach-
laͤßigkeit nicht bedient habe. philippi in Uſu practico In-
ſtitut. Iuſtinianear. Lib. I. Tit. II. Eclog. 22. n. 8.
15) modestinus lib. 3. Regularum. Nundinis impetratis a Prin-
cipe, non utendo qui meruit, decennii tempore uſum amittit.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |