Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 7. Tit. §. 153. abfaßt, bey dem schriftlichen hingegen dem Aufsatz angehän-get 25). Hieraus läßt sich nun die Frage leicht entscheiden, ob die Bestätigung der Adoption von einem jeden Richter geschehen könne? oder ob dieselbe gerade von dem com- petenten Richter geschehen müsse? Herr Geh. Rath Nettelbladt 26) behauptet das erstere. Allein da diese Bestätigung eine Untersuchung der Sache zum voraus setzt, und daher als eine Handlung der gemischt willkühr- lichen Gerichtsbarkeit an den competenten Richter gebun- den ist; sodann aber auch die deutliche Vorschrift der Gesetze vorhanden ist, nach welcher von dem competenten Richter die Bestätigung erfolgen soll 27); so ist die Mei- 25) H. von Trütschler in der Anweisung zur vorsichtigen und förml. Abfassung rechtl. Aufsätze I. Th. 2. Hauptabtheil. 3. Hauptst. §. 60. Die hierher gehörigen Formulatien findet man in der gedachten Anweisung S. 350. N. VII. der 2. vermehrten und verbesserten Auflage Leipzig 1786. 26) im Versuch einer Anleitung zu der ganzen practischen Rechts- gelahrtheit II. Th. §. 964. S. 497. (nach der dritten stark vermehrten Auflage Halle 1784.) 27) L. fin. Cod. h. t. Veteres circuitus in adoptionibus, quae
per tres emancipationes, et duas manumissiones in filiis, aut per unam emancipationem in caeteris liberis fieri solebant, cor- rigentes sive tollentes, censemus licere parenti, qui liberos, in potestate sua constitutos, in adoptionem dare desiderat, sine vetere observatione emancipationum et manumissionum hoc ipsum actis intervenientibus apud competentem iudi- cem manifestare, praesente eo, qui adoptatur, et non contradicente, nec non eo, qui eum adoptat. In die- sem Gesetz wird zugleich die alte Feyerlichkeit der Adoption, die durch solennen Scheinverkauf und darauf erfolgte Frey- lassung des Kindes (emancipatio) geschahe, und von welcher Cicero Orat. pro domo c. 13. sq. und Gellius Lib. V. Noct. Atticar. c. 19. auch Georg d'arnaud var. coniectu- rar. 1. Buch. 7. Tit. §. 153. abfaßt, bey dem ſchriftlichen hingegen dem Aufſatz angehaͤn-get 25). Hieraus laͤßt ſich nun die Frage leicht entſcheiden, ob die Beſtaͤtigung der Adoption von einem jeden Richter geſchehen koͤnne? oder ob dieſelbe gerade von dem com- petenten Richter geſchehen muͤſſe? Herr Geh. Rath Nettelbladt 26) behauptet das erſtere. Allein da dieſe Beſtaͤtigung eine Unterſuchung der Sache zum voraus ſetzt, und daher als eine Handlung der gemiſcht willkuͤhr- lichen Gerichtsbarkeit an den competenten Richter gebun- den iſt; ſodann aber auch die deutliche Vorſchrift der Geſetze vorhanden iſt, nach welcher von dem competenten Richter die Beſtaͤtigung erfolgen ſoll 27); ſo iſt die Mei- 25) H. von Truͤtſchler in der Anweiſung zur vorſichtigen und foͤrml. Abfaſſung rechtl. Aufſaͤtze I. Th. 2. Hauptabtheil. 3. Hauptſt. §. 60. Die hierher gehoͤrigen Formulatien findet man in der gedachten Anweiſung S. 350. N. VII. der 2. vermehrten und verbeſſerten Auflage Leipzig 1786. 26) im Verſuch einer Anleitung zu der ganzen practiſchen Rechts- gelahrtheit II. Th. §. 964. S. 497. (nach der dritten ſtark vermehrten Auflage Halle 1784.) 27) L. fin. Cod. h. t. Veteres circuitus in adoptionibus, quae
per tres emancipationes, et duas manumiſſiones in filiis, aut per unam emancipationem in caeteris liberis fieri ſolebant, cor- rigentes ſive tollentes, cenſemus licere parenti, qui liberos, in poteſtate ſua conſtitutos, in adoptionem dare deſiderat, ſine vetere obſervatione emancipationum et manumiſſionum hoc ipſum actis intervenientibus apud competentem iudi- cem manifeſtare, praeſente eo, qui adoptatur, et non contradicente, nec non eo, qui eum adoptat. In die- ſem Geſetz wird zugleich die alte Feyerlichkeit der Adoption, die durch ſolennen Scheinverkauf und darauf erfolgte Frey- laſſung des Kindes (emancipatio) geſchahe, und von welcher Cicero Orat. pro domo c. 13. ſq. und Gellius Lib. V. Noct. Atticar. c. 19. auch Georg d’arnaud var. coniectu- rar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0338" n="324"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 7. Tit. §. 153.</fw><lb/> abfaßt, bey dem ſchriftlichen hingegen dem Aufſatz angehaͤn-<lb/> get <note place="foot" n="25)">H. von <hi rendition="#g">Truͤtſchler</hi> in der Anweiſung zur vorſichtigen<lb/> und foͤrml. Abfaſſung rechtl. Aufſaͤtze <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. 2. Hauptabtheil.<lb/> 3. Hauptſt. §. 60. Die hierher gehoͤrigen Formulatien findet<lb/> man in der gedachten <hi rendition="#g">Anweiſung</hi> S. 350. <hi rendition="#aq">N. VII.</hi> der<lb/> 2. vermehrten und verbeſſerten Auflage <hi rendition="#g">Leipzig</hi> 1786.</note>. Hieraus laͤßt ſich nun die Frage leicht entſcheiden,<lb/> ob die Beſtaͤtigung der Adoption von einem jeden Richter<lb/> geſchehen koͤnne? oder ob dieſelbe gerade von dem com-<lb/> petenten Richter geſchehen muͤſſe? Herr Geh. Rath<lb/><hi rendition="#fr">Nettelbladt</hi> <note place="foot" n="26)">im Verſuch einer Anleitung zu der ganzen practiſchen Rechts-<lb/> gelahrtheit <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. §. 964. S. 497. (nach der dritten ſtark<lb/> vermehrten Auflage Halle 1784.)</note> behauptet das erſtere. Allein da dieſe<lb/> Beſtaͤtigung eine Unterſuchung der Sache zum voraus<lb/> ſetzt, und daher als eine Handlung der gemiſcht willkuͤhr-<lb/> lichen Gerichtsbarkeit an den competenten Richter gebun-<lb/> den iſt; ſodann aber auch die deutliche Vorſchrift der<lb/> Geſetze vorhanden iſt, nach welcher von dem competenten<lb/> Richter die Beſtaͤtigung erfolgen ſoll <note xml:id="seg2pn_53_1" next="#seg2pn_53_2" place="foot" n="27)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. fin. Cod. h. t.</hi> Veteres circuitus in adoptionibus, quae<lb/> per tres emancipationes, et duas manumiſſiones in filiis, aut<lb/> per unam emancipationem in caeteris liberis fieri ſolebant, cor-<lb/> rigentes ſive tollentes, cenſemus licere parenti, qui liberos,<lb/> in poteſtate ſua conſtitutos, in adoptionem dare deſiderat, ſine<lb/> vetere obſervatione emancipationum et manumiſſionum hoc<lb/> ipſum actis intervenientibus <hi rendition="#g">apud competentem iudi-<lb/> cem</hi> manifeſtare, praeſente eo, qui adoptatur, et <hi rendition="#g">non<lb/> contradicente</hi>, nec non eo, qui eum adoptat.</hi> In die-<lb/> ſem Geſetz wird zugleich die alte Feyerlichkeit der Adoption,<lb/> die durch ſolennen Scheinverkauf und darauf erfolgte Frey-<lb/> laſſung des Kindes (<hi rendition="#aq">emancipatio</hi>) geſchahe, und von welcher<lb/><hi rendition="#g">Cicero</hi> <hi rendition="#aq">Orat. pro domo c. 13. ſq.</hi> und <hi rendition="#g">Gellius</hi> <hi rendition="#aq">Lib. V.<lb/> Noct. Atticar. c.</hi> 19. auch <hi rendition="#g">Georg</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">d’arnaud</hi> var. coniectu-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">rar.</hi></fw></note>; ſo iſt die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Mei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [324/0338]
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abfaßt, bey dem ſchriftlichen hingegen dem Aufſatz angehaͤn-
get 25). Hieraus laͤßt ſich nun die Frage leicht entſcheiden,
ob die Beſtaͤtigung der Adoption von einem jeden Richter
geſchehen koͤnne? oder ob dieſelbe gerade von dem com-
petenten Richter geſchehen muͤſſe? Herr Geh. Rath
Nettelbladt 26) behauptet das erſtere. Allein da dieſe
Beſtaͤtigung eine Unterſuchung der Sache zum voraus
ſetzt, und daher als eine Handlung der gemiſcht willkuͤhr-
lichen Gerichtsbarkeit an den competenten Richter gebun-
den iſt; ſodann aber auch die deutliche Vorſchrift der
Geſetze vorhanden iſt, nach welcher von dem competenten
Richter die Beſtaͤtigung erfolgen ſoll 27); ſo iſt die
Mei-
25) H. von Truͤtſchler in der Anweiſung zur vorſichtigen
und foͤrml. Abfaſſung rechtl. Aufſaͤtze I. Th. 2. Hauptabtheil.
3. Hauptſt. §. 60. Die hierher gehoͤrigen Formulatien findet
man in der gedachten Anweiſung S. 350. N. VII. der
2. vermehrten und verbeſſerten Auflage Leipzig 1786.
26) im Verſuch einer Anleitung zu der ganzen practiſchen Rechts-
gelahrtheit II. Th. §. 964. S. 497. (nach der dritten ſtark
vermehrten Auflage Halle 1784.)
27) L. fin. Cod. h. t. Veteres circuitus in adoptionibus, quae
per tres emancipationes, et duas manumiſſiones in filiis, aut
per unam emancipationem in caeteris liberis fieri ſolebant, cor-
rigentes ſive tollentes, cenſemus licere parenti, qui liberos,
in poteſtate ſua conſtitutos, in adoptionem dare deſiderat, ſine
vetere obſervatione emancipationum et manumiſſionum hoc
ipſum actis intervenientibus apud competentem iudi-
cem manifeſtare, praeſente eo, qui adoptatur, et non
contradicente, nec non eo, qui eum adoptat. In die-
ſem Geſetz wird zugleich die alte Feyerlichkeit der Adoption,
die durch ſolennen Scheinverkauf und darauf erfolgte Frey-
laſſung des Kindes (emancipatio) geſchahe, und von welcher
Cicero Orat. pro domo c. 13. ſq. und Gellius Lib. V.
Noct. Atticar. c. 19. auch Georg d’arnaud var. coniectu-
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