Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De divisione rerum et qualitate. und Boden si[ch] befindet, gehört dem Eigenthümer desGrundstücks; Niemand darf daher einen Theil seines Gebäudes, einen Erker, oder Wetterdach u. dergl. ohne des Eigenthümers Erlaubniß hereinragen lassen 17). Auch ist der Eigenthümer berechtiget, auf seinen Grund und Boden eine Windmühle anzulegen, wo nicht nach aus- drücklichen Landesgesetzen oder vermöge Herkommens die Erbauung neuer Mühlen zu den landesherrlichen Rega- lien gerechnet wird 18). Daß auch dadurch weder des Landesherrn noch sonst Jemandes wohl erworbenen Rech- ten Abbruch geschehen dürfe, verstehet sich von selbsten. Eben so verhält sich's auch mit dem vorbeyfliessen- den 17) L. 1. pr. D. de servit. praed. urbanor. L. 22. §. 4. D. quod vi aut clam. 18) Ob das Recht, eine Mühle anzulegen, jedem Eigenthümer auf dem Seinigen freystehe, oder ob nur der Landesherr dergleichen thun, und also nur er das Recht, sie zu erbauen, andern ertheilen könne? ist zwar eine unter den Staatsrechts- lehrern streitige Rechtsfrage, welche hier ausser meiner Sphäre liegt; indessen stimmen darin die meisten heutigen Rechtsge- lehrten mit mir überein, daß für die natürliche Freyheit der Unterthanen die Vermuthung streite. Man vergleiche me- vius Tom. II. P. IX. Decis 72. pufendorf Observat. iur. univ. Tom. II. Obs 45. hommel Rhapsod. Quaestion. Fo- rens. Vol. I. Obs. 216. Struben rechtl. Bedenken II. Th. Bed. 48. S. 165. wernher Observ. select. for. T. I. P. II. Obs. 382. eiusdemq. Supplem. novo. leyser Meditat. ad Pand. Spec. CCCCXXVI. med. 8. Pütter auserles. Rechts- fälle II. Bandes IV. Theil Resp. 238. 14te Frage S. 1060. f. Faber Staatskanzley III. Th. C. 7. Fasc. 2. S. 650. sqq. Westphal teutsches Privatrecht II. Theil, 52. Abhandl. S. 158. ff u. a. m. Wie sehr bey dieser Frage die teutschen Landesgesetze und Gewohnheiten von einander abweichen, hat Ge. Henr. ayrer in Prolus. de diversitate legum ac consue- tudinum germanicarum circa regale molarum. Goettingae 1772. gezeigt. E e 4
De diviſione rerum et qualitate. und Boden ſi[ch] befindet, gehoͤrt dem Eigenthuͤmer desGrundſtuͤcks; Niemand darf daher einen Theil ſeines Gebaͤudes, einen Erker, oder Wetterdach u. dergl. ohne des Eigenthuͤmers Erlaubniß hereinragen laſſen 17). Auch iſt der Eigenthuͤmer berechtiget, auf ſeinen Grund und Boden eine Windmuͤhle anzulegen, wo nicht nach aus- druͤcklichen Landesgeſetzen oder vermoͤge Herkommens die Erbauung neuer Muͤhlen zu den landesherrlichen Rega- lien gerechnet wird 18). Daß auch dadurch weder des Landesherrn noch ſonſt Jemandes wohl erworbenen Rech- ten Abbruch geſchehen duͤrfe, verſtehet ſich von ſelbſten. Eben ſo verhaͤlt ſich’s auch mit dem vorbeyflieſſen- den 17) L. 1. pr. D. de ſervit. praed. urbanor. L. 22. §. 4. D. quod vi aut clam. 18) Ob das Recht, eine Muͤhle anzulegen, jedem Eigenthuͤmer auf dem Seinigen freyſtehe, oder ob nur der Landesherr dergleichen thun, und alſo nur er das Recht, ſie zu erbauen, andern ertheilen koͤnne? iſt zwar eine unter den Staatsrechts- lehrern ſtreitige Rechtsfrage, welche hier auſſer meiner Sphaͤre liegt; indeſſen ſtimmen darin die meiſten heutigen Rechtsge- lehrten mit mir uͤberein, daß fuͤr die natuͤrliche Freyheit der Unterthanen die Vermuthung ſtreite. Man vergleiche me- vius Tom. II. P. IX. Deciſ 72. pufendorf Obſervat. iur. univ. Tom. II. Obſ 45. hommel Rhapſod. Quaeſtion. Fo- renſ. Vol. I. Obſ. 216. Struben rechtl. Bedenken II. Th. Bed. 48. S. 165. wernher Obſerv. ſelect. for. T. I. P. II. Obſ. 382. eiusdemq. Supplem. novo. leyser Meditat. ad Pand. Spec. CCCCXXVI. med. 8. Puͤtter auserleſ. Rechts- faͤlle II. Bandes IV. Theil Reſp. 238. 14te Frage S. 1060. f. Faber Staatskanzley III. Th. C. 7. Faſc. 2. S. 650. ſqq. Weſtphal teutſches Privatrecht II. Theil, 52. Abhandl. S. 158. ff u. a. m. Wie ſehr bey dieſer Frage die teutſchen Landesgeſetze und Gewohnheiten von einander abweichen, hat Ge. Henr. ayrer in Proluſ. de diverſitate legum ac conſue- tudinum germanicarum circa regale molarum. Goettingae 1772. gezeigt. E e 4
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De diviſione rerum et qualitate.
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Grundſtuͤcks; Niemand darf daher einen Theil ſeines
Gebaͤudes, einen Erker, oder Wetterdach u. dergl. ohne
des Eigenthuͤmers Erlaubniß hereinragen laſſen 17). Auch
iſt der Eigenthuͤmer berechtiget, auf ſeinen Grund und
Boden eine Windmuͤhle anzulegen, wo nicht nach aus-
druͤcklichen Landesgeſetzen oder vermoͤge Herkommens die
Erbauung neuer Muͤhlen zu den landesherrlichen Rega-
lien gerechnet wird 18). Daß auch dadurch weder des
Landesherrn noch ſonſt Jemandes wohl erworbenen Rech-
ten Abbruch geſchehen duͤrfe, verſtehet ſich von ſelbſten.
Eben ſo verhaͤlt ſich’s auch mit dem vorbeyflieſſen-
den
17) L. 1. pr. D. de ſervit. praed. urbanor. L. 22. §. 4. D. quod
vi aut clam.
18) Ob das Recht, eine Muͤhle anzulegen, jedem Eigenthuͤmer
auf dem Seinigen freyſtehe, oder ob nur der Landesherr
dergleichen thun, und alſo nur er das Recht, ſie zu erbauen,
andern ertheilen koͤnne? iſt zwar eine unter den Staatsrechts-
lehrern ſtreitige Rechtsfrage, welche hier auſſer meiner Sphaͤre
liegt; indeſſen ſtimmen darin die meiſten heutigen Rechtsge-
lehrten mit mir uͤberein, daß fuͤr die natuͤrliche Freyheit der
Unterthanen die Vermuthung ſtreite. Man vergleiche me-
vius Tom. II. P. IX. Deciſ 72. pufendorf Obſervat. iur.
univ. Tom. II. Obſ 45. hommel Rhapſod. Quaeſtion. Fo-
renſ. Vol. I. Obſ. 216. Struben rechtl. Bedenken II. Th.
Bed. 48. S. 165. wernher Obſerv. ſelect. for. T. I. P. II.
Obſ. 382. eiusdemq. Supplem. novo. leyser Meditat. ad
Pand. Spec. CCCCXXVI. med. 8. Puͤtter auserleſ. Rechts-
faͤlle II. Bandes IV. Theil Reſp. 238. 14te Frage S. 1060. f.
Faber Staatskanzley III. Th. C. 7. Faſc. 2. S. 650. ſqq.
Weſtphal teutſches Privatrecht II. Theil, 52. Abhandl.
S. 158. ff u. a. m. Wie ſehr bey dieſer Frage die teutſchen
Landesgeſetze und Gewohnheiten von einander abweichen, hat
Ge. Henr. ayrer in Proluſ. de diverſitate legum ac conſue-
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