Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 7. Tit. §. 157. pater emancipavit filium, sed actus solemnitas quaeriturDaher irren diejenigen 25) sehr, welche eine still- schweigende Emancipation annehmen 26), wie der sel Canzler Böhmer 27) und Diederich von Kuy- ven 28) gründlich gezeigt haben. b) Muß die väterliche Willenserklärung auch auf eine gesetzmäsige Art geschehen. Daher ist die Emancipation in Rücksicht ih- rer 25) leyser Specim. XXI. med. 2. et CLXIV. med. 5. Georg. Frid. krause Different. emancipationis tacitae romanae et germ. Vitemb. 1759. Car. Frid. walch Introd. in controv. iuris civ. Sect. I. Cap. II. Membr. 2. §. 17. 26) Sie berufen sich hauptsächlich auf die L. 25. D. h. t. und L. 1. C. de patr. pot. Allein das erste Gesetz kann auch eben so gut von einer ausdrücklichen Emancipation ver- standen werden, welche der Vater nach dem Tode der Tochter unter dem Vorwande anfechten wollte, als ob sie nicht auf die gesetzliche Weise, und in Gegenwart von Zeugen geschehen sey. Diese Klage soll nach dem Tode der Tochter nicht mehr statt finden. Billig, quia sibi debet imputare (pater), wie Ant. faber in Rational. ad h. L. 25. sagt, cur non moverit eam quaestionem filiae viventi, quae et causam suam tueri potuisset melius, et victa quoque extorquere a patre perpe- tuis obsequiis aliam iustamque emancipationem. Nach dem an- dern Gesetz aber soll ein Vater, welcher es geschehen lassen, daß sein Sohn sich lange Zeit als Paterfamilias aufge- führet, mit der Präjudicialklage de patria potestate gegen den Sohn nicht mehr gehöret werden. Warum? weil die Klage alsdenn verjährt ist. Also nicht der stillschweigende Wille des Vaters ist hier die Ursache von Befreyung des Sohns aus der väterlichen Gewalt. S. Eichmann Erklärungen III. Th. S. 389. ff. heimburg cit. Diss. §. VII--IX. 27) Diss. de statu liberorum sui iuris factorum per separationem vel nuptias Cap. II. §. 15. in Exercitat. ad Pandect. T. I. pag 944. 28) Diss. de emancipatione tacita, Romanis incognita. Groe-
ningae 1781. 1. Buch. 7. Tit. §. 157. pater emancipavit filium, ſed actus ſolemnitas quaeriturDaher irren diejenigen 25) ſehr, welche eine ſtill- ſchweigende Emancipation annehmen 26), wie der ſel Canzler Boͤhmer 27) und Diederich von Kuy- ven 28) gruͤndlich gezeigt haben. b) Muß die vaͤterliche Willenserklaͤrung auch auf eine geſetzmaͤſige Art geſchehen. Daher iſt die Emancipation in Ruͤckſicht ih- rer 25) leyser Specim. XXI. med. 2. et CLXIV. med. 5. Georg. Frid. krause Different. emancipationis tacitae romanae et germ. Vitemb. 1759. Car. Frid. walch Introd. in controv. iuris civ. Sect. I. Cap. II. Membr. 2. §. 17. 26) Sie berufen ſich hauptſaͤchlich auf die L. 25. D. h. t. und L. 1. C. de patr. pot. Allein das erſte Geſetz kann auch eben ſo gut von einer ausdruͤcklichen Emancipation ver- ſtanden werden, welche der Vater nach dem Tode der Tochter unter dem Vorwande anfechten wollte, als ob ſie nicht auf die geſetzliche Weiſe, und in Gegenwart von Zeugen geſchehen ſey. Dieſe Klage ſoll nach dem Tode der Tochter nicht mehr ſtatt finden. Billig, quia ſibi debet imputare (pater), wie Ant. faber in Rational. ad h. L. 25. ſagt, cur non moverit eam quaeſtionem filiae viventi, quae et cauſam ſuam tueri potuiſſet melius, et victa quoque extorquere a patre perpe- tuis obſequiis aliam iuſtamque emancipationem. Nach dem an- dern Geſetz aber ſoll ein Vater, welcher es geſchehen laſſen, daß ſein Sohn ſich lange Zeit als Paterfamilias aufge- fuͤhret, mit der Praͤjudicialklage de patria poteſtate gegen den Sohn nicht mehr gehoͤret werden. Warum? weil die Klage alsdenn verjaͤhrt iſt. Alſo nicht der ſtillſchweigende Wille des Vaters iſt hier die Urſache von Befreyung des Sohns aus der vaͤterlichen Gewalt. S. Eichmann Erklaͤrungen III. Th. S. 389. ff. heimburg cit. Diſſ. §. VII—IX. 27) Diſſ. de ſtatu liberorum ſui iuris factorum per ſeparationem vel nuptias Cap. II. §. 15. in Exercitat. ad Pandect. T. I. pag 944. 28) Diſſ. de emancipatione tacita, Romanis incognita. Groe-
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Daher irren diejenigen 25) ſehr, welche eine ſtill-
ſchweigende Emancipation annehmen 26), wie
der ſel Canzler Boͤhmer 27) und Diederich von Kuy-
ven 28) gruͤndlich gezeigt haben. b) Muß die vaͤterliche
Willenserklaͤrung auch auf eine geſetzmaͤſige Art
geſchehen. Daher iſt die Emancipation in Ruͤckſicht ih-
rer
25) leyser Specim. XXI. med. 2. et CLXIV. med. 5. Georg.
Frid. krause Different. emancipationis tacitae romanae et
germ. Vitemb. 1759. Car. Frid. walch Introd. in controv.
iuris civ. Sect. I. Cap. II. Membr. 2. §. 17.
26) Sie berufen ſich hauptſaͤchlich auf die L. 25. D. h. t. und
L. 1. C. de patr. pot. Allein das erſte Geſetz kann auch eben
ſo gut von einer ausdruͤcklichen Emancipation ver-
ſtanden werden, welche der Vater nach dem Tode der Tochter
unter dem Vorwande anfechten wollte, als ob ſie nicht auf
die geſetzliche Weiſe, und in Gegenwart von Zeugen geſchehen
ſey. Dieſe Klage ſoll nach dem Tode der Tochter nicht mehr
ſtatt finden. Billig, quia ſibi debet imputare (pater), wie
Ant. faber in Rational. ad h. L. 25. ſagt, cur non moverit
eam quaeſtionem filiae viventi, quae et cauſam ſuam tueri
potuiſſet melius, et victa quoque extorquere a patre perpe-
tuis obſequiis aliam iuſtamque emancipationem. Nach dem an-
dern Geſetz aber ſoll ein Vater, welcher es geſchehen laſſen,
daß ſein Sohn ſich lange Zeit als Paterfamilias aufge-
fuͤhret, mit der Praͤjudicialklage de patria poteſtate gegen den
Sohn nicht mehr gehoͤret werden. Warum? weil die Klage
alsdenn verjaͤhrt iſt. Alſo nicht der ſtillſchweigende Wille
des Vaters iſt hier die Urſache von Befreyung des Sohns
aus der vaͤterlichen Gewalt. S. Eichmann Erklaͤrungen
III. Th. S. 389. ff. heimburg cit. Diſſ. §. VII—IX.
27) Diſſ. de ſtatu liberorum ſui iuris factorum per ſeparationem
vel nuptias Cap. II. §. 15. in Exercitat. ad Pandect. T. I.
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28) Diſſ. de emancipatione tacita, Romanis incognita. Groe-
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