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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
Anastasianischen Verordnung können daher sogar eigentlich
sogenannte Kinder, die noch nicht rechtsgültig consenti-
ren können, dennoch durch fürstliches Rescript sui iuris
werden 52), weil zu vermuthen, daß der Oberherr nicht
anders die Emancipation geschehen lassen wird, als wenn
er sie für das Kind zuträglich findet.

Diese Anastasianische Emancipation hatte nun
übrigens gleiche Wirkungen mit der alten, nur darin
war sie von der letztern verschieden, daß ein Kind, wel-
ches auf die Anastasianische Art war emancipiret worden,
das Succeßionsrecht in dem Vermögen seiner Geschwi-
sier behielt, welche in der väterlichen Gewalt geblieben
waren 53). Auch konnte der Vater in seiner Supplic
sich[']s erbitten, daß dem Emancipirten die Familienrechte
verbleiben sollten 54).

Ich komme endlich auf die Justinianeische Eman-
cipation. Justinian
schafte nämlich die gewissermaßen
injuriöse Feyerlichkeit der alten Emancipation gänzlich ab 55),

und
52) In der Constitution der L. 5. C. de emancipat. heißt es am
Schluß: nisi infantes sint, qui et sine consensu etiam hoc mo-
do sui iuris efficiuntur.
53) L. 4. C. de legitim, tutela, L. 15. §. 1. Cod. de legitim.
hered.
54) L. 11. Cod. de legitim. heredib.
55) Justinian sagt in L. ult. Cod. de emancipat. Cum in-
speximus in emancipationibus vanam observationem custodiri,
et venditiones in liberas personas figuratas, et circumductiones
inextricabiles et iniuriosa rhapismata
(kommt her von Rapis eine
Ruthe, und Rapisai mit Ruthen hauen) quorum nullus ratio-
nabilis invenitur exitus: jubemus, huiusmodi circuitu in po-
sterum quiescente, licentiam ei esse, qui emancipare vult, vel
ex lege Anastasiana hoc facere, vel sine sacro rescripto intra-

re
Z 2

De adoptionibus, emancipationibus etc.
Anaſtaſianiſchen Verordnung koͤnnen daher ſogar eigentlich
ſogenannte Kinder, die noch nicht rechtsguͤltig conſenti-
ren koͤnnen, dennoch durch fuͤrſtliches Reſcript ſui iuris
werden 52), weil zu vermuthen, daß der Oberherr nicht
anders die Emancipation geſchehen laſſen wird, als wenn
er ſie fuͤr das Kind zutraͤglich findet.

Dieſe Anaſtaſianiſche Emancipation hatte nun
uͤbrigens gleiche Wirkungen mit der alten, nur darin
war ſie von der letztern verſchieden, daß ein Kind, wel-
ches auf die Anaſtaſianiſche Art war emancipiret worden,
das Succeßionsrecht in dem Vermoͤgen ſeiner Geſchwi-
ſier behielt, welche in der vaͤterlichen Gewalt geblieben
waren 53). Auch konnte der Vater in ſeiner Supplic
ſich[’]s erbitten, daß dem Emancipirten die Familienrechte
verbleiben ſollten 54).

Ich komme endlich auf die Juſtinianeiſche Eman-
cipation. Juſtinian
ſchafte naͤmlich die gewiſſermaßen
injurioͤſe Feyerlichkeit der alten Emancipation gaͤnzlich ab 55),

und
52) In der Conſtitution der L. 5. C. de emancipat. heißt es am
Schluß: niſi infantes ſint, qui et ſine conſenſu etiam hoc mo-
do ſui iuris efficiuntur.
53) L. 4. C. de legitim, tutela, L. 15. §. 1. Cod. de legitim.
hered.
54) L. 11. Cod. de legitim. heredib.
55) Juſtinian ſagt in L. ult. Cod. de emancipat. Cum in-
ſpeximus in emancipationibus vanam obſervationem cuſtodiri,
et venditiones in liberas perſonas figuratas, et circumductiones
inextricabiles et iniurioſa rhapismata
(kommt her von ῥαπὶς eine
Ruthe, und ῥαπίσαι mit Ruthen hauen) quorum nullus ratio-
nabilis invenitur exitus: jubemus, huiusmodi circuitu in po-
ſterum quiescente, licentiam ei eſſe, qui emancipare vult, vel
ex lege Anaſtaſiana hoc facere, vel ſine ſacro reſcripto intra-

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Z 2
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[355/0369] De adoptionibus, emancipationibus etc. Anaſtaſianiſchen Verordnung koͤnnen daher ſogar eigentlich ſogenannte Kinder, die noch nicht rechtsguͤltig conſenti- ren koͤnnen, dennoch durch fuͤrſtliches Reſcript ſui iuris werden 52), weil zu vermuthen, daß der Oberherr nicht anders die Emancipation geſchehen laſſen wird, als wenn er ſie fuͤr das Kind zutraͤglich findet. Dieſe Anaſtaſianiſche Emancipation hatte nun uͤbrigens gleiche Wirkungen mit der alten, nur darin war ſie von der letztern verſchieden, daß ein Kind, wel- ches auf die Anaſtaſianiſche Art war emancipiret worden, das Succeßionsrecht in dem Vermoͤgen ſeiner Geſchwi- ſier behielt, welche in der vaͤterlichen Gewalt geblieben waren 53). Auch konnte der Vater in ſeiner Supplic ſich’s erbitten, daß dem Emancipirten die Familienrechte verbleiben ſollten 54). Ich komme endlich auf die Juſtinianeiſche Eman- cipation. Juſtinian ſchafte naͤmlich die gewiſſermaßen injurioͤſe Feyerlichkeit der alten Emancipation gaͤnzlich ab 55), und 52) In der Conſtitution der L. 5. C. de emancipat. heißt es am Schluß: niſi infantes ſint, qui et ſine conſenſu etiam hoc mo- do ſui iuris efficiuntur. 53) L. 4. C. de legitim, tutela, L. 15. §. 1. Cod. de legitim. hered. 54) L. 11. Cod. de legitim. heredib. 55) Juſtinian ſagt in L. ult. Cod. de emancipat. Cum in- ſpeximus in emancipationibus vanam obſervationem cuſtodiri, et venditiones in liberas perſonas figuratas, et circumductiones inextricabiles et iniurioſa rhapismata (kommt her von ῥαπὶς eine Ruthe, und ῥαπίσαι mit Ruthen hauen) quorum nullus ratio- nabilis invenitur exitus: jubemus, huiusmodi circuitu in po- ſterum quiescente, licentiam ei eſſe, qui emancipare vult, vel ex lege Anaſtaſiana hoc facere, vel ſine ſacro reſcripto intra- re Z 2

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/369>, abgerufen am 23.11.2024.