Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 6. Tit. §. 140. natürlichen Vaters mittheilen zu lassen 55). Justinianerweiterte im Gegentheil das Recht der Legitimation eben so sehr, als es seine Vorfahren zu Aufhebung des Con- cubinats eingeschränkt hatten. Denn die Erfahrung hat- te ihn gelehrt, daß alle Verfügungen seiner Vorfahren fruchtlos gewesen waren, ein Uebel auszurotten, was viel zu tiefe Wurzeln geschlagen hatte. Ueberdem war der Unterschied zwischen einer rechtmäsigen Ehefrau und einer Concubine, seitdem die ehemalige Form und Feyerlichkeit bey Schließung der römischen Ehe ausser Gebrauch ge- kommen, so unbedeutend geworden, daß es jetzt schwer war, beyde von einander zu unterscheiden 56). Hierzu kam, daß selbst die Geistlichkeit den Concubinat verthei- digte, und solchen durch Concilien-Schlüße erlaubte, ja durch ihr eigenes Beyspiel lehrte, daß derselbe wenig- stens den Grundsätzen der christlichen Religion nicht zu- wider laufe 57). Kurz diese und mehrere dergleichen Gründe 58) bewogen den K. Justinian, daß er nicht nur 55) L. 7. Cod. eodem, vom Jahr 519. -- non arrogationum vel adoptionum praetextus, quae ulterius minime ferendae sunt, cum nimis sit indignum, nimis item impium, flagitiis praesidia quaerere, ut et petulantiae servire liceat; et ius no- menque patris, quod eis denegatum est, id altero legis colore praesumant. Diese Constitution wird irrig von einigen dem K. Justinian zugeeignet. Allein man sehe relandi fastos Consulares pag. 686. 56) Man vergleiche hier vorzüglich Corn. Wilh. de rhoer Dissertationes de effectu religionis Christianae in iurisprud. Roman. Fascic. I. (Groeningae 1776. 8.) Dissert. IV. §. 19. pag. 133. sq. 57) can. 4. Dist. 34. can. 6. Caus. XXXII. qu. 2. bingham Origin. Eccles XI. 5. 2. du cange in Glossar. v. Concubi- na, iortin Remarks on Ecclesiastical history Tom. III. pag. 226 und 228. 58) Wovon de rhoer a. a. O. nachzusehen ist.
1. Buch. 6. Tit. §. 140. natuͤrlichen Vaters mittheilen zu laſſen 55). Juſtinianerweiterte im Gegentheil das Recht der Legitimation eben ſo ſehr, als es ſeine Vorfahren zu Aufhebung des Con- cubinats eingeſchraͤnkt hatten. Denn die Erfahrung hat- te ihn gelehrt, daß alle Verfuͤgungen ſeiner Vorfahren fruchtlos geweſen waren, ein Uebel auszurotten, was viel zu tiefe Wurzeln geſchlagen hatte. Ueberdem war der Unterſchied zwiſchen einer rechtmaͤſigen Ehefrau und einer Concubine, ſeitdem die ehemalige Form und Feyerlichkeit bey Schließung der roͤmiſchen Ehe auſſer Gebrauch ge- kommen, ſo unbedeutend geworden, daß es jetzt ſchwer war, beyde von einander zu unterſcheiden 56). Hierzu kam, daß ſelbſt die Geiſtlichkeit den Concubinat verthei- digte, und ſolchen durch Concilien-Schluͤße erlaubte, ja durch ihr eigenes Beyſpiel lehrte, daß derſelbe wenig- ſtens den Grundſaͤtzen der chriſtlichen Religion nicht zu- wider laufe 57). Kurz dieſe und mehrere dergleichen Gruͤnde 58) bewogen den K. Juſtinian, daß er nicht nur 55) L. 7. Cod. eodem, vom Jahr 519. — non arrogationum vel adoptionum praetextus, quae ulterius minime ferendae ſunt, cum nimis ſit indignum, nimis item impium, flagitiis praeſidia quaerere, ut et petulantiae ſervire liceat; et ius no- menque patris, quod eis denegatum eſt, id altero legis colore praeſumant. Dieſe Conſtitution wird irrig von einigen dem K. Juſtinian zugeeignet. Allein man ſehe relandi faſtos Conſulares pag. 686. 56) Man vergleiche hier vorzuͤglich Corn. Wilh. de rhoer Diſſertationes de effectu religionis Chriſtianae in iurisprud. Roman. Faſcic. I. (Groeningae 1776. 8.) Diſſert. IV. §. 19. pag. 133. ſq. 57) can. 4. Diſt. 34. can. 6. Cauſ. XXXII. qu. 2. bingham Origin. Eccleſ XI. 5. 2. du cange in Gloſſar. v. Concubi- na, iortin Remarks on Eccleſiaſtical hiſtory Tom. III. pag. 226 und 228. 58) Wovon de rhoer a. a. O. nachzuſehen iſt.
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1. Buch. 6. Tit. §. 140.
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ſo ſehr, als es ſeine Vorfahren zu Aufhebung des Con-
cubinats eingeſchraͤnkt hatten. Denn die Erfahrung hat-
te ihn gelehrt, daß alle Verfuͤgungen ſeiner Vorfahren
fruchtlos geweſen waren, ein Uebel auszurotten, was viel
zu tiefe Wurzeln geſchlagen hatte. Ueberdem war der
Unterſchied zwiſchen einer rechtmaͤſigen Ehefrau und einer
Concubine, ſeitdem die ehemalige Form und Feyerlichkeit
bey Schließung der roͤmiſchen Ehe auſſer Gebrauch ge-
kommen, ſo unbedeutend geworden, daß es jetzt ſchwer
war, beyde von einander zu unterſcheiden 56). Hierzu
kam, daß ſelbſt die Geiſtlichkeit den Concubinat verthei-
digte, und ſolchen durch Concilien-Schluͤße erlaubte,
ja durch ihr eigenes Beyſpiel lehrte, daß derſelbe wenig-
ſtens den Grundſaͤtzen der chriſtlichen Religion nicht zu-
wider laufe 57). Kurz dieſe und mehrere dergleichen
Gruͤnde 58) bewogen den K. Juſtinian, daß er nicht
nur
55) L. 7. Cod. eodem, vom Jahr 519. — non arrogationum
vel adoptionum praetextus, quae ulterius minime ferendae
ſunt, cum nimis ſit indignum, nimis item impium, flagitiis
praeſidia quaerere, ut et petulantiae ſervire liceat; et ius no-
menque patris, quod eis denegatum eſt, id altero legis colore
praeſumant. Dieſe Conſtitution wird irrig von einigen dem
K. Juſtinian zugeeignet. Allein man ſehe relandi faſtos
Conſulares pag. 686.
56) Man vergleiche hier vorzuͤglich Corn. Wilh. de rhoer
Diſſertationes de effectu religionis Chriſtianae in iurisprud.
Roman. Faſcic. I. (Groeningae 1776. 8.) Diſſert. IV. §. 19.
pag. 133. ſq.
57) can. 4. Diſt. 34. can. 6. Cauſ. XXXII. qu. 2. bingham
Origin. Eccleſ XI. 5. 2. du cange in Gloſſar. v. Concubi-
na, iortin Remarks on Eccleſiaſtical hiſtory Tom. III.
pag. 226 und 228.
58) Wovon de rhoer a. a. O. nachzuſehen iſt.
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