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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De divisione rerum et qualitate.
sitz haben hingegen nach dieser Lehrart a) diejenigen,
bey welchen, wenn sie gleich die Sache rechtmäsig besitzen,
doch der animus oder affectus dominii fehlt. Dahin
gehören Pächter, Miethsleute, Entlehner, Depositare,
Nutznieser, auch Pfandgläubiger u. so m. 62) b) Be-
sitzen auch diejenigen nur naturaliter, welche zwar ani-
mum dominii
haben, bey denen aber doch diese Absicht
von den Gesetzen nicht gebilliget, und daher ohne rechtli-
che Wirkung ist; sie mögen nun diesen Besitz entweder
mit Willen des Eigenthümers, allein nicht ex causa iusta
erhalten haben, wie z. B. ein Sohn die ihm vom Vater,
und eine Ehefrau die ihr vom Manne geschenkte Sachen 63);
oder wieder Willen des Eigenthümers, wie malae fidei
possessores,
welche animo dominii iniusto eine Sache
besitzen 64).

Lycklama van Nyholt65) glaubt, die possessio
naturalis
sey die Detenzion der Sache selbst, man möge
sie in der Absicht eines Eigenthümers, oder eines Usu-
fructuars, oder eines Emphytevten, oder in was für einer
andern Absicht besitzen. Allein die civilis possessio bestehe
in dem Rechte zu besitzen, welches dem Eigenthümer,
dem bonae fidei possessor, dem Usufructuar und jedem

andern
62) L. 7. §. 11. D. commun. dividundo, L. 2. §. 1. D. pro
herede L.
12. pr. L. 49. pr. D. de acquir. vel amitt. possess.
L.
3 §. fin. D. ad exhibend.
In allen diesen Gesetzen wer-
den ausdrücklich die genannten Besitzer nur naturales possesso-
res
genennt.
63) L. 2. §. 2. D. pro hered. L. 93. D. de Reg. Iur. L. 1. §. 9.
et 10. D. de vi et vi armata. L. 26. D. de donat. inter vir.
et uxor.
64) L. 1. §. 25. D. de vi et vi armata. L. 1. D. uti possid.
65) Membranar. Lib. VII. Eclog. 25.
Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. K k

De diviſione rerum et qualitate.
ſitz haben hingegen nach dieſer Lehrart a) diejenigen,
bey welchen, wenn ſie gleich die Sache rechtmaͤſig beſitzen,
doch der animus oder affectus dominii fehlt. Dahin
gehoͤren Paͤchter, Miethsleute, Entlehner, Depoſitare,
Nutznieſer, auch Pfandglaͤubiger u. ſo m. 62) b) Be-
ſitzen auch diejenigen nur naturaliter, welche zwar ani-
mum dominii
haben, bey denen aber doch dieſe Abſicht
von den Geſetzen nicht gebilliget, und daher ohne rechtli-
che Wirkung iſt; ſie moͤgen nun dieſen Beſitz entweder
mit Willen des Eigenthuͤmers, allein nicht ex cauſa iuſta
erhalten haben, wie z. B. ein Sohn die ihm vom Vater,
und eine Ehefrau die ihr vom Manne geſchenkte Sachen 63);
oder wieder Willen des Eigenthuͤmers, wie malae fidei
poſſeſſores,
welche animo dominii iniuſto eine Sache
beſitzen 64).

Lycklama van Nyholt65) glaubt, die poſſeſſio
naturalis
ſey die Detenzion der Sache ſelbſt, man moͤge
ſie in der Abſicht eines Eigenthuͤmers, oder eines Uſu-
fructuars, oder eines Emphytevten, oder in was fuͤr einer
andern Abſicht beſitzen. Allein die civilis poſſeſſio beſtehe
in dem Rechte zu beſitzen, welches dem Eigenthuͤmer,
dem bonae fidei poſſeſſor, dem Uſufructuar und jedem

andern
62) L. 7. §. 11. D. commun. dividundo, L. 2. §. 1. D. pro
herede L.
12. pr. L. 49. pr. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ.
L.
3 §. fin. D. ad exhibend.
In allen dieſen Geſetzen wer-
den ausdruͤcklich die genannten Beſitzer nur naturales poſſeſſo-
res
genennt.
63) L. 2. §. 2. D. pro hered. L. 93. D. de Reg. Iur. L. 1. §. 9.
et 10. D. de vi et vi armata. L. 26. D. de donat. inter vir.
et uxor.
64) L. 1. §. 25. D. de vi et vi armata. L. 1. D. uti poſſid.
65) Membranar. Lib. VII. Eclog. 25.
Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. K k
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[513/0527] De diviſione rerum et qualitate. ſitz haben hingegen nach dieſer Lehrart a) diejenigen, bey welchen, wenn ſie gleich die Sache rechtmaͤſig beſitzen, doch der animus oder affectus dominii fehlt. Dahin gehoͤren Paͤchter, Miethsleute, Entlehner, Depoſitare, Nutznieſer, auch Pfandglaͤubiger u. ſo m. 62) b) Be- ſitzen auch diejenigen nur naturaliter, welche zwar ani- mum dominii haben, bey denen aber doch dieſe Abſicht von den Geſetzen nicht gebilliget, und daher ohne rechtli- che Wirkung iſt; ſie moͤgen nun dieſen Beſitz entweder mit Willen des Eigenthuͤmers, allein nicht ex cauſa iuſta erhalten haben, wie z. B. ein Sohn die ihm vom Vater, und eine Ehefrau die ihr vom Manne geſchenkte Sachen 63); oder wieder Willen des Eigenthuͤmers, wie malae fidei poſſeſſores, welche animo dominii iniuſto eine Sache beſitzen 64). Lycklama van Nyholt 65) glaubt, die poſſeſſio naturalis ſey die Detenzion der Sache ſelbſt, man moͤge ſie in der Abſicht eines Eigenthuͤmers, oder eines Uſu- fructuars, oder eines Emphytevten, oder in was fuͤr einer andern Abſicht beſitzen. Allein die civilis poſſeſſio beſtehe in dem Rechte zu beſitzen, welches dem Eigenthuͤmer, dem bonae fidei poſſeſſor, dem Uſufructuar und jedem andern 62) L. 7. §. 11. D. commun. dividundo, L. 2. §. 1. D. pro herede L. 12. pr. L. 49. pr. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. L. 3 §. fin. D. ad exhibend. In allen dieſen Geſetzen wer- den ausdruͤcklich die genannten Beſitzer nur naturales poſſeſſo- res genennt. 63) L. 2. §. 2. D. pro hered. L. 93. D. de Reg. Iur. L. 1. §. 9. et 10. D. de vi et vi armata. L. 26. D. de donat. inter vir. et uxor. 64) L. 1. §. 25. D. de vi et vi armata. L. 1. D. uti poſſid. 65) Membranar. Lib. VII. Eclog. 25. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. K k

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/527>, abgerufen am 25.07.2024.