Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 8. Tit. §. 173. in einer jeden Rechtsmaterie, in welcher es auf dieseEintheilung ankommt, z. B. in der Lehre von Servituten, (§. 622.) vom stillschweigenden Pfandrechte eines Ver- pächters und Vermiethers (§ 1087. I. et II.) ferner von Veräusserung der Grundstücke eines Minorennen (§.1381.) ein eigener Begrif der gedachten Eintheilung der Güter zum Grunde liegt, so werde ich zu seiner Zeit, wo es die Materie mit sich bringen wird, den wahren Begrif davon zu bestimmen suchen. Soviel will ich hier nur vorläufig erinnern, daß die gewöhnliche Erklärung, nach welcher man blos in Beziehung auf den Endzweck und Gebrauch, wozu die Grundstücke bestimmt sind, zu den pr ediis urbanis diejenigen, welche zur Wohnung und Vergnügen, zu den r[u]st[i]cis hingegen diejenigen rechnet, welche nicht zur Wohnung oder Vergnügen, sondern zum Feldbau und dem damit verknüpften ökonomischen Nutzen gehören, fast durchgängig falsch sey. Auch läs- ser sich diejenige Bestimmung, die der gelehrte Hr. Hofr. Hofocker 22) als eine allgemeine annimmt, nach welcher alle Gebäude ohne Unterschied urbana praedia, leere Plä- tze hingegen praedia rust ca heißen sollen, ausser der Leh- re von Servituten, in welcher diese Begriffe gesetzlich be- stimmt sind 23), auf andere Rechtsmaterien noch nicht so- fort übertragen, wie Hr. Prof. Weber sehr einleuchtend dargethan hat 24). Ich genden Conventional-Pfandrechte (Schwerin, Wismar und Bützow 1783. 8.) N. I. S. 15. u. ff. 22) Princip. iuris civ. Rom. Germ. Tom. II. Part I §. 722. 23) §. [ - 1 Zeichen fehlt] I de Servitut. L. 1. D. commun. praedior. L. 198. D. de Verbor Significat. noodt in Commentar ad Pandect. Lib V II tit. 3. westenberg in Princip. iuris sec. ord. In- stitution. Lib. II. Tit. 3. §. 6. 24) a. a. O. S. 18. und 20. folg.
1. Buch. 8. Tit. §. 173. in einer jeden Rechtsmaterie, in welcher es auf dieſeEintheilung ankommt, z. B. in der Lehre von Servituten, (§. 622.) vom ſtillſchweigenden Pfandrechte eines Ver- paͤchters und Vermiethers (§ 1087. I. et II.) ferner von Veraͤuſſerung der Grundſtuͤcke eines Minorennen (§.1381.) ein eigener Begrif der gedachten Eintheilung der Guͤter zum Grunde liegt, ſo werde ich zu ſeiner Zeit, wo es die Materie mit ſich bringen wird, den wahren Begrif davon zu beſtimmen ſuchen. Soviel will ich hier nur vorlaͤufig erinnern, daß die gewoͤhnliche Erklaͤrung, nach welcher man blos in Beziehung auf den Endzweck und Gebrauch, wozu die Grundſtuͤcke beſtimmt ſind, zu den pr ediis urbanis diejenigen, welche zur Wohnung und Vergnuͤgen, zu den r[u]ſt[i]cis hingegen diejenigen rechnet, welche nicht zur Wohnung oder Vergnuͤgen, ſondern zum Feldbau und dem damit verknuͤpften oͤkonomiſchen Nutzen gehoͤren, faſt durchgaͤngig falſch ſey. Auch laͤſ- ſer ſich diejenige Beſtimmung, die der gelehrte Hr. Hofr. Hofocker 22) als eine allgemeine annimmt, nach welcher alle Gebaͤude ohne Unterſchied urbana praedia, leere Plaͤ- tze hingegen praedia ruſt ca heißen ſollen, auſſer der Leh- re von Servituten, in welcher dieſe Begriffe geſetzlich be- ſtimmt ſind 23), auf andere Rechtsmaterien noch nicht ſo- fort uͤbertragen, wie Hr. Prof. Weber ſehr einleuchtend dargethan hat 24). Ich genden Conventional-Pfandrechte (Schwerin, Wismar und Buͤtzow 1783. 8.) N. I. S. 15. u. ff. 22) Princip. iuris civ. Rom. Germ. Tom. II. Part I §. 722. 23) §. [ – 1 Zeichen fehlt] I de Servitut. L. 1. D. commun. praedior. L. 198. D. de Verbor Significat. noodt in Commentar ad Pandect. Lib V II tit. 3. westenberg in Princip. iuris ſec. ord. In- ſtitution. Lib. II. Tit. 3. §. 6. 24) a. a. O. S. 18. und 20. folg.
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1. Buch. 8. Tit. §. 173.
in einer jeden Rechtsmaterie, in welcher es auf dieſe
Eintheilung ankommt, z. B. in der Lehre von Servituten,
(§. 622.) vom ſtillſchweigenden Pfandrechte eines Ver-
paͤchters und Vermiethers (§ 1087. I. et II.) ferner von
Veraͤuſſerung der Grundſtuͤcke eines Minorennen (§.1381.)
ein eigener Begrif der gedachten Eintheilung der Guͤter
zum Grunde liegt, ſo werde ich zu ſeiner Zeit, wo es
die Materie mit ſich bringen wird, den wahren Begrif
davon zu beſtimmen ſuchen. Soviel will ich hier nur
vorlaͤufig erinnern, daß die gewoͤhnliche Erklaͤrung, nach
welcher man blos in Beziehung auf den Endzweck und
Gebrauch, wozu die Grundſtuͤcke beſtimmt ſind, zu den
pr ediis urbanis diejenigen, welche zur Wohnung und
Vergnuͤgen, zu den ruſticis hingegen diejenigen rechnet,
welche nicht zur Wohnung oder Vergnuͤgen, ſondern
zum Feldbau und dem damit verknuͤpften oͤkonomiſchen
Nutzen gehoͤren, faſt durchgaͤngig falſch ſey. Auch laͤſ-
ſer ſich diejenige Beſtimmung, die der gelehrte Hr. Hofr.
Hofocker 22) als eine allgemeine annimmt, nach welcher
alle Gebaͤude ohne Unterſchied urbana praedia, leere Plaͤ-
tze hingegen praedia ruſt ca heißen ſollen, auſſer der Leh-
re von Servituten, in welcher dieſe Begriffe geſetzlich be-
ſtimmt ſind 23), auf andere Rechtsmaterien noch nicht ſo-
fort uͤbertragen, wie Hr. Prof. Weber ſehr einleuchtend
dargethan hat 24).
Ich
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22) Princip. iuris civ. Rom. Germ. Tom. II. Part I §. 722.
23) §. _ I de Servitut. L. 1. D. commun. praedior. L. 198. D.
de Verbor Significat. noodt in Commentar ad Pandect.
Lib V II tit. 3. westenberg in Princip. iuris ſec. ord. In-
ſtitution. Lib. II. Tit. 3. §. 6.
24) a. a. O. S. 18. und 20. folg.
21) genden Conventional-Pfandrechte (Schwerin,
Wismar und Buͤtzow 1783. 8.) N. I. S. 15. u. ff.
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