Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. 7. Tit. §. 152.
ist 10). Jedoch sind folgende Ausnahmen zu bemerken,
wo denen Adoptirten die Lehnfolge unstreitig zu gestat-
ten ist 11). a) Wenn die Adoption mit Einwilligung des
Lehnsherrn und der Agnaten, oder b) der Erwerb des
Lehns mit der ausdrücklichen Bedingung geschehen, daß
auch die Adoptirten eines Erbfolgerechts sich darin zu
erfreuen haben sollen; oder c) dieselben vermöge des be-
sondern Lehnhofrechts succeßionsfähig sind.

4) Stehet auch denen Adoptivkindern kein Recht zu,
die vom Adoptivvater oder dessen Verwandten ausser der
Familie veräusserten Güter mittelst der Erblosung
(ius retractus gentilitii) in Anspruch zu nehmen 12). Denn
ausserdem, daß dieser Retract nur denenjenigen zustehet,
welche mit dem Verkäufer von dem Erwerber zugleich
auf eine rechtmäsige Art abstammen, so war auch denen
Teutschen die Annehmung an Kindesstatt vor Einfüh-
rung des röm. Rechts völlig unbekannt, und die in der
Folge, nach Vorschrift der Gesetze, an Kindesstatt an-
genommene sind niemalen bey den Teutschen denen Bluts-
verwandten gleichgestellet worden.

5) Haben Adoptivkinder auch eben so wenig die
Rechte der Meisterssöhne zu geniessen 13). Denn
fast bey allen Zünften haben die Meisterssöhne, wenn

sie
10) H. GJR. boehmer in Princip. iur. feudalis Cap. VII.
§. 120.
11) Car. Henr. moeller in usu practico distinction. feudal.
Cap. XV. Distinct.
3.
12) Carl Fried. Walch's Näherrecht II. Hauptst. I. Ab-
schn. I. Absatz §. 5. S. 265. berlich Concl. Pract. P. II.
Concl. 39. n.
20.
13) schilter in prsxi iur. Rom. Ex. 3. thef. 17. leyser
Specim. XX. med.
3.

1. Buch. 7. Tit. §. 152.
iſt 10). Jedoch ſind folgende Ausnahmen zu bemerken,
wo denen Adoptirten die Lehnfolge unſtreitig zu geſtat-
ten iſt 11). a) Wenn die Adoption mit Einwilligung des
Lehnsherrn und der Agnaten, oder b) der Erwerb des
Lehns mit der ausdruͤcklichen Bedingung geſchehen, daß
auch die Adoptirten eines Erbfolgerechts ſich darin zu
erfreuen haben ſollen; oder c) dieſelben vermoͤge des be-
ſondern Lehnhofrechts ſucceßionsfaͤhig ſind.

4) Stehet auch denen Adoptivkindern kein Recht zu,
die vom Adoptivvater oder deſſen Verwandten auſſer der
Familie veraͤuſſerten Guͤter mittelſt der Erbloſung
(ius retractus gentilitii) in Anſpruch zu nehmen 12). Denn
auſſerdem, daß dieſer Retract nur denenjenigen zuſtehet,
welche mit dem Verkaͤufer von dem Erwerber zugleich
auf eine rechtmaͤſige Art abſtammen, ſo war auch denen
Teutſchen die Annehmung an Kindesſtatt vor Einfuͤh-
rung des roͤm. Rechts voͤllig unbekannt, und die in der
Folge, nach Vorſchrift der Geſetze, an Kindesſtatt an-
genommene ſind niemalen bey den Teutſchen denen Bluts-
verwandten gleichgeſtellet worden.

5) Haben Adoptivkinder auch eben ſo wenig die
Rechte der Meiſtersſoͤhne zu genieſſen 13). Denn
faſt bey allen Zuͤnften haben die Meiſtersſoͤhne, wenn

ſie
10) H. GJR. boehmer in Princip. iur. feudalis Cap. VII.
§. 120.
11) Car. Henr. moeller in uſu practico diſtinction. feudal.
Cap. XV. Diſtinct.
3.
12) Carl Fried. Walch’s Naͤherrecht II. Hauptſt. I. Ab-
ſchn. I. Abſatz §. 5. S. 265. berlich Concl. Pract. P. II.
Concl. 39. n.
20.
13) schilter in prsxi iur. Rom. Ex. 3. thef. 17. leyser
Specim. XX. med.
3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0334" n="320"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 7. Tit. §. 152.</fw><lb/>
i&#x017F;t <note place="foot" n="10)">H. GJR. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boehmer</hi> in Princip. iur. feudalis Cap. VII.</hi><lb/>
§. 120.</note>. Jedoch &#x017F;ind folgende Ausnahmen zu bemerken,<lb/>
wo denen Adoptirten die Lehnfolge un&#x017F;treitig zu ge&#x017F;tat-<lb/>
ten i&#x017F;t <note place="foot" n="11)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Car. Henr.</hi><hi rendition="#k">moeller</hi> in u&#x017F;u practico di&#x017F;tinction. feudal.<lb/>
Cap. XV. Di&#x017F;tinct.</hi> 3.</note>. <hi rendition="#aq">a</hi>) Wenn die Adoption mit Einwilligung des<lb/>
Lehnsherrn und der Agnaten, oder <hi rendition="#aq">b</hi>) der Erwerb des<lb/>
Lehns mit der ausdru&#x0364;cklichen Bedingung ge&#x017F;chehen, daß<lb/>
auch die Adoptirten eines Erbfolgerechts &#x017F;ich darin zu<lb/>
erfreuen haben &#x017F;ollen; oder <hi rendition="#aq">c</hi>) die&#x017F;elben vermo&#x0364;ge des be-<lb/>
&#x017F;ondern Lehnhofrechts &#x017F;ucceßionsfa&#x0364;hig &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>4) Stehet auch denen Adoptivkindern kein Recht zu,<lb/>
die vom Adoptivvater oder de&#x017F;&#x017F;en Verwandten au&#x017F;&#x017F;er der<lb/>
Familie vera&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erten Gu&#x0364;ter mittel&#x017F;t der <hi rendition="#g">Erblo&#x017F;ung</hi><lb/>
(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ius retractus gentilitii</hi></hi>) in An&#x017F;pruch zu nehmen <note place="foot" n="12)"><hi rendition="#g">Carl Fried. Walch</hi>&#x2019;s Na&#x0364;herrecht <hi rendition="#aq">II.</hi> Haupt&#x017F;t. <hi rendition="#aq">I.</hi> Ab-<lb/>
&#x017F;chn. <hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;atz §. 5. S. 265. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">berlich</hi> Concl. Pract. P. II.<lb/>
Concl. 39. n.</hi> 20.</note>. Denn<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erdem, daß die&#x017F;er Retract nur denenjenigen zu&#x017F;tehet,<lb/>
welche mit dem Verka&#x0364;ufer von dem Erwerber zugleich<lb/>
auf eine rechtma&#x0364;&#x017F;ige Art ab&#x017F;tammen, &#x017F;o war auch denen<lb/>
Teut&#x017F;chen die Annehmung an Kindes&#x017F;tatt vor Einfu&#x0364;h-<lb/>
rung des ro&#x0364;m. Rechts vo&#x0364;llig unbekannt, und die in der<lb/>
Folge, nach Vor&#x017F;chrift der Ge&#x017F;etze, an Kindes&#x017F;tatt an-<lb/>
genommene &#x017F;ind niemalen bey den Teut&#x017F;chen denen Bluts-<lb/>
verwandten gleichge&#x017F;tellet worden.</p><lb/>
          <p>5) Haben Adoptivkinder auch eben &#x017F;o wenig die<lb/><hi rendition="#g">Rechte der Mei&#x017F;ters&#x017F;o&#x0364;hne</hi> zu genie&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="13)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">schilter</hi> in prsxi iur. Rom. Ex. 3. thef. 17. <hi rendition="#k">leyser</hi><lb/>
Specim. XX. med.</hi> 3.</note>. Denn<lb/>
fa&#x017F;t bey allen Zu&#x0364;nften haben die Mei&#x017F;ters&#x017F;o&#x0364;hne, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0334] 1. Buch. 7. Tit. §. 152. iſt 10). Jedoch ſind folgende Ausnahmen zu bemerken, wo denen Adoptirten die Lehnfolge unſtreitig zu geſtat- ten iſt 11). a) Wenn die Adoption mit Einwilligung des Lehnsherrn und der Agnaten, oder b) der Erwerb des Lehns mit der ausdruͤcklichen Bedingung geſchehen, daß auch die Adoptirten eines Erbfolgerechts ſich darin zu erfreuen haben ſollen; oder c) dieſelben vermoͤge des be- ſondern Lehnhofrechts ſucceßionsfaͤhig ſind. 4) Stehet auch denen Adoptivkindern kein Recht zu, die vom Adoptivvater oder deſſen Verwandten auſſer der Familie veraͤuſſerten Guͤter mittelſt der Erbloſung (ius retractus gentilitii) in Anſpruch zu nehmen 12). Denn auſſerdem, daß dieſer Retract nur denenjenigen zuſtehet, welche mit dem Verkaͤufer von dem Erwerber zugleich auf eine rechtmaͤſige Art abſtammen, ſo war auch denen Teutſchen die Annehmung an Kindesſtatt vor Einfuͤh- rung des roͤm. Rechts voͤllig unbekannt, und die in der Folge, nach Vorſchrift der Geſetze, an Kindesſtatt an- genommene ſind niemalen bey den Teutſchen denen Bluts- verwandten gleichgeſtellet worden. 5) Haben Adoptivkinder auch eben ſo wenig die Rechte der Meiſtersſoͤhne zu genieſſen 13). Denn faſt bey allen Zuͤnften haben die Meiſtersſoͤhne, wenn ſie 10) H. GJR. boehmer in Princip. iur. feudalis Cap. VII. §. 120. 11) Car. Henr. moeller in uſu practico diſtinction. feudal. Cap. XV. Diſtinct. 3. 12) Carl Fried. Walch’s Naͤherrecht II. Hauptſt. I. Ab- ſchn. I. Abſatz §. 5. S. 265. berlich Concl. Pract. P. II. Concl. 39. n. 20. 13) schilter in prsxi iur. Rom. Ex. 3. thef. 17. leyser Specim. XX. med. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/334
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/334>, abgerufen am 25.07.2024.