I) Ein dingliches Recht haftet unmittelbar auf der Sache selbst, daher kann ich solches der Regel nach gegen jeden, der mir die Sache vorenthält, oder mich sonst in der Ausübung meines Rechts stöhrt, verfolgen. Die Klage heißt actio in rem, oder Vindicatio im weitläuf- tigen Verstande. Daher sagt Ulpian in L. 25. D. de Obligat. et Action. Actionum genera sunt duo: in rem, quae dicitur vindicatio: et in personam, quae condictio appellatur. In rem actio est, per quam rem nostram, quae ab alio possidetur, petimus: et sem- per adversus eum est, qui rem possidet. Res nostra heißt hier nicht unser Eigenthum, sondern jede Sache, an welcher uns ein dingliches Recht zustehet, wie es auch unser Hr. Verf. richtig erklärt. Es giebt jedoch
a) Fälle, wo man ein dingliches Recht entweder noch zur Zeit nicht, oder nicht gegen jeden dritten Besi- tzer der Sache, oder gar nicht gegen den dritten redli- chen Besitzer verfolgen kann 20). Das erste findet statt, wenn mein dingliches Recht noch zur Zeit ruhend, das heißt, in Ansehung meiner Person ohne Ausübung ist, weil entweder ein anderer das ausschliessende Recht zur Ausübung desselben hat, oder sonst ein Hinderniß vor- waltet 21). In solchem Fall befinden sich Kinder wäh- render väterlichen Gewalt, eine Ehefrau währender Ehe, der Eigenthümer der von einem andern wissentlich (mala fide) verbaueten Materialien, so lange das Gebäude ste- het, ne urbs ruinis deformetur, u. s. m. Der andere Fall gehet auf diejenigen dinglichen Klagen, die ihrer
Natur
20)Gottl. Euseb.oeltze de actione reali adversus quemcunque possessorem non competente. Ienae 1769. 4.
21)Io. Bernh.friesen Dissertat. de iure dormiente. Ienae 1714. 4.
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De diviſione rerum et qualitate.
I) Ein dingliches Recht haftet unmittelbar auf der Sache ſelbſt, daher kann ich ſolches der Regel nach gegen jeden, der mir die Sache vorenthaͤlt, oder mich ſonſt in der Ausuͤbung meines Rechts ſtoͤhrt, verfolgen. Die Klage heißt actio in rem, oder Vindicatio im weitlaͤuf- tigen Verſtande. Daher ſagt Ulpian in L. 25. D. de Obligat. et Action. Actionum genera ſunt duo: in rem, quae dicitur vindicatio: et in perſonam, quae condictio appellatur. In rem actio eſt, per quam rem noſtram, quae ab alio poſſidetur, petimus: et ſem- per adverſus eum eſt, qui rem poſſidet. Res noſtra heißt hier nicht unſer Eigenthum, ſondern jede Sache, an welcher uns ein dingliches Recht zuſtehet, wie es auch unſer Hr. Verf. richtig erklaͤrt. Es giebt jedoch
a) Faͤlle, wo man ein dingliches Recht entweder noch zur Zeit nicht, oder nicht gegen jeden dritten Beſi- tzer der Sache, oder gar nicht gegen den dritten redli- chen Beſitzer verfolgen kann 20). Das erſte findet ſtatt, wenn mein dingliches Recht noch zur Zeit ruhend, das heißt, in Anſehung meiner Perſon ohne Ausuͤbung iſt, weil entweder ein anderer das ausſchlieſſende Recht zur Ausuͤbung deſſelben hat, oder ſonſt ein Hinderniß vor- waltet 21). In ſolchem Fall befinden ſich Kinder waͤh- render vaͤterlichen Gewalt, eine Ehefrau waͤhrender Ehe, der Eigenthuͤmer der von einem andern wiſſentlich (mala fide) verbaueten Materialien, ſo lange das Gebaͤude ſte- het, ne urbs ruinis deformetur, u. ſ. m. Der andere Fall gehet auf diejenigen dinglichen Klagen, die ihrer
Natur
20)Gottl. Euſeb.oeltze de actione reali adverſus quemcunque poſſeſſorem non competente. Ienae 1769. 4.
21)Io. Bernh.friesen Diſſertat. de iure dormiente. Ienae 1714. 4.
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De diviſione rerum et qualitate.
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Sache ſelbſt, daher kann ich ſolches der Regel nach gegen
jeden, der mir die Sache vorenthaͤlt, oder mich ſonſt in
der Ausuͤbung meines Rechts ſtoͤhrt, verfolgen. Die
Klage heißt actio in rem, oder Vindicatio im weitlaͤuf-
tigen Verſtande. Daher ſagt Ulpian in L. 25. D. de
Obligat. et Action. Actionum genera ſunt duo: in
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noſtram, quae ab alio poſſidetur, petimus: et ſem-
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unſer Hr. Verf. richtig erklaͤrt. Es giebt jedoch
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noch zur Zeit nicht, oder nicht gegen jeden dritten Beſi-
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wenn mein dingliches Recht noch zur Zeit ruhend, das
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weil entweder ein anderer das ausſchlieſſende Recht zur
Ausuͤbung deſſelben hat, oder ſonſt ein Hinderniß vor-
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render vaͤterlichen Gewalt, eine Ehefrau waͤhrender Ehe,
der Eigenthuͤmer der von einem andern wiſſentlich (mala
fide) verbaueten Materialien, ſo lange das Gebaͤude ſte-
het, ne urbs ruinis deformetur, u. ſ. m. Der andere
Fall gehet auf diejenigen dinglichen Klagen, die ihrer
Natur
20) Gottl. Euſeb. oeltze de actione reali adverſus quemcunque
poſſeſſorem non competente. Ienae 1769. 4.
21) Io. Bernh. friesen Diſſertat. de iure dormiente. Ienae
1714. 4.
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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/513>, abgerufen am 21.11.2024.
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