Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 4. Tit. §. 110. vilegirten von einer nach dem gemeinen Recht sonst zuerfüllenden Verbindlichkeit befreyen. Privilegien der letz- tern Art können durch Nichtgebrauch anderer gestalt nicht erlöschen, als wenn die Erfordernisse einer extinctiven Ver- jährung vorhanden sind. So wie nun zu einer solchen Verjährung, ausser den Zeitraum, binnen welchen man keinen Gebrauch von seinem Recht gemacht, noch inson- derheit Handlungen erfordert werden, welche dem Recht desjenigen, gegen welchen verjähret wird, gerade zuwi- derlaufen 5); so ist nun auch zur extinctiven Präscription negativer Privilegien erforderlich, I) daß der Privilegir- te dasjenige freywillig, und ohne sich jemalen seines Pri- vilegiums zu bedienen, geleistet und erfüllt haben müsse, wovon ihn das Privilegium befreyet; z. B. er hat dieje- nigen Steuren, oder Zehnden und andere Abgaben frey- willig entrichtet, wovon er doch vermöge seines Privile- giums eine Befreyung erhalten. II) Daß durch diese dem Privilegium zuwider unternommene Handlungen ein Anderer, der nach dem gemeinen Rechte befugt ist, alle nicht eben so Privilegirte, zur Leistung derjenigen Schul- digkeit anzuhalten, wovon der Privilegirte eine Befreyung erhalten, in den Quasi-Posseß gesetzt worden sey, diese Prästation auch von dem Privilegirten zu verlangen; und III) daß derselbe diesen Quasi-Posseß eine so lange Zeit hindurch ohne alle Weigerung des Privilegirten ausge- übt habe, als die Gesetze nach dem Unterschied der Per- son, gegen welche verjähret wird, zu einer Verjährung überhaupt erfordern; also gegen eine Kirche 40 Jahr, ge- gen 5) S. Aem. Lud. homberck zu Vach Diss. de praescriptio-
ne extinctiva cum interitu iurium per non usum haud confun- denda. (Marburgi Cattor. 1750.) und nettelbladt in Sy- stem. elem. iurispr. positiv. Germanor. commun. general. §. 467. 1. Buch. 4. Tit. §. 110. vilegirten von einer nach dem gemeinen Recht ſonſt zuerfuͤllenden Verbindlichkeit befreyen. Privilegien der letz- tern Art koͤnnen durch Nichtgebrauch anderer geſtalt nicht erloͤſchen, als wenn die Erforderniſſe einer extinctiven Ver- jaͤhrung vorhanden ſind. So wie nun zu einer ſolchen Verjaͤhrung, auſſer den Zeitraum, binnen welchen man keinen Gebrauch von ſeinem Recht gemacht, noch inſon- derheit Handlungen erfordert werden, welche dem Recht desjenigen, gegen welchen verjaͤhret wird, gerade zuwi- derlaufen 5); ſo iſt nun auch zur extinctiven Praͤſcription negativer Privilegien erforderlich, I) daß der Privilegir- te dasjenige freywillig, und ohne ſich jemalen ſeines Pri- vilegiums zu bedienen, geleiſtet und erfuͤllt haben muͤſſe, wovon ihn das Privilegium befreyet; z. B. er hat dieje- nigen Steuren, oder Zehnden und andere Abgaben frey- willig entrichtet, wovon er doch vermoͤge ſeines Privile- giums eine Befreyung erhalten. II) Daß durch dieſe dem Privilegium zuwider unternommene Handlungen ein Anderer, der nach dem gemeinen Rechte befugt iſt, alle nicht eben ſo Privilegirte, zur Leiſtung derjenigen Schul- digkeit anzuhalten, wovon der Privilegirte eine Befreyung erhalten, in den Quaſi-Poſſeß geſetzt worden ſey, dieſe Praͤſtation auch von dem Privilegirten zu verlangen; und III) daß derſelbe dieſen Quaſi-Poſſeß eine ſo lange Zeit hindurch ohne alle Weigerung des Privilegirten ausge- uͤbt habe, als die Geſetze nach dem Unterſchied der Per- ſon, gegen welche verjaͤhret wird, zu einer Verjaͤhrung uͤberhaupt erfordern; alſo gegen eine Kirche 40 Jahr, ge- gen 5) S. Aem. Lud. homberck zu Vach Diſſ. de praeſcriptio-
ne extinctiva cum interitu iurium per non uſum haud confun- denda. (Marburgi Cattor. 1750.) und nettelbladt in Sy- ſtem. elem. iurispr. poſitiv. Germanor. commun. general. §. 467. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0054" n="40"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 4. Tit. §. 110.</fw><lb/> vilegirten von einer nach dem gemeinen Recht ſonſt zu<lb/> erfuͤllenden Verbindlichkeit befreyen. Privilegien der letz-<lb/> tern Art koͤnnen durch Nichtgebrauch anderer geſtalt nicht<lb/> erloͤſchen, als wenn die Erforderniſſe einer extinctiven Ver-<lb/> jaͤhrung vorhanden ſind. So wie nun zu einer ſolchen<lb/> Verjaͤhrung, auſſer den Zeitraum, binnen welchen man<lb/> keinen Gebrauch von ſeinem Recht gemacht, noch inſon-<lb/> derheit Handlungen erfordert werden, welche dem Recht<lb/> desjenigen, gegen welchen verjaͤhret wird, gerade zuwi-<lb/> derlaufen <note place="foot" n="5)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aem. Lud.</hi><hi rendition="#k">homberck</hi></hi> <hi rendition="#g">zu Vach</hi> <hi rendition="#aq">Diſſ. de praeſcriptio-<lb/> ne extinctiva cum interitu iurium per non uſum haud confun-<lb/> denda. (<hi rendition="#i">Marburgi Cattor.</hi> 1750.)</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">nettelbladt</hi> in Sy-<lb/> ſtem. elem. iurispr. poſitiv. Germanor. commun. general.</hi><lb/> §. 467.</note>; ſo iſt nun auch zur extinctiven Praͤſcription<lb/> negativer Privilegien erforderlich, <hi rendition="#aq">I</hi>) daß der Privilegir-<lb/> te dasjenige freywillig, und ohne ſich jemalen ſeines Pri-<lb/> vilegiums zu bedienen, geleiſtet und erfuͤllt haben muͤſſe,<lb/> wovon ihn das Privilegium befreyet; z. B. er hat dieje-<lb/> nigen Steuren, oder Zehnden und andere Abgaben frey-<lb/> willig entrichtet, wovon er doch vermoͤge ſeines Privile-<lb/> giums eine Befreyung erhalten. <hi rendition="#aq">II</hi>) Daß durch dieſe<lb/> dem Privilegium zuwider unternommene Handlungen ein<lb/> Anderer, der nach dem gemeinen Rechte befugt iſt, alle<lb/> nicht eben ſo Privilegirte, zur Leiſtung derjenigen Schul-<lb/> digkeit anzuhalten, wovon der Privilegirte eine Befreyung<lb/> erhalten, in den Quaſi-Poſſeß geſetzt worden ſey, dieſe<lb/> Praͤſtation auch von dem Privilegirten zu verlangen; und<lb/><hi rendition="#aq">III</hi>) daß derſelbe dieſen Quaſi-Poſſeß eine ſo lange Zeit<lb/> hindurch ohne alle Weigerung des Privilegirten ausge-<lb/> uͤbt habe, als die Geſetze nach dem Unterſchied der Per-<lb/> ſon, gegen welche verjaͤhret wird, zu einer Verjaͤhrung<lb/> uͤberhaupt erfordern; alſo gegen eine Kirche 40 Jahr, ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0054]
1. Buch. 4. Tit. §. 110.
vilegirten von einer nach dem gemeinen Recht ſonſt zu
erfuͤllenden Verbindlichkeit befreyen. Privilegien der letz-
tern Art koͤnnen durch Nichtgebrauch anderer geſtalt nicht
erloͤſchen, als wenn die Erforderniſſe einer extinctiven Ver-
jaͤhrung vorhanden ſind. So wie nun zu einer ſolchen
Verjaͤhrung, auſſer den Zeitraum, binnen welchen man
keinen Gebrauch von ſeinem Recht gemacht, noch inſon-
derheit Handlungen erfordert werden, welche dem Recht
desjenigen, gegen welchen verjaͤhret wird, gerade zuwi-
derlaufen 5); ſo iſt nun auch zur extinctiven Praͤſcription
negativer Privilegien erforderlich, I) daß der Privilegir-
te dasjenige freywillig, und ohne ſich jemalen ſeines Pri-
vilegiums zu bedienen, geleiſtet und erfuͤllt haben muͤſſe,
wovon ihn das Privilegium befreyet; z. B. er hat dieje-
nigen Steuren, oder Zehnden und andere Abgaben frey-
willig entrichtet, wovon er doch vermoͤge ſeines Privile-
giums eine Befreyung erhalten. II) Daß durch dieſe
dem Privilegium zuwider unternommene Handlungen ein
Anderer, der nach dem gemeinen Rechte befugt iſt, alle
nicht eben ſo Privilegirte, zur Leiſtung derjenigen Schul-
digkeit anzuhalten, wovon der Privilegirte eine Befreyung
erhalten, in den Quaſi-Poſſeß geſetzt worden ſey, dieſe
Praͤſtation auch von dem Privilegirten zu verlangen; und
III) daß derſelbe dieſen Quaſi-Poſſeß eine ſo lange Zeit
hindurch ohne alle Weigerung des Privilegirten ausge-
uͤbt habe, als die Geſetze nach dem Unterſchied der Per-
ſon, gegen welche verjaͤhret wird, zu einer Verjaͤhrung
uͤberhaupt erfordern; alſo gegen eine Kirche 40 Jahr, ge-
gen
5) S. Aem. Lud. homberck zu Vach Diſſ. de praeſcriptio-
ne extinctiva cum interitu iurium per non uſum haud confun-
denda. (Marburgi Cattor. 1750.) und nettelbladt in Sy-
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