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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 181.
der Possession manche rechtliche Eigenschaft beylegen müs-
sen. Daher ist zu erklären,

a) warum man Sachen, die ganz dem menschli-
chen Verkehr entzogen sind, z. B. einen geheiligten Ort,
eben so wenig, als einen freyen Menschen, in Besitz
haben könne 55).

b) Warum ein Ehegatte die ihm von dem andern
Ehegatten geschenkte Sache nicht civiliter, sondern nur
naturaliter und pro possessore besitze 56). Denn Schen-
kungen unter Ehegatten sind ungültig, und bis an den
Tod des Schenkenden widerruflich.

c) Warum eine Person, die noch unter väterlicher
Gewalt stehet, nur in so weit einen bürgerlichen Besitz
haben könne, als sie ein Eigenthum zu erwerben fähig
ist. Z. B. Wenn der Sohn Soldat ist, so kommt ihm
wegen seines peculii castrensis die Verjährung zu stat-
ten. Denn er hat einen Civilbesitz 57). Allein das pe-
culium profectitium
besitzt der Filiusfamilias nur na-

tura-
55) L. 30. §. 1. D. de acquir. vel amitt. possess.
56) L. 1. §. 4. L. 16. D. de acq. vel amitt. possess. L. 26. pr.
et L. 46. D. de donat. inter Vir. et Uxor. L. 1. §. 9. et 10.
D. de Vi et Vi armata.
Die beyden angeführten ersten Ge-
setzstellen hat Westphal in dem System §. 48. und 49. Die
L. 46. D. de donat inter V. et U aber cuperus in Observat
cit. P. II. Cap.
8 sehr schön erklärt.
57) L. 4. §. 1. D. de Usurpat. et Usucap. Die Worte Fi-
liusfamilias et maxime miles
etc.
haben den Aus-
legern Schwierigkeiten gemacht. Man vergleiche cujacius
in Commentar. ad Tit. de Usurpat. et Usuc. Oper. Tom. I.
bachovius ad Treutlerum Vol. II. Disp. XXII. Th. 2. lit. B.
de retes in Praelect. ad Tit. Pand. de acq. possess. P. I.
Cap. V. Sect. III. bynkershoeck Observat. Iur. Rom. lib. VII.
cap. XXII.
und Westphal im System §. 517.

1. Buch. 8. Tit. §. 181.
der Poſſeſſion manche rechtliche Eigenſchaft beylegen muͤſ-
ſen. Daher iſt zu erklaͤren,

a) warum man Sachen, die ganz dem menſchli-
chen Verkehr entzogen ſind, z. B. einen geheiligten Ort,
eben ſo wenig, als einen freyen Menſchen, in Beſitz
haben koͤnne 55).

b) Warum ein Ehegatte die ihm von dem andern
Ehegatten geſchenkte Sache nicht civiliter, ſondern nur
naturaliter und pro poſſeſſore beſitze 56). Denn Schen-
kungen unter Ehegatten ſind unguͤltig, und bis an den
Tod des Schenkenden widerruflich.

c) Warum eine Perſon, die noch unter vaͤterlicher
Gewalt ſtehet, nur in ſo weit einen buͤrgerlichen Beſitz
haben koͤnne, als ſie ein Eigenthum zu erwerben faͤhig
iſt. Z. B. Wenn der Sohn Soldat iſt, ſo kommt ihm
wegen ſeines peculii caſtrenſis die Verjaͤhrung zu ſtat-
ten. Denn er hat einen Civilbeſitz 57). Allein das pe-
culium profectitium
beſitzt der Filiusfamilias nur na-

tura-
55) L. 30. §. 1. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ.
56) L. 1. §. 4. L. 16. D. de acq. vel amitt. poſſeſſ. L. 26. pr.
et L. 46. D. de donat. inter Vir. et Uxor. L. 1. §. 9. et 10.
D. de Vi et Vi armata.
Die beyden angefuͤhrten erſten Ge-
ſetzſtellen hat Weſtphal in dem Syſtem §. 48. und 49. Die
L. 46. D. de donat inter V. et U aber cuperus in Obſervat
cit. P. II. Cap.
8 ſehr ſchoͤn erklaͤrt.
57) L. 4. §. 1. D. de Uſurpat. et Uſucap. Die Worte Fi-
liusfamilias et maxime miles
etc.
haben den Aus-
legern Schwierigkeiten gemacht. Man vergleiche cujacius
in Commentar. ad Tit. de Uſurpat. et Uſuc. Oper. Tom. I.
bachovius ad Treutlerum Vol. II. Diſp. XXII. Th. 2. lit. B.
de retes in Praelect. ad Tit. Pand. de acq. poſſeſſ. P. I.
Cap. V. Sect. III. bynkershoeck Obſervat. Iur. Rom. lib. VII.
cap. XXII.
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[542/0556] 1. Buch. 8. Tit. §. 181. der Poſſeſſion manche rechtliche Eigenſchaft beylegen muͤſ- ſen. Daher iſt zu erklaͤren, a) warum man Sachen, die ganz dem menſchli- chen Verkehr entzogen ſind, z. B. einen geheiligten Ort, eben ſo wenig, als einen freyen Menſchen, in Beſitz haben koͤnne 55). b) Warum ein Ehegatte die ihm von dem andern Ehegatten geſchenkte Sache nicht civiliter, ſondern nur naturaliter und pro poſſeſſore beſitze 56). Denn Schen- kungen unter Ehegatten ſind unguͤltig, und bis an den Tod des Schenkenden widerruflich. c) Warum eine Perſon, die noch unter vaͤterlicher Gewalt ſtehet, nur in ſo weit einen buͤrgerlichen Beſitz haben koͤnne, als ſie ein Eigenthum zu erwerben faͤhig iſt. Z. B. Wenn der Sohn Soldat iſt, ſo kommt ihm wegen ſeines peculii caſtrenſis die Verjaͤhrung zu ſtat- ten. Denn er hat einen Civilbeſitz 57). Allein das pe- culium profectitium beſitzt der Filiusfamilias nur na- tura- 55) L. 30. §. 1. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. 56) L. 1. §. 4. L. 16. D. de acq. vel amitt. poſſeſſ. L. 26. pr. et L. 46. D. de donat. inter Vir. et Uxor. L. 1. §. 9. et 10. D. de Vi et Vi armata. Die beyden angefuͤhrten erſten Ge- ſetzſtellen hat Weſtphal in dem Syſtem §. 48. und 49. Die L. 46. D. de donat inter V. et U aber cuperus in Obſervat cit. P. II. Cap. 8 ſehr ſchoͤn erklaͤrt. 57) L. 4. §. 1. D. de Uſurpat. et Uſucap. Die Worte Fi- liusfamilias et maxime miles etc. haben den Aus- legern Schwierigkeiten gemacht. Man vergleiche cujacius in Commentar. ad Tit. de Uſurpat. et Uſuc. Oper. Tom. I. bachovius ad Treutlerum Vol. II. Diſp. XXII. Th. 2. lit. B. de retes in Praelect. ad Tit. Pand. de acq. poſſeſſ. P. I. Cap. V. Sect. III. bynkershoeck Obſervat. Iur. Rom. lib. VII. cap. XXII. und Weſtphal im Syſtem §. 517.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/556>, abgerufen am 23.11.2024.