Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De adoptionibus, emancipationibus etc. tes, mittelst eines förmlichen Decrets, auf vorhergehen-de Ansuchung darum, dieselbe bestätiget 22). Sind es unmittelbare Personen, so suchen solche die Bestätigung entweder beym Reichshofrath, oder bey dem Cam- mergericht, indem die Jurisdiction beyder in diesem Punct concurrirt 23) Jedoch sind die Beyspiele davon selten 24). Mit dieser wahren Emancipation ist aber das Geschäft nicht zu vermischen, da ein Kind, obgleich auch durch den Richter, blos dazu, daß eine gewisse Hand- lung zwischen Eltern und Kindern ihre Gültigkeit erhal- te, oder wenigstens unangefochten bleiben möge, der vä- terlichen Gewalt entlassen wird 25). Sie wird von eini- gen emancipatio minus plena 26), von andern aber eman- cipatio particularis 27) genennt. In den Gesetzen ist die- se Art der Emancipation eigentlich nicht gegründet. Viel- mehr ist ihre Entstehung dem Wahne zuzuschreiben, daß wegen Einheit der Person, zwischen dem Vater und den Kindern, die noch unter seiner Gewalt stehen, auch noch heutiges Tages keine bürgerliche vollgültige Verbindlich- keit statt finden könne. Ob ich nun gleich an einem an- dern Ort (S. 236) gezeigt habe, daß sich die von den Römern erdichtete Einheit zwischen dem Vater und sei- nen 22) S. Nettelbladt's Versuch einer Anleitung zu der gan- zen practischen Rechtsgelahrth. §. 966. S. 498. 23) Hr. v. Trütschler a. a. O. S. 310. Not. d. 24) Man findet dergleichen in Io. Georg. de kulpis Commen- tat. de adoptionib. et emancipationibus Principum §. 58. und Moser im Familienstaatsrecht Th. 2. S. 780. ff. 25) Nettelbladt a. a. O. 26) S. Io. Ulr. Christph. tresenreuter Diss. de emancipa- tione minus plena. Altorf. 1759. 4. 27) So nennt sie unser Autor, und mit ihm mehrere. A a 5
De adoptionibus, emancipationibus etc. tes, mittelſt eines foͤrmlichen Decrets, auf vorhergehen-de Anſuchung darum, dieſelbe beſtaͤtiget 22). Sind es unmittelbare Perſonen, ſo ſuchen ſolche die Beſtaͤtigung entweder beym Reichshofrath, oder bey dem Cam- mergericht, indem die Jurisdiction beyder in dieſem Punct concurrirt 23) Jedoch ſind die Beyſpiele davon ſelten 24). Mit dieſer wahren Emancipation iſt aber das Geſchaͤft nicht zu vermiſchen, da ein Kind, obgleich auch durch den Richter, blos dazu, daß eine gewiſſe Hand- lung zwiſchen Eltern und Kindern ihre Guͤltigkeit erhal- te, oder wenigſtens unangefochten bleiben moͤge, der vaͤ- terlichen Gewalt entlaſſen wird 25). Sie wird von eini- gen emancipatio minus plena 26), von andern aber eman- cipatio particularis 27) genennt. In den Geſetzen iſt die- ſe Art der Emancipation eigentlich nicht gegruͤndet. Viel- mehr iſt ihre Entſtehung dem Wahne zuzuſchreiben, daß wegen Einheit der Perſon, zwiſchen dem Vater und den Kindern, die noch unter ſeiner Gewalt ſtehen, auch noch heutiges Tages keine buͤrgerliche vollguͤltige Verbindlich- keit ſtatt finden koͤnne. Ob ich nun gleich an einem an- dern Ort (S. 236) gezeigt habe, daß ſich die von den Roͤmern erdichtete Einheit zwiſchen dem Vater und ſei- nen 22) S. Nettelbladt’s Verſuch einer Anleitung zu der gan- zen practiſchen Rechtsgelahrth. §. 966. S. 498. 23) Hr. v. Truͤtſchler a. a. O. S. 310. Not. d. 24) Man findet dergleichen in Io. Georg. de kulpis Commen- tat. de adoptionib. et emancipationibus Principum §. 58. und Moſer im Familienſtaatsrecht Th. 2. S. 780. ff. 25) Nettelbladt a. a. O. 26) S. Io. Ulr. Chriſtph. tresenreuter Diſſ. de emancipa- tione minus plena. Altorf. 1759. 4. 27) So nennt ſie unſer Autor, und mit ihm mehrere. A a 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0391" n="377"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De adoptionibus, emancipationibus etc.</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">tes</hi>, mittelſt eines foͤrmlichen Decrets, auf vorhergehen-<lb/> de Anſuchung darum, dieſelbe beſtaͤtiget <note place="foot" n="22)">S. <hi rendition="#g">Nettelbladt’s</hi> Verſuch einer Anleitung zu der gan-<lb/> zen practiſchen Rechtsgelahrth. §. 966. S. 498.</note>. Sind es<lb/> unmittelbare Perſonen, ſo ſuchen ſolche die Beſtaͤtigung<lb/> entweder beym <hi rendition="#g">Reichshofrath</hi>, oder bey dem <hi rendition="#g">Cam-<lb/> mergericht</hi>, indem die Jurisdiction beyder in dieſem<lb/> Punct concurrirt <note place="foot" n="23)">Hr. v. <hi rendition="#g">Truͤtſchler</hi> a. a. O. S. 310. Not. <hi rendition="#aq">d.</hi></note> Jedoch ſind die Beyſpiele davon<lb/> ſelten <note place="foot" n="24)">Man findet dergleichen in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Georg. de</hi><hi rendition="#k">kulpis</hi> Commen-<lb/> tat. de adoptionib. et emancipationibus Principum</hi> §. 58. und<lb/><hi rendition="#g">Moſer</hi> im Familienſtaatsrecht Th. 2. S. 780. ff.</note>. Mit dieſer wahren Emancipation iſt aber das<lb/> Geſchaͤft nicht zu vermiſchen, da ein Kind, obgleich auch<lb/> durch den Richter, blos dazu, daß eine gewiſſe Hand-<lb/> lung zwiſchen Eltern und Kindern ihre Guͤltigkeit erhal-<lb/> te, oder wenigſtens unangefochten bleiben moͤge, der vaͤ-<lb/> terlichen Gewalt entlaſſen wird <note place="foot" n="25)"><hi rendition="#g">Nettelbladt</hi> a. a. O.</note>. Sie wird von eini-<lb/> gen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">emancipatio minus plena</hi></hi> <note place="foot" n="26)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Ulr. Chriſtph.</hi><hi rendition="#k">tresenreuter</hi> Diſſ. de emancipa-<lb/> tione minus plena. Altorf.</hi> 1759. 4.</note>, von andern aber <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">eman-<lb/> cipatio particularis</hi></hi> <note place="foot" n="27)">So nennt ſie unſer Autor, und mit ihm mehrere.</note> genennt. In den Geſetzen iſt die-<lb/> ſe Art der Emancipation eigentlich nicht gegruͤndet. Viel-<lb/> mehr iſt ihre Entſtehung dem Wahne zuzuſchreiben, daß<lb/> wegen Einheit der Perſon, zwiſchen dem Vater und den<lb/> Kindern, die noch unter ſeiner Gewalt ſtehen, auch noch<lb/> heutiges Tages keine buͤrgerliche vollguͤltige Verbindlich-<lb/> keit ſtatt finden koͤnne. Ob ich nun gleich an einem an-<lb/> dern Ort (S. 236) gezeigt habe, daß ſich die von den<lb/> Roͤmern erdichtete Einheit zwiſchen dem Vater und ſei-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [377/0391]
De adoptionibus, emancipationibus etc.
tes, mittelſt eines foͤrmlichen Decrets, auf vorhergehen-
de Anſuchung darum, dieſelbe beſtaͤtiget 22). Sind es
unmittelbare Perſonen, ſo ſuchen ſolche die Beſtaͤtigung
entweder beym Reichshofrath, oder bey dem Cam-
mergericht, indem die Jurisdiction beyder in dieſem
Punct concurrirt 23) Jedoch ſind die Beyſpiele davon
ſelten 24). Mit dieſer wahren Emancipation iſt aber das
Geſchaͤft nicht zu vermiſchen, da ein Kind, obgleich auch
durch den Richter, blos dazu, daß eine gewiſſe Hand-
lung zwiſchen Eltern und Kindern ihre Guͤltigkeit erhal-
te, oder wenigſtens unangefochten bleiben moͤge, der vaͤ-
terlichen Gewalt entlaſſen wird 25). Sie wird von eini-
gen emancipatio minus plena 26), von andern aber eman-
cipatio particularis 27) genennt. In den Geſetzen iſt die-
ſe Art der Emancipation eigentlich nicht gegruͤndet. Viel-
mehr iſt ihre Entſtehung dem Wahne zuzuſchreiben, daß
wegen Einheit der Perſon, zwiſchen dem Vater und den
Kindern, die noch unter ſeiner Gewalt ſtehen, auch noch
heutiges Tages keine buͤrgerliche vollguͤltige Verbindlich-
keit ſtatt finden koͤnne. Ob ich nun gleich an einem an-
dern Ort (S. 236) gezeigt habe, daß ſich die von den
Roͤmern erdichtete Einheit zwiſchen dem Vater und ſei-
nen
22) S. Nettelbladt’s Verſuch einer Anleitung zu der gan-
zen practiſchen Rechtsgelahrth. §. 966. S. 498.
23) Hr. v. Truͤtſchler a. a. O. S. 310. Not. d.
24) Man findet dergleichen in Io. Georg. de kulpis Commen-
tat. de adoptionib. et emancipationibus Principum §. 58. und
Moſer im Familienſtaatsrecht Th. 2. S. 780. ff.
25) Nettelbladt a. a. O.
26) S. Io. Ulr. Chriſtph. tresenreuter Diſſ. de emancipa-
tione minus plena. Altorf. 1759. 4.
27) So nennt ſie unſer Autor, und mit ihm mehrere.
A a 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |