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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 7. Tit. §. 162.
das Seinige aus dem väterlichen Nachlaß voraus, und
zwar ohne allen Abzug, verabfolget werden, sondern es
erben auch solche Kinder den Vater iure suorum here-
dum,
das heißt, sie acquiriren die väterliche Erbschaft ipso
iure,
und transmittiren solche weiter auf ihre Erben,
wenn sie gleich dieselbe bey ihrem Leben noch nicht ange-
treten, d. i. sich noch nicht erklärt hatten, daß sie Erben
vom Vater seyn wollten 88).

b) Wenn hingegen der Vater die Kinder freywillig
emancipirt, so daß sie diese Befreyung blos als eine
Wohlthat des Vaters anzusehen haben, so müssen ihm
die Kinder aus Dankbarkeit für die Emancipation den
Nießbrauch über die Hälfte ihres unter der väterlichen
Verwaltung bisher gestandenen eigenthümlichen Vermö-
gens überlassen, so lange er lebt. Man nennt diese Be-
lohnung des Vaters praemium emancipationis 89), und sie
findet unter den bemerkten Umständen nach der richti-
gern Meynung der Rechtsgelehrten unstreitig auch noch
heutiges Tages statt 90). Dahingegen verbleibt dem
Kinde das peculium profectitium (S. 217.) unwieder-
ruflich, wenn der Vater selbiges bey der Emancipation
nicht zurück gefordert hat 91). Wenn nun gleich emanci-

cipirte
88) §. 2. I. de bered. qualit. et different. §. 3. I. de hered. quae
ab intest. L. 3. Cod. de iure delib.
89) L. 6. §. 3. Cod. de bonis quae liberis.
90) pufendorf Observat. iur. univ. T. I. Obs. 98. §. 16. ibi-
que allegati DDres.
Man sehe auch die beym vorigen §.
Not. 43. angeführte Hombergische Dissertat. §. XIX. und
Joh. Ulr. von Cramer: ob das praemium emancipationis
noch heut zu Tage in praxi camerali im Gebrauch sey? in
Desselben Wetzlar. Nebenstunden Theil LXXXI.
p.
117.
91) L. 31. §. 2. D. de donationib.

1. Buch. 7. Tit. §. 162.
das Seinige aus dem vaͤterlichen Nachlaß voraus, und
zwar ohne allen Abzug, verabfolget werden, ſondern es
erben auch ſolche Kinder den Vater iure ſuorum here-
dum,
das heißt, ſie acquiriren die vaͤterliche Erbſchaft ipſo
iure,
und transmittiren ſolche weiter auf ihre Erben,
wenn ſie gleich dieſelbe bey ihrem Leben noch nicht ange-
treten, d. i. ſich noch nicht erklaͤrt hatten, daß ſie Erben
vom Vater ſeyn wollten 88).

b) Wenn hingegen der Vater die Kinder freywillig
emancipirt, ſo daß ſie dieſe Befreyung blos als eine
Wohlthat des Vaters anzuſehen haben, ſo muͤſſen ihm
die Kinder aus Dankbarkeit fuͤr die Emancipation den
Nießbrauch uͤber die Haͤlfte ihres unter der vaͤterlichen
Verwaltung bisher geſtandenen eigenthuͤmlichen Vermoͤ-
gens uͤberlaſſen, ſo lange er lebt. Man nennt dieſe Be-
lohnung des Vaters praemium emancipationis 89), und ſie
findet unter den bemerkten Umſtaͤnden nach der richti-
gern Meynung der Rechtsgelehrten unſtreitig auch noch
heutiges Tages ſtatt 90). Dahingegen verbleibt dem
Kinde das peculium profectitium (S. 217.) unwieder-
ruflich, wenn der Vater ſelbiges bey der Emancipation
nicht zuruͤck gefordert hat 91). Wenn nun gleich emanci-

cipirte
88) §. 2. I. de bered. qualit. et different. §. 3. I. de hered. quae
ab inteſt. L. 3. Cod. de iure delib.
89) L. 6. §. 3. Cod. de bonis quae liberis.
90) pufendorf Obſervat. iur. univ. T. I. Obſ. 98. §. 16. ibi-
que allegati DDres.
Man ſehe auch die beym vorigen §.
Not. 43. angefuͤhrte Hombergiſche Diſſertat. §. XIX. und
Joh. Ulr. von Cramer: ob das praemium emancipationis
noch heut zu Tage in praxi camerali im Gebrauch ſey? in
Deſſelben Wetzlar. Nebenſtunden Theil LXXXI.
p.
117.
91) L. 31. §. 2. D. de donationib.
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[396/0410] 1. Buch. 7. Tit. §. 162. das Seinige aus dem vaͤterlichen Nachlaß voraus, und zwar ohne allen Abzug, verabfolget werden, ſondern es erben auch ſolche Kinder den Vater iure ſuorum here- dum, das heißt, ſie acquiriren die vaͤterliche Erbſchaft ipſo iure, und transmittiren ſolche weiter auf ihre Erben, wenn ſie gleich dieſelbe bey ihrem Leben noch nicht ange- treten, d. i. ſich noch nicht erklaͤrt hatten, daß ſie Erben vom Vater ſeyn wollten 88). b) Wenn hingegen der Vater die Kinder freywillig emancipirt, ſo daß ſie dieſe Befreyung blos als eine Wohlthat des Vaters anzuſehen haben, ſo muͤſſen ihm die Kinder aus Dankbarkeit fuͤr die Emancipation den Nießbrauch uͤber die Haͤlfte ihres unter der vaͤterlichen Verwaltung bisher geſtandenen eigenthuͤmlichen Vermoͤ- gens uͤberlaſſen, ſo lange er lebt. Man nennt dieſe Be- lohnung des Vaters praemium emancipationis 89), und ſie findet unter den bemerkten Umſtaͤnden nach der richti- gern Meynung der Rechtsgelehrten unſtreitig auch noch heutiges Tages ſtatt 90). Dahingegen verbleibt dem Kinde das peculium profectitium (S. 217.) unwieder- ruflich, wenn der Vater ſelbiges bey der Emancipation nicht zuruͤck gefordert hat 91). Wenn nun gleich emanci- cipirte 88) §. 2. I. de bered. qualit. et different. §. 3. I. de hered. quae ab inteſt. L. 3. Cod. de iure delib. 89) L. 6. §. 3. Cod. de bonis quae liberis. 90) pufendorf Obſervat. iur. univ. T. I. Obſ. 98. §. 16. ibi- que allegati DDres. Man ſehe auch die beym vorigen §. Not. 43. angefuͤhrte Hombergiſche Diſſertat. §. XIX. und Joh. Ulr. von Cramer: ob das praemium emancipationis noch heut zu Tage in praxi camerali im Gebrauch ſey? in Deſſelben Wetzlar. Nebenſtunden Theil LXXXI. p. 117. 91) L. 31. §. 2. D. de donationib.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/410>, abgerufen am 22.11.2024.