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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
pirte Kinder nach dem justinianeischen Recht das Erb-
recht überhaupt behalten 92), so verlieren sie dennoch auch
heutiges Tages das Recht eines sui heredis. Denn die-
ses gründet sich auf die aus der väterlichen Gewalt ent-
springende genaue Verbindung zwischen einem Vater
und seinen Kindern, und das daraus entstehende Mitei-
genthum der Letztern an dem Vermögen des erstern 93),
und es muß folglich ceßiren, sobald jene Verbindung
durch Entlassung der Kinder aus der väterlichen Gewalt
aufgehoben wird. Justinian hat zwar in der 118ten
Novelle beyde die Emancipirten und die Suos in Anseh-
ung des Succeßionsrechts überhaupt untereinander gleich-
gesetzt; so daß die Emancipirten nicht mehr nöthig haben,
zur bonorum possessione ihre Zuflucht zu nehmen; allein
daß er denenselben auch das ius sui heredis mitgetheilt ha-
be, ist unerweißlich. Denn dieß betrift die Art, die vä-
terliche Erbschaft zu erwerben. In Ansehung dieser aber
hat Justinian nichts geändert 94). Es ist daher grund-
falsch, wenn unser Verf. Not. t. sagt: Emancipati re-
tinent iura suitatis, et hereditatem ipso iure acqui-
runt, eamque, licet non aditam, in quoslibet transfe-
runt heredes.
Endlich

c) wenn Söhne durch angestellte besondere
Wirthschaft
, und Töchter durch ihre Verhey-
rathung
aus der väterlichen Gewalt kommen, so kön-
nen zwar die Eltern nicht genöthiget werden, solchen
Kindern, außer ihrem eigenen Vermögen eine gewisse

Aus-
92) Nov. CXVIII.
93) S. diesen zweyten Theil S. 173.
94) S. Hrn. Geh. Just. R. boehmer Diss. de discrimine suo-
rum et emancipatorum in successione intestati
§. 13. und Hr.
Kanzler koch de successione ab intestato §. 6. pag. 18.

De adoptionibus, emancipationibus etc.
pirte Kinder nach dem juſtinianeiſchen Recht das Erb-
recht uͤberhaupt behalten 92), ſo verlieren ſie dennoch auch
heutiges Tages das Recht eines ſui heredis. Denn die-
ſes gruͤndet ſich auf die aus der vaͤterlichen Gewalt ent-
ſpringende genaue Verbindung zwiſchen einem Vater
und ſeinen Kindern, und das daraus entſtehende Mitei-
genthum der Letztern an dem Vermoͤgen des erſtern 93),
und es muß folglich ceßiren, ſobald jene Verbindung
durch Entlaſſung der Kinder aus der vaͤterlichen Gewalt
aufgehoben wird. Juſtinian hat zwar in der 118ten
Novelle beyde die Emancipirten und die Suos in Anſeh-
ung des Succeßionsrechts uͤberhaupt untereinander gleich-
geſetzt; ſo daß die Emancipirten nicht mehr noͤthig haben,
zur bonorum poſſeſſione ihre Zuflucht zu nehmen; allein
daß er denenſelben auch das ius ſui heredis mitgetheilt ha-
be, iſt unerweißlich. Denn dieß betrift die Art, die vaͤ-
terliche Erbſchaft zu erwerben. In Anſehung dieſer aber
hat Juſtinian nichts geaͤndert 94). Es iſt daher grund-
falſch, wenn unſer Verf. Not. t. ſagt: Emancipati re-
tinent iura ſuitatis, et hereditatem ipſo iure acqui-
runt, eamque, licet non aditam, in quoslibet transfe-
runt heredes.
Endlich

c) wenn Soͤhne durch angeſtellte beſondere
Wirthſchaft
, und Toͤchter durch ihre Verhey-
rathung
aus der vaͤterlichen Gewalt kommen, ſo koͤn-
nen zwar die Eltern nicht genoͤthiget werden, ſolchen
Kindern, außer ihrem eigenen Vermoͤgen eine gewiſſe

Aus-
92) Nov. CXVIII.
93) S. dieſen zweyten Theil S. 173.
94) S. Hrn. Geh. Juſt. R. boehmer Diſſ. de diſcrimine ſuo-
rum et emancipatorum in ſucceſſione inteſtati
§. 13. und Hr.
Kanzler koch de ſucceſſione ab inteſtato §. 6. pag. 18.
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[397/0411] De adoptionibus, emancipationibus etc. pirte Kinder nach dem juſtinianeiſchen Recht das Erb- recht uͤberhaupt behalten 92), ſo verlieren ſie dennoch auch heutiges Tages das Recht eines ſui heredis. Denn die- ſes gruͤndet ſich auf die aus der vaͤterlichen Gewalt ent- ſpringende genaue Verbindung zwiſchen einem Vater und ſeinen Kindern, und das daraus entſtehende Mitei- genthum der Letztern an dem Vermoͤgen des erſtern 93), und es muß folglich ceßiren, ſobald jene Verbindung durch Entlaſſung der Kinder aus der vaͤterlichen Gewalt aufgehoben wird. Juſtinian hat zwar in der 118ten Novelle beyde die Emancipirten und die Suos in Anſeh- ung des Succeßionsrechts uͤberhaupt untereinander gleich- geſetzt; ſo daß die Emancipirten nicht mehr noͤthig haben, zur bonorum poſſeſſione ihre Zuflucht zu nehmen; allein daß er denenſelben auch das ius ſui heredis mitgetheilt ha- be, iſt unerweißlich. Denn dieß betrift die Art, die vaͤ- terliche Erbſchaft zu erwerben. In Anſehung dieſer aber hat Juſtinian nichts geaͤndert 94). Es iſt daher grund- falſch, wenn unſer Verf. Not. t. ſagt: Emancipati re- tinent iura ſuitatis, et hereditatem ipſo iure acqui- runt, eamque, licet non aditam, in quoslibet transfe- runt heredes. Endlich c) wenn Soͤhne durch angeſtellte beſondere Wirthſchaft, und Toͤchter durch ihre Verhey- rathung aus der vaͤterlichen Gewalt kommen, ſo koͤn- nen zwar die Eltern nicht genoͤthiget werden, ſolchen Kindern, außer ihrem eigenen Vermoͤgen eine gewiſſe Aus- 92) Nov. CXVIII. 93) S. dieſen zweyten Theil S. 173. 94) S. Hrn. Geh. Juſt. R. boehmer Diſſ. de diſcrimine ſuo- rum et emancipatorum in ſucceſſione inteſtati §. 13. und Hr. Kanzler koch de ſucceſſione ab inteſtato §. 6. pag. 18.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/411>, abgerufen am 22.11.2024.