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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 4. Tit. §. 103.
ihm doch das Recht, Privilegien zu ertheilen, welche im
ganzen Reiche gelten, als ein besonderes Reservat
zu 28). Indessen sind dem Kaiser auch hierin durch die
Wahl-Capitulation allerhand Einschränkungen gesetzt
worden, welche aber, wenigstens nicht überall, befolget zu
werden pflegen. Die weitere Erörterung liegt hier aus-
ser meiner Sphäre. Jedoch habe ich hier noch zweyerley
zu bemerken; I) daß der Werth eines aus kaiserlicher
Vergünstigung erlangten Rechts nicht sowohl nach der
heutigen Beschaffenheit der kaiserlichen Gewalt, als nach
der Zeit, da das Recht verliehen worden, zu beurtheilen
sey. Daher sind ältere kaiserliche Privilegien, anfangs
innerhalb der Grenzen der kaiserlichen Machtvollkommen-
heit ertheilt, auch noch jetzt ordentlicher Weise gültig,
wenn gleich neuere Gesetze die kaiserliche Gewalt seitdem
mehr eingeschränkt, oder wenigstens vorjetzo, ob der Kai-
ser solche Rechte annoch zu verleihen befugt sey, gezwei-
felt werden könnte 29). II) Da die Ausübung und Wir-
kung kaiserlicher Privilegien, die vom Kaiser Mittelbaren
ertheilet worden sind, der Landeshoheit subordinirt ist, so
kann und darf von einem kaiserlichen Privilegium nicht
eher Gebrauch im Lande gemacht werden, als wenn dem
Landesherrn, falls er solches verlangt, eine Anzeige da-

von
28) Moser teutsches Staatsrecht IV. Th. Kap. 56. von
Günderrode
Abhandl. des teutschen Staatsrechts III. Buch
7. Kap. Carl Fried. Gerstlacher Corp. iur. germ.
publici et priv.
oder Abhandl. von Gesetzen etc. des teutschen
Reichs IV. Band 9. Kap. putter Institut. iur. publici §. 224.
29) S. Hrn. GJR. Pütters auserlesene Rechtsfälle. 2. Ban-
des 3. Th. Resp. CCXXVI. n. 116. S. 803. lochner
Select. iuris universi P. I. pag.
37. f. f. Ge. Erasm. kobes
Diss. de effectu hodierno privilegiorum aevi antiquioris ad il-
lustr. art. VIII. §. 21. Capit. Caesar. Altorf.
1766.

1. Buch. 4. Tit. §. 103.
ihm doch das Recht, Privilegien zu ertheilen, welche im
ganzen Reiche gelten, als ein beſonderes Reſervat
zu 28). Indeſſen ſind dem Kaiſer auch hierin durch die
Wahl-Capitulation allerhand Einſchraͤnkungen geſetzt
worden, welche aber, wenigſtens nicht uͤberall, befolget zu
werden pflegen. Die weitere Eroͤrterung liegt hier auſ-
ſer meiner Sphaͤre. Jedoch habe ich hier noch zweyerley
zu bemerken; I) daß der Werth eines aus kaiſerlicher
Verguͤnſtigung erlangten Rechts nicht ſowohl nach der
heutigen Beſchaffenheit der kaiſerlichen Gewalt, als nach
der Zeit, da das Recht verliehen worden, zu beurtheilen
ſey. Daher ſind aͤltere kaiſerliche Privilegien, anfangs
innerhalb der Grenzen der kaiſerlichen Machtvollkommen-
heit ertheilt, auch noch jetzt ordentlicher Weiſe guͤltig,
wenn gleich neuere Geſetze die kaiſerliche Gewalt ſeitdem
mehr eingeſchraͤnkt, oder wenigſtens vorjetzo, ob der Kai-
ſer ſolche Rechte annoch zu verleihen befugt ſey, gezwei-
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kung kaiſerlicher Privilegien, die vom Kaiſer Mittelbaren
ertheilet worden ſind, der Landeshoheit ſubordinirt iſt, ſo
kann und darf von einem kaiſerlichen Privilegium nicht
eher Gebrauch im Lande gemacht werden, als wenn dem
Landesherrn, falls er ſolches verlangt, eine Anzeige da-

von
28) Moſer teutſches Staatsrecht IV. Th. Kap. 56. von
Guͤnderrode
Abhandl. des teutſchen Staatsrechts III. Buch
7. Kap. Carl Fried. Gerſtlacher Corp. iur. germ.
publici et priv.
oder Abhandl. von Geſetzen ꝛc. des teutſchen
Reichs IV. Band 9. Kap. pūtter Inſtitut. iur. publici §. 224.
29) S. Hrn. GJR. Puͤtters auserleſene Rechtsfaͤlle. 2. Ban-
des 3. Th. Reſp. CCXXVI. n. 116. S. 803. lochner
Select. iuris univerſi P. I. pag.
37. f. f. Ge. Erasm. kobes
Diſſ. de effectu hodierno privilegiorum aevi antiquioris ad il-
luſtr. art. VIII. §. 21. Capit. Caeſar. Altorf.
1766.
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[10/0024] 1. Buch. 4. Tit. §. 103. ihm doch das Recht, Privilegien zu ertheilen, welche im ganzen Reiche gelten, als ein beſonderes Reſervat zu 28). Indeſſen ſind dem Kaiſer auch hierin durch die Wahl-Capitulation allerhand Einſchraͤnkungen geſetzt worden, welche aber, wenigſtens nicht uͤberall, befolget zu werden pflegen. Die weitere Eroͤrterung liegt hier auſ- ſer meiner Sphaͤre. Jedoch habe ich hier noch zweyerley zu bemerken; I) daß der Werth eines aus kaiſerlicher Verguͤnſtigung erlangten Rechts nicht ſowohl nach der heutigen Beſchaffenheit der kaiſerlichen Gewalt, als nach der Zeit, da das Recht verliehen worden, zu beurtheilen ſey. Daher ſind aͤltere kaiſerliche Privilegien, anfangs innerhalb der Grenzen der kaiſerlichen Machtvollkommen- heit ertheilt, auch noch jetzt ordentlicher Weiſe guͤltig, wenn gleich neuere Geſetze die kaiſerliche Gewalt ſeitdem mehr eingeſchraͤnkt, oder wenigſtens vorjetzo, ob der Kai- ſer ſolche Rechte annoch zu verleihen befugt ſey, gezwei- felt werden koͤnnte 29). II) Da die Ausuͤbung und Wir- kung kaiſerlicher Privilegien, die vom Kaiſer Mittelbaren ertheilet worden ſind, der Landeshoheit ſubordinirt iſt, ſo kann und darf von einem kaiſerlichen Privilegium nicht eher Gebrauch im Lande gemacht werden, als wenn dem Landesherrn, falls er ſolches verlangt, eine Anzeige da- von 28) Moſer teutſches Staatsrecht IV. Th. Kap. 56. von Guͤnderrode Abhandl. des teutſchen Staatsrechts III. Buch 7. Kap. Carl Fried. Gerſtlacher Corp. iur. germ. publici et priv. oder Abhandl. von Geſetzen ꝛc. des teutſchen Reichs IV. Band 9. Kap. pūtter Inſtitut. iur. publici §. 224. 29) S. Hrn. GJR. Puͤtters auserleſene Rechtsfaͤlle. 2. Ban- des 3. Th. Reſp. CCXXVI. n. 116. S. 803. lochner Select. iuris univerſi P. I. pag. 37. f. f. Ge. Erasm. kobes Diſſ. de effectu hodierno privilegiorum aevi antiquioris ad il- luſtr. art. VIII. §. 21. Capit. Caeſar. Altorf. 1766.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/24>, abgerufen am 21.11.2024.