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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
denn zugestehen will, wenn sie dasselbe durch kaiserliche
Vergünstigung, oder undenkliche Verjährung erlangt ha-
ben; da die Reichsgesetze denselben die Landeshoheit aus-
drücklich beylegen 79), es auch nicht an Beyspielen fehlt,
daß sie das Recht zu legitimiren, eben so wie andere Lan-
desherren, ohne allen Widerspruch des Kaisers, ausge-
übt haben 80). Ja man kann solches sogar den unmittel-
baren Reichsrittern nicht absprechen 81). Denn sowohl
die Reichsgesetze als höchsten Reichsgerichte gestehen
denenselben die landesherrlichen Rechte aus-
drücklich zu 82). So gewiß es nun ist, daß die Le-
gitimation unehelicher Kinder zu den landesherrlichen
Rechten gehört, so wenig ist daran zu zweifeln, daß
Landesherren auch uneheliche Kinder landsäßiger Gra-
fen und Edelleute legitimiren können 83). Allein eine
andere Frage ist, ob ihnen auch dieses Recht in An-
sehung ihrer eigenen ausserehelichen Kinder zustehe?
Die Entscheidung derselben beruhet darauf, ob sie die Lan-

des-
79) Instr. Pac. Osnabr. Art. V. §. 29. et Art. VIII. §. 4. Conf.
wildvogel Diss. de superioritate territoriali civitatum impe-
rialium.
80) Ein Beyspiel von Hamburg findet man in Ge. anckel-
mann
Diss. de successione ab intestato liberor. nat. et spurior.
in bona matris. Cap. I. Sect. I.
§. 4.
81) eisenhart Diss. de legitimat. liberor. illegitimor. Cap. II.
§. 12. pag.
25.
82) Instr. Pac. Osnabr. Art. V. §. 28. Wahlcapitulat.
Art. XV. §. 8. J. J. Mosers N. Geschichte der Reichs-
ritterschaft II. Th. S. 103. Joh. Ge. Kerner allgemeines
positives Staats-Landrecht der unmittelbaren freyen Reichs-
ritterschaft. I. Abschn. I. Kap. §. 20. f. II. Abschn. II. Kap.
2. Hauptst. §. 67. u. 68.
83) eisenhart cit. Diss. §. 12. pag. 25. sqq.

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
denn zugeſtehen will, wenn ſie daſſelbe durch kaiſerliche
Verguͤnſtigung, oder undenkliche Verjaͤhrung erlangt ha-
ben; da die Reichsgeſetze denſelben die Landeshoheit aus-
druͤcklich beylegen 79), es auch nicht an Beyſpielen fehlt,
daß ſie das Recht zu legitimiren, eben ſo wie andere Lan-
desherren, ohne allen Widerſpruch des Kaiſers, ausge-
uͤbt haben 80). Ja man kann ſolches ſogar den unmittel-
baren Reichsrittern nicht abſprechen 81). Denn ſowohl
die Reichsgeſetze als hoͤchſten Reichsgerichte geſtehen
denenſelben die landesherrlichen Rechte aus-
druͤcklich zu 82). So gewiß es nun iſt, daß die Le-
gitimation unehelicher Kinder zu den landesherrlichen
Rechten gehoͤrt, ſo wenig iſt daran zu zweifeln, daß
Landesherren auch uneheliche Kinder landſaͤßiger Gra-
fen und Edelleute legitimiren koͤnnen 83). Allein eine
andere Frage iſt, ob ihnen auch dieſes Recht in An-
ſehung ihrer eigenen auſſerehelichen Kinder zuſtehe?
Die Entſcheidung derſelben beruhet darauf, ob ſie die Lan-

des-
79) Inſtr. Pac. Osnabr. Art. V. §. 29. et Art. VIII. §. 4. Conf.
wildvogel Diſſ. de ſuperioritate territoriali civitatum impe-
rialium.
80) Ein Beyſpiel von Hamburg findet man in Ge. anckel-
mann
Diſſ. de ſucceſſione ab inteſtato liberor. nat. et ſpurior.
in bona matris. Cap. I. Sect. I.
§. 4.
81) eisenhart Diſſ. de legitimat. liberor. illegitimor. Cap. II.
§. 12. pag.
25.
82) Inſtr. Pac. Osnabr. Art. V. §. 28. Wahlcapitulat.
Art. XV. §. 8. J. J. Moſers N. Geſchichte der Reichs-
ritterſchaft II. Th. S. 103. Joh. Ge. Kerner allgemeines
poſitives Staats-Landrecht der unmittelbaren freyen Reichs-
ritterſchaft. I. Abſchn. I. Kap. §. 20. f. II. Abſchn. II. Kap.
2. Hauptſt. §. 67. u. 68.
83) eisenhart cit. Diſſ. §. 12. pag. 25. ſqq.
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[285/0299] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. denn zugeſtehen will, wenn ſie daſſelbe durch kaiſerliche Verguͤnſtigung, oder undenkliche Verjaͤhrung erlangt ha- ben; da die Reichsgeſetze denſelben die Landeshoheit aus- druͤcklich beylegen 79), es auch nicht an Beyſpielen fehlt, daß ſie das Recht zu legitimiren, eben ſo wie andere Lan- desherren, ohne allen Widerſpruch des Kaiſers, ausge- uͤbt haben 80). Ja man kann ſolches ſogar den unmittel- baren Reichsrittern nicht abſprechen 81). Denn ſowohl die Reichsgeſetze als hoͤchſten Reichsgerichte geſtehen denenſelben die landesherrlichen Rechte aus- druͤcklich zu 82). So gewiß es nun iſt, daß die Le- gitimation unehelicher Kinder zu den landesherrlichen Rechten gehoͤrt, ſo wenig iſt daran zu zweifeln, daß Landesherren auch uneheliche Kinder landſaͤßiger Gra- fen und Edelleute legitimiren koͤnnen 83). Allein eine andere Frage iſt, ob ihnen auch dieſes Recht in An- ſehung ihrer eigenen auſſerehelichen Kinder zuſtehe? Die Entſcheidung derſelben beruhet darauf, ob ſie die Lan- des- 79) Inſtr. Pac. Osnabr. Art. V. §. 29. et Art. VIII. §. 4. Conf. wildvogel Diſſ. de ſuperioritate territoriali civitatum impe- rialium. 80) Ein Beyſpiel von Hamburg findet man in Ge. anckel- mann Diſſ. de ſucceſſione ab inteſtato liberor. nat. et ſpurior. in bona matris. Cap. I. Sect. I. §. 4. 81) eisenhart Diſſ. de legitimat. liberor. illegitimor. Cap. II. §. 12. pag. 25. 82) Inſtr. Pac. Osnabr. Art. V. §. 28. Wahlcapitulat. Art. XV. §. 8. J. J. Moſers N. Geſchichte der Reichs- ritterſchaft II. Th. S. 103. Joh. Ge. Kerner allgemeines poſitives Staats-Landrecht der unmittelbaren freyen Reichs- ritterſchaft. I. Abſchn. I. Kap. §. 20. f. II. Abſchn. II. Kap. 2. Hauptſt. §. 67. u. 68. 83) eisenhart cit. Diſſ. §. 12. pag. 25. ſqq.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/299>, abgerufen am 23.11.2024.