Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De adoptionibus, emancipationibus etc. das sechzigste Jahr noch nicht zurückgelegt haben. Denndie röm. gesetze nehmen an, daß man bis in das sech- zigste Jahr noch Kinder zeugen könne 13). Da es indes- sen ganz wieder die Denkungsart des röm. Volks zu seyn schien, daß man einen Menschen zur Ehe und Kinderzeu- gung nöthigen wolle 14); so schränken die Gesetze unserer Pandecten jenes sechzigjährige Alter nur auf Arroga- tionen ein, weil bey diesen freylich der Staat immer eher gefährdet ist, als bey bloßen Adoptionen 15). Da- her sagt Ulpian 16) in dieser Rücksicht: in adrogatio- nibus cognitio vertitur, num forte minor sexaginta annis sit, qui adrogat; quia magis liberorum creationi studere debeat 17); jedoch werden auch hierbey noch Aus- nahmen gemacht; nisi forte morbus aut valetudo in causa sit, aut alia iusta causa adrogandi, veluti si coniunctam si- bi personam velit adoptare. Bey den eigentlichen und bloßen Adoptionen ist also ein sechzigjähriges Alter in An- sehung des adoptirenden Vaters um so weniger erforder- lich, da derselbe nach neuern röm. Recht die väterliche Gewalt nur alsdann erlangt, wenn der Anzunehmende ein Verwandter in absteigender Linie ist, ein anderer aber, 13) L. 15. §. 2. D. eod. 14) L. 5. C. de sponsalib. -- in contrahendis nuptiis libera po- testas esse debet. 15) Ant. faber in Rational. in L. 15. §. 2. D. h. t. macht hier- bey die richtige Bemerkung: per arrogationem fit iniuria Rei- publicae, quia familia amittitur, quod non est ferendum nisi ex causis. Aliud ergo in aliis adoptionibus iuris est. 16) L. 15. cit. 17) Ant. faber ad h. l. -- ut repleatur liberis hominibus civi- tas, nec fictos liberos quaerat, qui potest habere veros, nisi accipiat eos a vero patre, quo casu adoptatus quidem mutat familiam, sed nulla familia amittitur. T 4
De adoptionibus, emancipationibus etc. das ſechzigſte Jahr noch nicht zuruͤckgelegt haben. Denndie roͤm. geſetze nehmen an, daß man bis in das ſech- zigſte Jahr noch Kinder zeugen koͤnne 13). Da es indeſ- ſen ganz wieder die Denkungsart des roͤm. Volks zu ſeyn ſchien, daß man einen Menſchen zur Ehe und Kinderzeu- gung noͤthigen wolle 14); ſo ſchraͤnken die Geſetze unſerer Pandecten jenes ſechzigjaͤhrige Alter nur auf Arroga- tionen ein, weil bey dieſen freylich der Staat immer eher gefaͤhrdet iſt, als bey bloßen Adoptionen 15). Da- her ſagt Ulpian 16) in dieſer Ruͤckſicht: in adrogatio- nibus cognitio vertitur, num forte minor ſexaginta annis ſit, qui adrogat; quia magis liberorum creationi ſtudere debeat 17); jedoch werden auch hierbey noch Aus- nahmen gemacht; niſi forte morbus aut valetudo in cauſa ſit, aut alia iuſta cauſa adrogandi, veluti ſi coniunctam ſi- bi perſonam velit adoptare. Bey den eigentlichen und bloßen Adoptionen iſt alſo ein ſechzigjaͤhriges Alter in An- ſehung des adoptirenden Vaters um ſo weniger erforder- lich, da derſelbe nach neuern roͤm. Recht die vaͤterliche Gewalt nur alsdann erlangt, wenn der Anzunehmende ein Verwandter in abſteigender Linie iſt, ein anderer aber, 13) L. 15. §. 2. D. eod. 14) L. 5. C. de ſponſalib. — in contrahendis nuptiis libera po- teſtas eſſe debet. 15) Ant. faber in Rational. in L. 15. §. 2. D. h. t. macht hier- bey die richtige Bemerkung: per arrogationem fit iniuria Rei- publicae, quia familia amittitur, quod non eſt ferendum niſi ex cauſis. Aliud ergo in aliis adoptionibus iuris eſt. 16) L. 15. cit. 17) Ant. faber ad h. l. — ut repleatur liberis hominibus civi- tas, nec fictos liberos quaerat, qui poteſt habere veros, niſi accipiat eos a vero patre, quo caſu adoptatus quidem mutat familiam, ſed nulla familia amittitur. T 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0309" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De adoptionibus, emancipationibus etc.</hi></fw><lb/> das ſechzigſte Jahr noch nicht zuruͤckgelegt haben. Denn<lb/> die roͤm. geſetze nehmen an, daß man bis in das ſech-<lb/> zigſte Jahr noch Kinder zeugen koͤnne <note place="foot" n="13)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 15. <hi rendition="#i">§.</hi> 2. <hi rendition="#i">D. eod.</hi></hi></note>. Da es indeſ-<lb/> ſen ganz wieder die Denkungsart des roͤm. Volks zu ſeyn<lb/> ſchien, daß man einen Menſchen zur Ehe und Kinderzeu-<lb/> gung noͤthigen wolle <note place="foot" n="14)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 5. <hi rendition="#i">C. de ſponſalib.</hi> — in contrahendis nuptiis libera po-<lb/> teſtas eſſe debet.</hi></note>; ſo ſchraͤnken die Geſetze unſerer<lb/> Pandecten jenes ſechzigjaͤhrige Alter nur auf Arroga-<lb/> tionen ein, weil bey dieſen freylich der Staat immer<lb/> eher gefaͤhrdet iſt, als bey bloßen Adoptionen <note place="foot" n="15)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ant.</hi><hi rendition="#k">faber</hi> in Rational. in L. 15. §. 2. D. h. t.</hi> macht hier-<lb/> bey die richtige Bemerkung: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">per arrogationem fit iniuria Rei-<lb/> publicae, quia familia amittitur, quod non eſt ferendum niſi<lb/> ex cauſis. Aliud ergo in aliis adoptionibus iuris eſt.</hi></hi></note>. Da-<lb/> her ſagt <hi rendition="#fr">Ulpian</hi> <note place="foot" n="16)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 15. cit.</hi></note> in dieſer Ruͤckſicht: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in <hi rendition="#g">adrogatio-<lb/> nibus</hi> cognitio vertitur, num forte <hi rendition="#g">minor ſexaginta<lb/> annis</hi> ſit, qui adrogat; quia magis liberorum creationi<lb/> ſtudere debeat</hi></hi> <note place="foot" n="17)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ant.</hi><hi rendition="#k">faber</hi> ad h. l. — ut repleatur liberis hominibus civi-<lb/> tas, nec fictos liberos quaerat, qui poteſt habere veros,<lb/><hi rendition="#i">niſi accipiat eos a vero patre, quo caſu adoptatus quidem<lb/> mutat familiam, ſed nulla familia amittitur.</hi></hi></note>; jedoch werden auch hierbey noch Aus-<lb/> nahmen gemacht; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">niſi forte morbus aut valetudo in cauſa<lb/> ſit, aut alia iuſta cauſa adrogandi, veluti ſi coniunctam ſi-<lb/> bi perſonam velit adoptare.</hi></hi> Bey den eigentlichen und<lb/> bloßen Adoptionen iſt alſo ein ſechzigjaͤhriges Alter in An-<lb/> ſehung des adoptirenden Vaters um ſo weniger erforder-<lb/> lich, da derſelbe nach neuern roͤm. Recht die vaͤterliche<lb/> Gewalt nur alsdann erlangt, wenn der Anzunehmende<lb/> ein <hi rendition="#g">Verwandter</hi> in abſteigender Linie iſt, ein anderer<lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 4</fw><fw place="bottom" type="catch">aber,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [295/0309]
De adoptionibus, emancipationibus etc.
das ſechzigſte Jahr noch nicht zuruͤckgelegt haben. Denn
die roͤm. geſetze nehmen an, daß man bis in das ſech-
zigſte Jahr noch Kinder zeugen koͤnne 13). Da es indeſ-
ſen ganz wieder die Denkungsart des roͤm. Volks zu ſeyn
ſchien, daß man einen Menſchen zur Ehe und Kinderzeu-
gung noͤthigen wolle 14); ſo ſchraͤnken die Geſetze unſerer
Pandecten jenes ſechzigjaͤhrige Alter nur auf Arroga-
tionen ein, weil bey dieſen freylich der Staat immer
eher gefaͤhrdet iſt, als bey bloßen Adoptionen 15). Da-
her ſagt Ulpian 16) in dieſer Ruͤckſicht: in adrogatio-
nibus cognitio vertitur, num forte minor ſexaginta
annis ſit, qui adrogat; quia magis liberorum creationi
ſtudere debeat 17); jedoch werden auch hierbey noch Aus-
nahmen gemacht; niſi forte morbus aut valetudo in cauſa
ſit, aut alia iuſta cauſa adrogandi, veluti ſi coniunctam ſi-
bi perſonam velit adoptare. Bey den eigentlichen und
bloßen Adoptionen iſt alſo ein ſechzigjaͤhriges Alter in An-
ſehung des adoptirenden Vaters um ſo weniger erforder-
lich, da derſelbe nach neuern roͤm. Recht die vaͤterliche
Gewalt nur alsdann erlangt, wenn der Anzunehmende
ein Verwandter in abſteigender Linie iſt, ein anderer
aber,
13) L. 15. §. 2. D. eod.
14) L. 5. C. de ſponſalib. — in contrahendis nuptiis libera po-
teſtas eſſe debet.
15) Ant. faber in Rational. in L. 15. §. 2. D. h. t. macht hier-
bey die richtige Bemerkung: per arrogationem fit iniuria Rei-
publicae, quia familia amittitur, quod non eſt ferendum niſi
ex cauſis. Aliud ergo in aliis adoptionibus iuris eſt.
16) L. 15. cit.
17) Ant. faber ad h. l. — ut repleatur liberis hominibus civi-
tas, nec fictos liberos quaerat, qui poteſt habere veros,
niſi accipiat eos a vero patre, quo caſu adoptatus quidem
mutat familiam, ſed nulla familia amittitur.
T 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |