Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 7. Tit. §. 161. überein, wie Herr von Pufendorf 75), sehr ausführlichgezeigt hat. Daß durch die Ehe eines Sohnes allein die väterliche Gewalt noch nicht aufhöre, ist schon oben be- merkt worden 76). Ein anderes ist, wenn er sich bey ei- ner Frau einfreyet, die ihre eigene Haushaltung und Handthierung hat, und der Sohn durch Ergreifung die- ses Gewerbes sich von dem Vater völlig scheidet. Z. B. Er heyrathet eine Meisters-Witwe 77). Verschiedene Rechtsgelehrte wollen zwar behaupten, daß dieses heuti- ges Tages auch bey der Verheyrathung der Töchter Rech- tens sey. Sie meynen, daß durch die Verheyrathung derselben die väterliche Gewalt, so lange die Ehe dauert, nur suspendiret werde, die Tochter aber nach erfolgter Aufhebung der Ehe, wieder in die väterliche Gewalt zu- rückfalle 78). Allein wenn gleich diese Meynung den Grundsätzen des römischen Rechts allerdings gemäß ist, (S. oben §. 156. S. 344. folg.) so stimmt sie doch mit den heutigen Sitten und dem Gerichtsgebrauche nicht über- ein, wie Harpprecht 79), Voet 80) und insonderheit Christoph Ludewig Crell 81) aus überzeugenden Grün- 75) Observat. iur. univ. Tom. I. Obs. 99. §. 6 -- 10. et T. II. Obs. 115. 76) Siehe S. 345. Conf. heimburg eit. Diss. §. 79. 77) harpprecht cit. Diss. §. XXIV. 78) Iust. Henn. boehmer in Iur. Eccles. Protestant. Tom, III. Lib. IV. Tit. II. §. 16. pag. 1248. und mehrere noch ältere Rechtsgelehrten, welche mit ihren Gründen Harpprecht in der öfters angeführten Dissertat. §. 51. anzeigt; unter den neuern ist Prof. Madihn in Princip. iuris Rom. P. V. §. 20. dieser Meynung. 79) Cit. Dissert. §. 52. 80) in Commentar. ad Pandect. h. t. §. ult. 81) in Diss. de filia vid[u]a ad patrem reversa. Vitembergae 1754.
1. Buch. 7. Tit. §. 161. uͤberein, wie Herr von Pufendorf 75), ſehr ausfuͤhrlichgezeigt hat. Daß durch die Ehe eines Sohnes allein die vaͤterliche Gewalt noch nicht aufhoͤre, iſt ſchon oben be- merkt worden 76). Ein anderes iſt, wenn er ſich bey ei- ner Frau einfreyet, die ihre eigene Haushaltung und Handthierung hat, und der Sohn durch Ergreifung die- ſes Gewerbes ſich von dem Vater voͤllig ſcheidet. Z. B. Er heyrathet eine Meiſters-Witwe 77). Verſchiedene Rechtsgelehrte wollen zwar behaupten, daß dieſes heuti- ges Tages auch bey der Verheyrathung der Toͤchter Rech- tens ſey. Sie meynen, daß durch die Verheyrathung derſelben die vaͤterliche Gewalt, ſo lange die Ehe dauert, nur ſuspendiret werde, die Tochter aber nach erfolgter Aufhebung der Ehe, wieder in die vaͤterliche Gewalt zu- ruͤckfalle 78). Allein wenn gleich dieſe Meynung den Grundſaͤtzen des roͤmiſchen Rechts allerdings gemaͤß iſt, (S. oben §. 156. S. 344. folg.) ſo ſtimmt ſie doch mit den heutigen Sitten und dem Gerichtsgebrauche nicht uͤber- ein, wie Harpprecht 79), Voet 80) und inſonderheit Chriſtoph Ludewig Crell 81) aus uͤberzeugenden Gruͤn- 75) Obſervat. iur. univ. Tom. I. Obſ. 99. §. 6 — 10. et T. II. Obſ. 115. 76) Siehe S. 345. Conf. heimburg eit. Diſſ. §. 79. 77) harpprecht cit. Diſſ. §. XXIV. 78) Iuſt. Henn. boehmer in Iur. Eccleſ. Proteſtant. Tom, III. Lib. IV. Tit. II. §. 16. pag. 1248. und mehrere noch aͤltere Rechtsgelehrten, welche mit ihren Gruͤnden Harpprecht in der oͤfters angefuͤhrten Diſſertat. §. 51. anzeigt; unter den neuern iſt Prof. Madihn in Princip. iuris Rom. P. V. §. 20. dieſer Meynung. 79) Cit. Diſſert. §. 52. 80) in Commentar. ad Pandect. h. t. §. ult. 81) in Diſſ. de filia vid[u]a ad patrem reverſa. Vitembergae 1754.
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1. Buch. 7. Tit. §. 161.
uͤberein, wie Herr von Pufendorf 75), ſehr ausfuͤhrlich
gezeigt hat. Daß durch die Ehe eines Sohnes allein
die vaͤterliche Gewalt noch nicht aufhoͤre, iſt ſchon oben be-
merkt worden 76). Ein anderes iſt, wenn er ſich bey ei-
ner Frau einfreyet, die ihre eigene Haushaltung und
Handthierung hat, und der Sohn durch Ergreifung die-
ſes Gewerbes ſich von dem Vater voͤllig ſcheidet. Z. B.
Er heyrathet eine Meiſters-Witwe 77). Verſchiedene
Rechtsgelehrte wollen zwar behaupten, daß dieſes heuti-
ges Tages auch bey der Verheyrathung der Toͤchter Rech-
tens ſey. Sie meynen, daß durch die Verheyrathung
derſelben die vaͤterliche Gewalt, ſo lange die Ehe dauert,
nur ſuspendiret werde, die Tochter aber nach erfolgter
Aufhebung der Ehe, wieder in die vaͤterliche Gewalt zu-
ruͤckfalle 78). Allein wenn gleich dieſe Meynung den
Grundſaͤtzen des roͤmiſchen Rechts allerdings gemaͤß iſt,
(S. oben §. 156. S. 344. folg.) ſo ſtimmt ſie doch mit
den heutigen Sitten und dem Gerichtsgebrauche nicht uͤber-
ein, wie Harpprecht 79), Voet 80) und inſonderheit
Chriſtoph Ludewig Crell 81) aus uͤberzeugenden
Gruͤn-
75) Obſervat. iur. univ. Tom. I. Obſ. 99. §. 6 — 10. et T. II.
Obſ. 115.
76) Siehe S. 345. Conf. heimburg eit. Diſſ. §. 79.
77) harpprecht cit. Diſſ. §. XXIV.
78) Iuſt. Henn. boehmer in Iur. Eccleſ. Proteſtant. Tom, III.
Lib. IV. Tit. II. §. 16. pag. 1248. und mehrere noch aͤltere
Rechtsgelehrten, welche mit ihren Gruͤnden Harpprecht
in der oͤfters angefuͤhrten Diſſertat. §. 51. anzeigt; unter den
neuern iſt Prof. Madihn in Princip. iuris Rom. P. V. §. 20.
dieſer Meynung.
79) Cit. Diſſert. §. 52.
80) in Commentar. ad Pandect. h. t. §. ult.
81) in Diſſ. de filia vidua ad patrem reverſa. Vitembergae 1754.
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