Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
contraires teutsches Gesetz sey aufgehoben worden 26).
Allein wenn gleich das römische Recht allerdings als ein
subsidiarisches Gesetzbuch in der Regel eine gültige Richt-
schnur abgiebt, um vorkommende Fälle darnach zu ent-
scheiden; so kann es doch in solchen Vorschriften, deren
wesentlicher Grund bey uns gänzlich wegfällt, nicht füg-
lich zur Anwendung kommen. Daher denn auch die
mehresten heutigen Rechtslehrer hierin mit mir überein-
stimmen 27). Ein gleiches gilt auch von den Verträgen,
welche Kinder, die noch unter väterlicher Gewalt stehen,
nicht mit dem Vater, sondern unter sich eingehen; inso-
fern nehmlich, wie von selbst vorausgesetzt wird, den
väterlichen Rechten dadurch kein Eintrag geschiehet 28).

Aus
26) leyser Specim. XXI. med. 5. wernher Obs. forens.
T. I. P. V. Obs. 189. hommel Diss. de usu hod patr. potest.
Cap. III. §. 78. renz cit. Diss. Th.
20. Höpfner Com-
mentar über die Institutionen §. 104. S. 105. müller ad
Leyserum Tom. I. Obs.
103. Die Verfasser der Medita-
tionen über verschiedene Rechtsmaterien

III. Band 132. Meditat.
27) berger Oeconom. iuris Lib. I. Tit. 3. thes. 16. Stru-
ben
rechtl. Bedenken II. Th. Bed. 68. S. 254. Adolph
Diet. Weber
Entwickelung der Lehre von der natürl. Ver-
bindlichkeit III. Abtheil. §. 88. S. 31. Fischer Lehrbegriff
der Kameral- und Policeyrechte I. Th. §. 163. Unser Herr
Verfasser §. 138. und die bereits Not. 24. u. 25. angeführte
Schriftsteller.
28) Nach römischen Rechten konnten die Kinder, die noch unter
väterlicher Gewalt standen, nicht einmal unter einander bür-
gerlich gültige Verträge schließen. Denn im Grund war es
eben so viel, als ob sie mit dem Vater paciscirten. L. 38. D.
de condict. indeb.
Allein selbst nach neuern römischen Rech-
ten, seitdem die peculia adventitia eingeführt wurden, ließ
sich dieser Satz nicht mehr ohne Einschränkung behaupten.
Höpfners Commentar §. 736.

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
contraires teutſches Geſetz ſey aufgehoben worden 26).
Allein wenn gleich das roͤmiſche Recht allerdings als ein
ſubſidiariſches Geſetzbuch in der Regel eine guͤltige Richt-
ſchnur abgiebt, um vorkommende Faͤlle darnach zu ent-
ſcheiden; ſo kann es doch in ſolchen Vorſchriften, deren
weſentlicher Grund bey uns gaͤnzlich wegfaͤllt, nicht fuͤg-
lich zur Anwendung kommen. Daher denn auch die
mehreſten heutigen Rechtslehrer hierin mit mir uͤberein-
ſtimmen 27). Ein gleiches gilt auch von den Vertraͤgen,
welche Kinder, die noch unter vaͤterlicher Gewalt ſtehen,
nicht mit dem Vater, ſondern unter ſich eingehen; inſo-
fern nehmlich, wie von ſelbſt vorausgeſetzt wird, den
vaͤterlichen Rechten dadurch kein Eintrag geſchiehet 28).

Aus
26) leyser Specim. XXI. med. 5. wernher Obſ. forens.
T. I. P. V. Obſ. 189. hommel Diſſ. de uſu hod patr. poteſt.
Cap. III. §. 78. renz cit. Diſſ. Th.
20. Hoͤpfner Com-
mentar uͤber die Inſtitutionen §. 104. S. 105. müller ad
Leyſerum Tom. I. Obſ.
103. Die Verfaſſer der Medita-
tionen uͤber verſchiedene Rechtsmaterien

III. Band 132. Meditat.
27) berger Oeconom. iuris Lib. I. Tit. 3. theſ. 16. Stru-
ben
rechtl. Bedenken II. Th. Bed. 68. S. 254. Adolph
Diet. Weber
Entwickelung der Lehre von der natuͤrl. Ver-
bindlichkeit III. Abtheil. §. 88. S. 31. Fiſcher Lehrbegriff
der Kameral- und Policeyrechte I. Th. §. 163. Unſer Herr
Verfaſſer §. 138. und die bereits Not. 24. u. 25. angefuͤhrte
Schriftſteller.
28) Nach roͤmiſchen Rechten konnten die Kinder, die noch unter
vaͤterlicher Gewalt ſtanden, nicht einmal unter einander buͤr-
gerlich guͤltige Vertraͤge ſchließen. Denn im Grund war es
eben ſo viel, als ob ſie mit dem Vater paciſcirten. L. 38. D.
de condict. indeb.
Allein ſelbſt nach neuern roͤmiſchen Rech-
ten, ſeitdem die peculia adventitia eingefuͤhrt wurden, ließ
ſich dieſer Satz nicht mehr ohne Einſchraͤnkung behaupten.
Hoͤpfners Commentar §. 736.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0251" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De his, qui &#x017F;ui vel alieni iuris &#x017F;unt.</hi></fw><lb/>
contraires teut&#x017F;ches Ge&#x017F;etz &#x017F;ey aufgehoben worden <note place="foot" n="26)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">leyser</hi> Specim. XXI. med. 5. <hi rendition="#k">wernher</hi> Ob&#x017F;. forens.<lb/>
T. I. P. V. Ob&#x017F;. 189. <hi rendition="#k">hommel</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de u&#x017F;u hod patr. pote&#x017F;t.<lb/>
Cap. III. §. 78. <hi rendition="#k">renz</hi> cit. Di&#x017F;&#x017F;. Th.</hi> 20. <hi rendition="#g">Ho&#x0364;pfner</hi> Com-<lb/>
mentar u&#x0364;ber die In&#x017F;titutionen §. 104. S. 105. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">müller</hi> ad<lb/>
Ley&#x017F;erum Tom. I. Ob&#x017F;.</hi> 103. Die Verfa&#x017F;&#x017F;er der <hi rendition="#g">Medita-<lb/>
tionen u&#x0364;ber ver&#x017F;chiedene Rechtsmaterien</hi><lb/><hi rendition="#aq">III.</hi> Band 132. Meditat.</note>.<lb/>
Allein wenn gleich das ro&#x0364;mi&#x017F;che Recht allerdings als ein<lb/>
&#x017F;ub&#x017F;idiari&#x017F;ches Ge&#x017F;etzbuch in der Regel eine gu&#x0364;ltige Richt-<lb/>
&#x017F;chnur abgiebt, um vorkommende Fa&#x0364;lle darnach zu ent-<lb/>
&#x017F;cheiden; &#x017F;o kann es doch in &#x017F;olchen Vor&#x017F;chriften, deren<lb/>
we&#x017F;entlicher Grund bey uns ga&#x0364;nzlich wegfa&#x0364;llt, nicht fu&#x0364;g-<lb/>
lich zur Anwendung kommen. Daher denn auch die<lb/>
mehre&#x017F;ten heutigen Rechtslehrer hierin mit mir u&#x0364;berein-<lb/>
&#x017F;timmen <note place="foot" n="27)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">berger</hi> Oeconom. iuris Lib. I. Tit. 3. the&#x017F;.</hi> 16. <hi rendition="#g">Stru-<lb/>
ben</hi> rechtl. Bedenken <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. Bed. 68. S. 254. <hi rendition="#g">Adolph<lb/>
Diet. Weber</hi> Entwickelung der Lehre von der natu&#x0364;rl. Ver-<lb/>
bindlichkeit <hi rendition="#aq">III.</hi> Abtheil. §. 88. S. 31. <hi rendition="#g">Fi&#x017F;cher</hi> Lehrbegriff<lb/>
der Kameral- und Policeyrechte <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. §. 163. Un&#x017F;er Herr<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er §. 138. und die bereits Not. 24. u. 25. angefu&#x0364;hrte<lb/>
Schrift&#x017F;teller.</note>. Ein gleiches gilt auch von den Vertra&#x0364;gen,<lb/>
welche Kinder, die noch unter va&#x0364;terlicher Gewalt &#x017F;tehen,<lb/>
nicht mit dem Vater, &#x017F;ondern unter &#x017F;ich eingehen; in&#x017F;o-<lb/>
fern nehmlich, wie von &#x017F;elb&#x017F;t vorausge&#x017F;etzt wird, den<lb/>
va&#x0364;terlichen Rechten dadurch kein Eintrag ge&#x017F;chiehet <note place="foot" n="28)">Nach ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechten konnten die Kinder, die noch unter<lb/>
va&#x0364;terlicher Gewalt &#x017F;tanden, nicht einmal unter einander bu&#x0364;r-<lb/>
gerlich gu&#x0364;ltige Vertra&#x0364;ge &#x017F;chließen. Denn im Grund war es<lb/>
eben &#x017F;o viel, als ob &#x017F;ie mit dem Vater paci&#x017F;cirten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 38. <hi rendition="#i">D.<lb/>
de condict. indeb.</hi></hi> Allein &#x017F;elb&#x017F;t nach neuern ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rech-<lb/>
ten, &#x017F;eitdem die <hi rendition="#aq">peculia adventitia</hi> eingefu&#x0364;hrt wurden, ließ<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;er Satz nicht mehr ohne Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung behaupten.<lb/>
Ho&#x0364;pfners Commentar §. 736.</note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0251] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. contraires teutſches Geſetz ſey aufgehoben worden 26). Allein wenn gleich das roͤmiſche Recht allerdings als ein ſubſidiariſches Geſetzbuch in der Regel eine guͤltige Richt- ſchnur abgiebt, um vorkommende Faͤlle darnach zu ent- ſcheiden; ſo kann es doch in ſolchen Vorſchriften, deren weſentlicher Grund bey uns gaͤnzlich wegfaͤllt, nicht fuͤg- lich zur Anwendung kommen. Daher denn auch die mehreſten heutigen Rechtslehrer hierin mit mir uͤberein- ſtimmen 27). Ein gleiches gilt auch von den Vertraͤgen, welche Kinder, die noch unter vaͤterlicher Gewalt ſtehen, nicht mit dem Vater, ſondern unter ſich eingehen; inſo- fern nehmlich, wie von ſelbſt vorausgeſetzt wird, den vaͤterlichen Rechten dadurch kein Eintrag geſchiehet 28). Aus 26) leyser Specim. XXI. med. 5. wernher Obſ. forens. T. I. P. V. Obſ. 189. hommel Diſſ. de uſu hod patr. poteſt. Cap. III. §. 78. renz cit. Diſſ. Th. 20. Hoͤpfner Com- mentar uͤber die Inſtitutionen §. 104. S. 105. müller ad Leyſerum Tom. I. Obſ. 103. Die Verfaſſer der Medita- tionen uͤber verſchiedene Rechtsmaterien III. Band 132. Meditat. 27) berger Oeconom. iuris Lib. I. Tit. 3. theſ. 16. Stru- ben rechtl. Bedenken II. Th. Bed. 68. S. 254. Adolph Diet. Weber Entwickelung der Lehre von der natuͤrl. Ver- bindlichkeit III. Abtheil. §. 88. S. 31. Fiſcher Lehrbegriff der Kameral- und Policeyrechte I. Th. §. 163. Unſer Herr Verfaſſer §. 138. und die bereits Not. 24. u. 25. angefuͤhrte Schriftſteller. 28) Nach roͤmiſchen Rechten konnten die Kinder, die noch unter vaͤterlicher Gewalt ſtanden, nicht einmal unter einander buͤr- gerlich guͤltige Vertraͤge ſchließen. Denn im Grund war es eben ſo viel, als ob ſie mit dem Vater paciſcirten. L. 38. D. de condict. indeb. Allein ſelbſt nach neuern roͤmiſchen Rech- ten, ſeitdem die peculia adventitia eingefuͤhrt wurden, ließ ſich dieſer Satz nicht mehr ohne Einſchraͤnkung behaupten. Hoͤpfners Commentar §. 736.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/251
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/251>, abgerufen am 23.11.2024.