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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 143.
vorigen Jahrhundert nicht ungewöhnlich war 4). Es wur-
de auch wohl das Altartuch, oder eine andere zu den Ein-
segnungen der Eheleute besonders bestimmte Decke, wel-
che palla, oder pallium geheissen 5), über sie mit ausge-
breitet 6). Allein dieser alte Gebrauch ist nach und nach
abgekommen, daher heutiges Tages 7) die Gegenwart der
Kinder bey der Trauung nicht nothwendig erfordert wird.
Ob nicht auch durch nachfolgende Sponsalien eine Ehelich-
machung geschehen könne? ist streitig. Mevius 8) und
Hommel 9) haben dieses zu behaupten gesucht. Ersterer
nimmt an, daß die priesterliche Trauung zu Schliessung
der Ehe nicht wesentlich nothwendig, sondern sponsalia
de praesenti
hinreichend wären. Letzter aber beruft sich
auf den Gerichtsgebrauch. Allein Hofacker 10) und Pütt-
mann
11) verwerfen diese Meinung, und, wie ich glaube,
mit Grund. Denn in den Gesetzen ist sie nicht gegrün-

det,
4) So z. B. ist des Herzogs Heinrich Julius zu Braun-
schweig und Lüneburg Verordnung vom Ehebruch und Hu-
rerey, wie auch von den Mantelkindern vom Jahr 1693.
Corp. Constitut. Luneb. P. IV. Cap. 8. p. 51. bekannt, wel-
che in dem Gandersheimischen Landtagsabschie-
de
vom Jahr 1601. nochmals bestättiget wurde.
5) Die hierher gehörigen Stellen hat du fresne in Glossa-
rio P. III. voc. Palla Pallium
gesammlet.
6) S. Christ. Gottl. schwarz Diss. de antiquo ritu legitiman-
di liberos per pallium. Altorf.
1747.
7) heineccius in Elem. iur. germ. lib. I. §. 158. volkmann
cit. Diss. §. XVIII.
8) Part. II. Decis. 81.
9) Rhapsod. quaestion. for. Vol. VI. Obs. 706.
10) Princip. iur. civ. c. loc. not. d.
11) Miscellaneor. ad ius pertinentium Specim. I. Lipsiae 1785.
Cap. IV. de opinata spuriorum legitimatione per subsecuta spon-
salia
.

1. Buch. 6. Tit. §. 143.
vorigen Jahrhundert nicht ungewoͤhnlich war 4). Es wur-
de auch wohl das Altartuch, oder eine andere zu den Ein-
ſegnungen der Eheleute beſonders beſtimmte Decke, wel-
che palla, oder pallium geheiſſen 5), uͤber ſie mit ausge-
breitet 6). Allein dieſer alte Gebrauch iſt nach und nach
abgekommen, daher heutiges Tages 7) die Gegenwart der
Kinder bey der Trauung nicht nothwendig erfordert wird.
Ob nicht auch durch nachfolgende Sponſalien eine Ehelich-
machung geſchehen koͤnne? iſt ſtreitig. Mevius 8) und
Hommel 9) haben dieſes zu behaupten geſucht. Erſterer
nimmt an, daß die prieſterliche Trauung zu Schlieſſung
der Ehe nicht weſentlich nothwendig, ſondern ſponſalia
de praeſenti
hinreichend waͤren. Letzter aber beruft ſich
auf den Gerichtsgebrauch. Allein Hofacker 10) und Puͤtt-
mann
11) verwerfen dieſe Meinung, und, wie ich glaube,
mit Grund. Denn in den Geſetzen iſt ſie nicht gegruͤn-

det,
4) So z. B. iſt des Herzogs Heinrich Julius zu Braun-
ſchweig und Luͤneburg Verordnung vom Ehebruch und Hu-
rerey, wie auch von den Mantelkindern vom Jahr 1693.
Corp. Conſtitut. Luneb. P. IV. Cap. 8. p. 51. bekannt, wel-
che in dem Gandersheimiſchen Landtagsabſchie-
de
vom Jahr 1601. nochmals beſtaͤttiget wurde.
5) Die hierher gehoͤrigen Stellen hat du fresne in Gloſſa-
rio P. III. voc. Palla Pallium
geſammlet.
6) S. Chriſt. Gottl. schwarz Diſſ. de antiquo ritu legitiman-
di liberos per pallium. Altorf.
1747.
7) heineccius in Elem. iur. germ. lib. I. §. 158. volkmann
cit. Diſſ. §. XVIII.
8) Part. II. Deciſ. 81.
9) Rhapſod. quaeſtion. for. Vol. VI. Obſ. 706.
10) Princip. iur. civ. c. loc. not. d.
11) Miſcellaneor. ad ius pertinentium Specim. I. Lipſiae 1785.
Cap. IV. de opinata ſpuriorum legitimatione per ſubſecuta ſpon-
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[264/0278] 1. Buch. 6. Tit. §. 143. vorigen Jahrhundert nicht ungewoͤhnlich war 4). Es wur- de auch wohl das Altartuch, oder eine andere zu den Ein- ſegnungen der Eheleute beſonders beſtimmte Decke, wel- che palla, oder pallium geheiſſen 5), uͤber ſie mit ausge- breitet 6). Allein dieſer alte Gebrauch iſt nach und nach abgekommen, daher heutiges Tages 7) die Gegenwart der Kinder bey der Trauung nicht nothwendig erfordert wird. Ob nicht auch durch nachfolgende Sponſalien eine Ehelich- machung geſchehen koͤnne? iſt ſtreitig. Mevius 8) und Hommel 9) haben dieſes zu behaupten geſucht. Erſterer nimmt an, daß die prieſterliche Trauung zu Schlieſſung der Ehe nicht weſentlich nothwendig, ſondern ſponſalia de praeſenti hinreichend waͤren. Letzter aber beruft ſich auf den Gerichtsgebrauch. Allein Hofacker 10) und Puͤtt- mann 11) verwerfen dieſe Meinung, und, wie ich glaube, mit Grund. Denn in den Geſetzen iſt ſie nicht gegruͤn- det, 4) So z. B. iſt des Herzogs Heinrich Julius zu Braun- ſchweig und Luͤneburg Verordnung vom Ehebruch und Hu- rerey, wie auch von den Mantelkindern vom Jahr 1693. Corp. Conſtitut. Luneb. P. IV. Cap. 8. p. 51. bekannt, wel- che in dem Gandersheimiſchen Landtagsabſchie- de vom Jahr 1601. nochmals beſtaͤttiget wurde. 5) Die hierher gehoͤrigen Stellen hat du fresne in Gloſſa- rio P. III. voc. Palla Pallium geſammlet. 6) S. Chriſt. Gottl. schwarz Diſſ. de antiquo ritu legitiman- di liberos per pallium. Altorf. 1747. 7) heineccius in Elem. iur. germ. lib. I. §. 158. volkmann cit. Diſſ. §. XVIII. 8) Part. II. Deciſ. 81. 9) Rhapſod. quaeſtion. for. Vol. VI. Obſ. 706. 10) Princip. iur. civ. c. loc. not. d. 11) Miſcellaneor. ad ius pertinentium Specim. I. Lipſiae 1785. Cap. IV. de opinata ſpuriorum legitimatione per ſubſecuta ſpon- ſalia.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/278>, abgerufen am 23.11.2024.