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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
nen Seite dadurch zu gewinnen scheint, daß Justinian
in einer gewissen Novelle 82) eben dieß, als einen ganz be-
kannten und ausgemachten Grundsatz, annimmt, daß es
denen Vätern nicht erlaubt seye, die Kinder wieder ihren
Willen aus der väterlichen Gewalt zu entlassen; so strei-
ten doch auf der andern Seite so wichtige Gründe ge-
gen jene Vorstellungsart, daß man unmöglich geneigt
seyn kann, derselben beyzutreten. Schon längst haben
Lukas van de Poll 83) und Christian Heinrich Breu-
ning
84) gezeigt, daß in der L. 6. Cod. de patr. potest.
von einer römischen Emancipation gar nicht die Rede
sey. Man wird sich auch hiervon so fort überzeugen
können, sobald man sich die Mühe geben will, das Gesetz
selbst etwas genauer zu betrachten. Die Kaiser Diocletian
und Maximian rescribiren nämlich an einen gewissen
Hermogenes folgendermaßen: Abdicatio, quae Graeco
more ad alienandos liberos usurpabatur, et
apokeru-
xis dicebatur, romanis legibus non comprobatur.
Hermogenes, an welchen dieses Rescript erlassen ist,
war ohne Zweifel ein Grieche, und vermuthlich von sei-
nem Vater auf eine so schimpfliche Art verstossen worden,
als die Griechen apokeruttein nannten. Weil nun dem
verstossenen Sohne vielleicht durch die Härte des Vaters
zu nahe geschehen seyn mochte, so nahm dieser seine Zu-
flucht zu denen Kaisern, und frug zugleich in seiner Sup-
plic an, ob, seitdem durch die Verordnung des Kaisers
Caracalla allen Unterthanen des röm. Reichs die Rechte

der
82) Nov. LXXXIX. cap. 11:
83) lib. sing. de exheredat, et praeterit. Rom. et hod. Cap. I.
et VIII.
84) in Diss. iur. civ. peri apokeruxeos seu de abdicatione ad
L. 6. Cod. de patr. potest. Lipsiae
1753. 4.

De adoptionibus, emancipationibus etc.
nen Seite dadurch zu gewinnen ſcheint, daß Juſtinian
in einer gewiſſen Novelle 82) eben dieß, als einen ganz be-
kannten und ausgemachten Grundſatz, annimmt, daß es
denen Vaͤtern nicht erlaubt ſeye, die Kinder wieder ihren
Willen aus der vaͤterlichen Gewalt zu entlaſſen; ſo ſtrei-
ten doch auf der andern Seite ſo wichtige Gruͤnde ge-
gen jene Vorſtellungsart, daß man unmoͤglich geneigt
ſeyn kann, derſelben beyzutreten. Schon laͤngſt haben
Lukas van de Poll 83) und Chriſtian Heinrich Breu-
ning
84) gezeigt, daß in der L. 6. Cod. de patr. poteſt.
von einer roͤmiſchen Emancipation gar nicht die Rede
ſey. Man wird ſich auch hiervon ſo fort uͤberzeugen
koͤnnen, ſobald man ſich die Muͤhe geben will, das Geſetz
ſelbſt etwas genauer zu betrachten. Die Kaiſer Diocletian
und Maximian reſcribiren naͤmlich an einen gewiſſen
Hermogenes folgendermaßen: Abdicatio, quae Graeco
more ad alienandos liberos uſurpabatur, et
ἀποκηρυ-
ξις dicebatur, romanis legibus non comprobatur.
Hermogenes, an welchen dieſes Reſcript erlaſſen iſt,
war ohne Zweifel ein Grieche, und vermuthlich von ſei-
nem Vater auf eine ſo ſchimpfliche Art verſtoſſen worden,
als die Griechen ἀποκηρυττειν nannten. Weil nun dem
verſtoſſenen Sohne vielleicht durch die Haͤrte des Vaters
zu nahe geſchehen ſeyn mochte, ſo nahm dieſer ſeine Zu-
flucht zu denen Kaiſern, und frug zugleich in ſeiner Sup-
plic an, ob, ſeitdem durch die Verordnung des Kaiſers
Caracalla allen Unterthanen des roͤm. Reichs die Rechte

der
82) Nov. LXXXIX. cap. 11:
83) lib. ſing. de exheredat, et praeterit. Rom. et hod. Cap. I.
et VIII.
84) in Diſſ. iur. civ. περι ἀποκηρύξεος ſeu de abdicatione ad
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[363/0377] De adoptionibus, emancipationibus etc. nen Seite dadurch zu gewinnen ſcheint, daß Juſtinian in einer gewiſſen Novelle 82) eben dieß, als einen ganz be- kannten und ausgemachten Grundſatz, annimmt, daß es denen Vaͤtern nicht erlaubt ſeye, die Kinder wieder ihren Willen aus der vaͤterlichen Gewalt zu entlaſſen; ſo ſtrei- ten doch auf der andern Seite ſo wichtige Gruͤnde ge- gen jene Vorſtellungsart, daß man unmoͤglich geneigt ſeyn kann, derſelben beyzutreten. Schon laͤngſt haben Lukas van de Poll 83) und Chriſtian Heinrich Breu- ning 84) gezeigt, daß in der L. 6. Cod. de patr. poteſt. von einer roͤmiſchen Emancipation gar nicht die Rede ſey. Man wird ſich auch hiervon ſo fort uͤberzeugen koͤnnen, ſobald man ſich die Muͤhe geben will, das Geſetz ſelbſt etwas genauer zu betrachten. Die Kaiſer Diocletian und Maximian reſcribiren naͤmlich an einen gewiſſen Hermogenes folgendermaßen: Abdicatio, quae Graeco more ad alienandos liberos uſurpabatur, et ἀποκηρυ- ξις dicebatur, romanis legibus non comprobatur. Hermogenes, an welchen dieſes Reſcript erlaſſen iſt, war ohne Zweifel ein Grieche, und vermuthlich von ſei- nem Vater auf eine ſo ſchimpfliche Art verſtoſſen worden, als die Griechen ἀποκηρυττειν nannten. Weil nun dem verſtoſſenen Sohne vielleicht durch die Haͤrte des Vaters zu nahe geſchehen ſeyn mochte, ſo nahm dieſer ſeine Zu- flucht zu denen Kaiſern, und frug zugleich in ſeiner Sup- plic an, ob, ſeitdem durch die Verordnung des Kaiſers Caracalla allen Unterthanen des roͤm. Reichs die Rechte der 82) Nov. LXXXIX. cap. 11: 83) lib. ſing. de exheredat, et praeterit. Rom. et hod. Cap. I. et VIII. 84) in Diſſ. iur. civ. περι ἀποκηρύξεος ſeu de abdicatione ad L. 6. Cod. de patr. poteſt. Lipſiae 1753. 4.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/377>, abgerufen am 23.11.2024.