Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

De adoptionibus, emancipationibus etc.
Meinung dererjenigen, so das letztere behaupten, wohl
unstreitig vorzuziehen 28). Unmittelbare haben daher
heutiges Tages solche Bestätigung bey dem Reichskam-
mergericht, oder Reichshofrath zu suchen. Mittelbare
Personen hingegen wenden sich an die Gerichte ihrer Lan-
desherrn, unter denen sie stehen. Denen Pfalzgrafen
kann jedoch, da hier kein kaiserliches Reservatrecht vor-
handen, das Recht, Adoptionen mittelbarer Personen zu
bestätigen, nicht zugestanden werden. Dahero auch die
Reichsstände die Gültigkeit ihrer Bestätigungen nicht
anerkennen 29). Uebrigens fallen heutiges Tages die
bey den Römern und Teutschen in den ältern Zeiten
üblich gewesenen Adoptions-Feyerlichkeiten ganz weg 30).

Die Arrogation hingegen erfordert ausser der
Einwilligung der Interessenten, nämlich des Arrogiren-
den, und desjenigen, welcher arrogiret wird, noch in-
sonderheit die oberherrliche Bestätigung 31). In

den
rar. iuris civ. lib. II. cap. 25. p. 384. nachzusehen sind, gänz-
lich aufgehoben. Vielleicht hatten den Kaiser die in den Ge-
setzen der Pandecten hin und wieder vorkommende, und auf
jenen ritus mancipationis sich beziehende Formeln dazu ver-
anlaßt. S. Fr. balduin in Iustiniano lib. III. p. 270. 271.
28) stryck Uf. Mod. Pand. h. t. §. 5. Eichmann in den
Erklärungen des bürgerl. Rechts III. Th. S. 358. Hr. von
Trütschler a. a. O. §. 59. Not. a.
29) stryck Us. Mod. Pand. h. t. §. 3. Hr. von Trütschler
a. a. O. §. 59. S. 305.
30) Von den ehemaligen Feyerlichkeiten der Adoption bey den
Teutschen handeln heineccius elem. iur. germ. T. I. lib. I.
§. 152. Estor in der bürgerl. Rechtsgelahrtheit der Teut-
schen Hauptst. 117. §. 891. Dreyer in Nebenstunden
S. 260.
31) L. 2. pr. D. h. t.
X 3

De adoptionibus, emancipationibus etc.
Meinung dererjenigen, ſo das letztere behaupten, wohl
unſtreitig vorzuziehen 28). Unmittelbare haben daher
heutiges Tages ſolche Beſtaͤtigung bey dem Reichskam-
mergericht, oder Reichshofrath zu ſuchen. Mittelbare
Perſonen hingegen wenden ſich an die Gerichte ihrer Lan-
desherrn, unter denen ſie ſtehen. Denen Pfalzgrafen
kann jedoch, da hier kein kaiſerliches Reſervatrecht vor-
handen, das Recht, Adoptionen mittelbarer Perſonen zu
beſtaͤtigen, nicht zugeſtanden werden. Dahero auch die
Reichsſtaͤnde die Guͤltigkeit ihrer Beſtaͤtigungen nicht
anerkennen 29). Uebrigens fallen heutiges Tages die
bey den Roͤmern und Teutſchen in den aͤltern Zeiten
uͤblich geweſenen Adoptions-Feyerlichkeiten ganz weg 30).

Die Arrogation hingegen erfordert auſſer der
Einwilligung der Intereſſenten, naͤmlich des Arrogiren-
den, und desjenigen, welcher arrogiret wird, noch in-
ſonderheit die oberherrliche Beſtaͤtigung 31). In

den
rar. iuris civ. lib. II. cap. 25. p. 384. nachzuſehen ſind, gaͤnz-
lich aufgehoben. Vielleicht hatten den Kaiſer die in den Ge-
ſetzen der Pandecten hin und wieder vorkommende, und auf
jenen ritus mancipationis ſich beziehende Formeln dazu ver-
anlaßt. S. Fr. balduin in Iuſtiniano lib. III. p. 270. 271.
28) stryck Uf. Mod. Pand. h. t. §. 5. Eichmann in den
Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts III. Th. S. 358. Hr. von
Truͤtſchler a. a. O. §. 59. Not. a.
29) stryck Uſ. Mod. Pand. h. t. §. 3. Hr. von Truͤtſchler
a. a. O. §. 59. S. 305.
30) Von den ehemaligen Feyerlichkeiten der Adoption bey den
Teutſchen handeln heineccius elem. iur. germ. T. I. lib. I.
§. 152. Eſtor in der buͤrgerl. Rechtsgelahrtheit der Teut-
ſchen Hauptſt. 117. §. 891. Dreyer in Nebenſtunden
S. 260.
31) L. 2. pr. D. h. t.
X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="325"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De adoptionibus, emancipationibus etc.</hi></fw><lb/>
Meinung dererjenigen, &#x017F;o das letztere behaupten, wohl<lb/>
un&#x017F;treitig vorzuziehen <note place="foot" n="28)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">stryck</hi> Uf. Mod. Pand. h. t.</hi> §. 5. <hi rendition="#g">Eichmann</hi> in den<lb/>
Erkla&#x0364;rungen des bu&#x0364;rgerl. Rechts <hi rendition="#aq">III.</hi> Th. S. 358. Hr. von<lb/><hi rendition="#g">Tru&#x0364;t&#x017F;chler</hi> a. a. O. §. 59. Not. <hi rendition="#aq">a.</hi></note>. Unmittelbare haben daher<lb/>
heutiges Tages &#x017F;olche Be&#x017F;ta&#x0364;tigung bey dem Reichskam-<lb/>
mergericht, oder Reichshofrath zu &#x017F;uchen. Mittelbare<lb/>
Per&#x017F;onen hingegen wenden &#x017F;ich an die Gerichte ihrer Lan-<lb/>
desherrn, unter denen &#x017F;ie &#x017F;tehen. Denen Pfalzgrafen<lb/>
kann jedoch, da hier kein kai&#x017F;erliches Re&#x017F;ervatrecht vor-<lb/>
handen, das Recht, Adoptionen mittelbarer Per&#x017F;onen zu<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;tigen, nicht zuge&#x017F;tanden werden. Dahero auch die<lb/>
Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde die Gu&#x0364;ltigkeit ihrer Be&#x017F;ta&#x0364;tigungen nicht<lb/>
anerkennen <note place="foot" n="29)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">stryck</hi> U&#x017F;. Mod. Pand. h. t.</hi> §. 3. Hr. von <hi rendition="#g">Tru&#x0364;t&#x017F;chler</hi><lb/>
a. a. O. §. 59. S. 305.</note>. Uebrigens fallen heutiges Tages die<lb/>
bey den Ro&#x0364;mern und Teut&#x017F;chen in den a&#x0364;ltern Zeiten<lb/>
u&#x0364;blich gewe&#x017F;enen Adoptions-Feyerlichkeiten ganz weg <note place="foot" n="30)">Von den ehemaligen Feyerlichkeiten der Adoption bey den<lb/>
Teut&#x017F;chen handeln <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">heineccius</hi> elem. iur. germ. T. I. lib. I.</hi><lb/>
§. 152. <hi rendition="#g">E&#x017F;tor</hi> in der bu&#x0364;rgerl. Rechtsgelahrtheit der Teut-<lb/>
&#x017F;chen Haupt&#x017F;t. 117. §. 891. <hi rendition="#g">Dreyer</hi> in Neben&#x017F;tunden<lb/>
S. 260.</note>.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Arrogation</hi> hingegen erfordert au&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Einwilligung der Intere&#x017F;&#x017F;enten, na&#x0364;mlich des Arrogiren-<lb/>
den, und desjenigen, welcher arrogiret wird, noch in-<lb/>
&#x017F;onderheit die <hi rendition="#g">oberherrliche Be&#x017F;ta&#x0364;tigung</hi> <note place="foot" n="31)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2. <hi rendition="#i">pr. D. h. t.</hi></hi></note>. In<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_53_2" prev="#seg2pn_53_1" place="foot" n="27)"><hi rendition="#aq">rar. iuris civ. lib. II. cap. 25. p.</hi> 384. nachzu&#x017F;ehen &#x017F;ind, ga&#x0364;nz-<lb/>
lich aufgehoben. Vielleicht hatten den Kai&#x017F;er die in den Ge-<lb/>
&#x017F;etzen der Pandecten hin und wieder vorkommende, und auf<lb/>
jenen <hi rendition="#aq">ritus mancipationis</hi> &#x017F;ich beziehende Formeln dazu ver-<lb/>
anlaßt. S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fr.</hi><hi rendition="#k">balduin</hi> in Iu&#x017F;tiniano lib. III. p.</hi> 270. 271.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0339] De adoptionibus, emancipationibus etc. Meinung dererjenigen, ſo das letztere behaupten, wohl unſtreitig vorzuziehen 28). Unmittelbare haben daher heutiges Tages ſolche Beſtaͤtigung bey dem Reichskam- mergericht, oder Reichshofrath zu ſuchen. Mittelbare Perſonen hingegen wenden ſich an die Gerichte ihrer Lan- desherrn, unter denen ſie ſtehen. Denen Pfalzgrafen kann jedoch, da hier kein kaiſerliches Reſervatrecht vor- handen, das Recht, Adoptionen mittelbarer Perſonen zu beſtaͤtigen, nicht zugeſtanden werden. Dahero auch die Reichsſtaͤnde die Guͤltigkeit ihrer Beſtaͤtigungen nicht anerkennen 29). Uebrigens fallen heutiges Tages die bey den Roͤmern und Teutſchen in den aͤltern Zeiten uͤblich geweſenen Adoptions-Feyerlichkeiten ganz weg 30). Die Arrogation hingegen erfordert auſſer der Einwilligung der Intereſſenten, naͤmlich des Arrogiren- den, und desjenigen, welcher arrogiret wird, noch in- ſonderheit die oberherrliche Beſtaͤtigung 31). In den 27) 28) stryck Uf. Mod. Pand. h. t. §. 5. Eichmann in den Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts III. Th. S. 358. Hr. von Truͤtſchler a. a. O. §. 59. Not. a. 29) stryck Uſ. Mod. Pand. h. t. §. 3. Hr. von Truͤtſchler a. a. O. §. 59. S. 305. 30) Von den ehemaligen Feyerlichkeiten der Adoption bey den Teutſchen handeln heineccius elem. iur. germ. T. I. lib. I. §. 152. Eſtor in der buͤrgerl. Rechtsgelahrtheit der Teut- ſchen Hauptſt. 117. §. 891. Dreyer in Nebenſtunden S. 260. 31) L. 2. pr. D. h. t. 27) rar. iuris civ. lib. II. cap. 25. p. 384. nachzuſehen ſind, gaͤnz- lich aufgehoben. Vielleicht hatten den Kaiſer die in den Ge- ſetzen der Pandecten hin und wieder vorkommende, und auf jenen ritus mancipationis ſich beziehende Formeln dazu ver- anlaßt. S. Fr. balduin in Iuſtiniano lib. III. p. 270. 271. X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/339
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/339>, abgerufen am 23.11.2024.