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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Constitutionibus Principum.
nen Privilegiums sein Recht verliehrt, den Schaden zu
ersetzen, den er hierdurch leidet; denn der Staat besitzt
das Geld, was der Privilegirte für die Ertheilung des
Privilegiums zahlen müssen, sobald dasselbe aufgehoben
worden ist, sine causa 85), und kann es, ohne offenbare
Ungerechtigkeit, nicht behalten. Mit Zinsen kann indes-
sen der Privilegirte sein Geld nicht zurückfordern, weil
er dafür den Genuß des Privilegiums gehabt hat; auch
kommt der Gewinn, der ihm dadurch entgeht, in keinen
Betracht 86).

Nicht weniger ist der Nachfolger in der Re-
gierung
, er mag durch Erb- oder Wahlrecht dazu ge-
langt seyn, die von seinem Vorfahrer verliehene Privile-
gien, sie mögen graziöse oder convenzionelle seyn, in so
weit zu halten verbunden, als sie dem Staat selbst ver-
bindlich sind 87). Denn der Regent ertheilt Privilegien
vermöge der Landeshoheit, und als Repräsentant seines
Landes. Dieses Land und die damit verknüpfte Hoheit
kommt nach dem Tode des Regenten an desselben Nach-
folger. Hieraus folgt also, daß jeder Nachfolger in der
Landeshoheit verbunden ist, die rechtmäsigen Regierungs-
handlungen seines Vorfahren, wenn Dritte daraus ein

unwi-
85) L. 1. §. 2. D de condict. sine causa: -- Sive ab initio sine
causa promifsum est, sive fuit causa promittendi, quae finita
est, dicendum est condictioni locum fore.
86) stryck in Diss. de privilegiis titulo oneroso quaesit. Cap. III.
§ 23. hommel Rhapsod. Quaest forens. Vol. III. Obs. 469.
n.
5. S. 106 gaertner Meditat. pract. ad Pandect. Spec. I.
medit.
36. S. 61.
87) wasmuth in der mehrmahls angeführten Dissertat. Cap. II.
§. 29. u. 30. Christ. Jacob von Zwierlein Nebenstunden
1. Th. S. 66 ff.
Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. C

de Conſtitutionibus Principum.
nen Privilegiums ſein Recht verliehrt, den Schaden zu
erſetzen, den er hierdurch leidet; denn der Staat beſitzt
das Geld, was der Privilegirte fuͤr die Ertheilung des
Privilegiums zahlen muͤſſen, ſobald daſſelbe aufgehoben
worden iſt, ſine cauſa 85), und kann es, ohne offenbare
Ungerechtigkeit, nicht behalten. Mit Zinſen kann indeſ-
ſen der Privilegirte ſein Geld nicht zuruͤckfordern, weil
er dafuͤr den Genuß des Privilegiums gehabt hat; auch
kommt der Gewinn, der ihm dadurch entgeht, in keinen
Betracht 86).

Nicht weniger iſt der Nachfolger in der Re-
gierung
, er mag durch Erb- oder Wahlrecht dazu ge-
langt ſeyn, die von ſeinem Vorfahrer verliehene Privile-
gien, ſie moͤgen grazioͤſe oder convenzionelle ſeyn, in ſo
weit zu halten verbunden, als ſie dem Staat ſelbſt ver-
bindlich ſind 87). Denn der Regent ertheilt Privilegien
vermoͤge der Landeshoheit, und als Repraͤſentant ſeines
Landes. Dieſes Land und die damit verknuͤpfte Hoheit
kommt nach dem Tode des Regenten an deſſelben Nach-
folger. Hieraus folgt alſo, daß jeder Nachfolger in der
Landeshoheit verbunden iſt, die rechtmaͤſigen Regierungs-
handlungen ſeines Vorfahren, wenn Dritte daraus ein

unwi-
85) L. 1. §. 2. D de condict. ſine cauſa: — Sive ab initio ſine
cauſa promifſum eſt, ſive fuit cauſa promittendi, quae finita
eſt, dicendum eſt condictioni locum fore.
86) stryck in Diſſ. de privilegiis titulo oneroſo quaeſit. Cap. III.
§ 23. hommel Rhapſod. Quaeſt forens. Vol. III. Obſ. 469.
n.
5. S. 106 gaertner Meditat. pract. ad Pandect. Spec. I.
medit.
36. S. 61.
87) wasmuth in der mehrmahls angefuͤhrten Diſſertat. Cap. II.
§. 29. u. 30. Chriſt. Jacob von Zwierlein Nebenſtunden
1. Th. S. 66 ff.
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[33/0047] de Conſtitutionibus Principum. nen Privilegiums ſein Recht verliehrt, den Schaden zu erſetzen, den er hierdurch leidet; denn der Staat beſitzt das Geld, was der Privilegirte fuͤr die Ertheilung des Privilegiums zahlen muͤſſen, ſobald daſſelbe aufgehoben worden iſt, ſine cauſa 85), und kann es, ohne offenbare Ungerechtigkeit, nicht behalten. Mit Zinſen kann indeſ- ſen der Privilegirte ſein Geld nicht zuruͤckfordern, weil er dafuͤr den Genuß des Privilegiums gehabt hat; auch kommt der Gewinn, der ihm dadurch entgeht, in keinen Betracht 86). Nicht weniger iſt der Nachfolger in der Re- gierung, er mag durch Erb- oder Wahlrecht dazu ge- langt ſeyn, die von ſeinem Vorfahrer verliehene Privile- gien, ſie moͤgen grazioͤſe oder convenzionelle ſeyn, in ſo weit zu halten verbunden, als ſie dem Staat ſelbſt ver- bindlich ſind 87). Denn der Regent ertheilt Privilegien vermoͤge der Landeshoheit, und als Repraͤſentant ſeines Landes. Dieſes Land und die damit verknuͤpfte Hoheit kommt nach dem Tode des Regenten an deſſelben Nach- folger. Hieraus folgt alſo, daß jeder Nachfolger in der Landeshoheit verbunden iſt, die rechtmaͤſigen Regierungs- handlungen ſeines Vorfahren, wenn Dritte daraus ein unwi- 85) L. 1. §. 2. D de condict. ſine cauſa: — Sive ab initio ſine cauſa promifſum eſt, ſive fuit cauſa promittendi, quae finita eſt, dicendum eſt condictioni locum fore. 86) stryck in Diſſ. de privilegiis titulo oneroſo quaeſit. Cap. III. § 23. hommel Rhapſod. Quaeſt forens. Vol. III. Obſ. 469. n. 5. S. 106 gaertner Meditat. pract. ad Pandect. Spec. I. medit. 36. S. 61. 87) wasmuth in der mehrmahls angefuͤhrten Diſſertat. Cap. II. §. 29. u. 30. Chriſt. Jacob von Zwierlein Nebenſtunden 1. Th. S. 66 ff. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. C

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/47>, abgerufen am 21.11.2024.