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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 134.
sowohl im Rechte der Natur, als in den römischen Rech-
ten selbst zu finden seyn würde. Denn wenn der Vater
seinen noch nicht ausgesonderten Kindern, die ohnehin
noch alles Nöthige von ihm zu erwarten und zu erhal-
ten berechtiget waren, ein Geschenk machte, so konnte er
natürlicher Weise dabey keine andere Absicht haben, als
daß die Sache erst dermaleinst, wenn sie von dem Va-
ter ausgesondert, und sich selbst überlassen wären, ihnen
gehören sollte. Es sind also der Natur nach gleich An-
fangs nicht Geschenke, sondern blos zu künftigen Ge-
schenken bestimmte Sachen. Dieser natürliche Rechts-
grundsatz wird auch schon von den Kaisern Diocletian
und Maximian 29) als richtig angenommen, wenn die-
selben folgendermaßen rescribiren: non est incerti iu-
ris, in eum, qui in sacris familiae tuae remanet, de-
stinationem magis paternae voluntatis factam,
quam per-
fectam donationem pervenisse.
Hieraus läßt sich auch
erklären, warum dem Kinde das Peculium alsdann un-
wiederruflich verblieb, wenn es der Vater bey der Eman-
cipation desselben nicht zurücknahm 30). Die Schenkung
die die Mutter ihren Kindern machte, so noch in väterli-
cher Gewalt waren, war wenigstens nach dem Rechte
der Pandecten 31) für die Kinder ohne Wirkung; und
das Eigenthum kam an den Vater. Was die Rechte
des Codex hierin geändert, wird ad §. 136. gezeigt
werden.


§. 135.
29) L. 11. Cod. de donationibus.
30) L. 31. §. 2. D. de donationib.
31) L 3. §. 4. D. de donat. inter vir. et uxor. Si mater filio,
qui in patris potestate est, donet, nullius momenti erit donatio;
quia patri quaeritur.
S. Archiv für die theoretische
und praktische Rechtsgelehrsamkeit
herausgege-
ben von Hagemann und Günther I. Th. (Braunschweig
1788. 8.) N. VI. S. 190--197.

1. Buch. 6. Tit. §. 134.
ſowohl im Rechte der Natur, als in den roͤmiſchen Rech-
ten ſelbſt zu finden ſeyn wuͤrde. Denn wenn der Vater
ſeinen noch nicht ausgeſonderten Kindern, die ohnehin
noch alles Noͤthige von ihm zu erwarten und zu erhal-
ten berechtiget waren, ein Geſchenk machte, ſo konnte er
natuͤrlicher Weiſe dabey keine andere Abſicht haben, als
daß die Sache erſt dermaleinſt, wenn ſie von dem Va-
ter ausgeſondert, und ſich ſelbſt uͤberlaſſen waͤren, ihnen
gehoͤren ſollte. Es ſind alſo der Natur nach gleich An-
fangs nicht Geſchenke, ſondern blos zu kuͤnftigen Ge-
ſchenken beſtimmte Sachen. Dieſer natuͤrliche Rechts-
grundſatz wird auch ſchon von den Kaiſern Diocletian
und Maximian 29) als richtig angenommen, wenn die-
ſelben folgendermaßen reſcribiren: non eſt incerti iu-
ris, in eum, qui in ſacris familiae tuae remanet, de-
ſtinationem magis paternae voluntatis factam,
quam per-
fectam donationem perveniſſe.
Hieraus laͤßt ſich auch
erklaͤren, warum dem Kinde das Peculium alsdann un-
wiederruflich verblieb, wenn es der Vater bey der Eman-
cipation deſſelben nicht zuruͤcknahm 30). Die Schenkung
die die Mutter ihren Kindern machte, ſo noch in vaͤterli-
cher Gewalt waren, war wenigſtens nach dem Rechte
der Pandecten 31) fuͤr die Kinder ohne Wirkung; und
das Eigenthum kam an den Vater. Was die Rechte
des Codex hierin geaͤndert, wird ad §. 136. gezeigt
werden.


§. 135.
29) L. 11. Cod. de donationibus.
30) L. 31. §. 2. D. de donationib.
31) L 3. §. 4. D. de donat. inter vir. et uxor. Si mater filio,
qui in patris poteſtate eſt, donet, nullius momenti erit donatio;
quia patri quaeritur.
S. Archiv fuͤr die theoretiſche
und praktiſche Rechtsgelehrſamkeit
herausgege-
ben von Hagemann und Guͤnther I. Th. (Braunſchweig
1788. 8.) N. VI. S. 190—197.
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[210/0224] 1. Buch. 6. Tit. §. 134. ſowohl im Rechte der Natur, als in den roͤmiſchen Rech- ten ſelbſt zu finden ſeyn wuͤrde. Denn wenn der Vater ſeinen noch nicht ausgeſonderten Kindern, die ohnehin noch alles Noͤthige von ihm zu erwarten und zu erhal- ten berechtiget waren, ein Geſchenk machte, ſo konnte er natuͤrlicher Weiſe dabey keine andere Abſicht haben, als daß die Sache erſt dermaleinſt, wenn ſie von dem Va- ter ausgeſondert, und ſich ſelbſt uͤberlaſſen waͤren, ihnen gehoͤren ſollte. Es ſind alſo der Natur nach gleich An- fangs nicht Geſchenke, ſondern blos zu kuͤnftigen Ge- ſchenken beſtimmte Sachen. Dieſer natuͤrliche Rechts- grundſatz wird auch ſchon von den Kaiſern Diocletian und Maximian 29) als richtig angenommen, wenn die- ſelben folgendermaßen reſcribiren: non eſt incerti iu- ris, in eum, qui in ſacris familiae tuae remanet, de- ſtinationem magis paternae voluntatis factam, quam per- fectam donationem perveniſſe. Hieraus laͤßt ſich auch erklaͤren, warum dem Kinde das Peculium alsdann un- wiederruflich verblieb, wenn es der Vater bey der Eman- cipation deſſelben nicht zuruͤcknahm 30). Die Schenkung die die Mutter ihren Kindern machte, ſo noch in vaͤterli- cher Gewalt waren, war wenigſtens nach dem Rechte der Pandecten 31) fuͤr die Kinder ohne Wirkung; und das Eigenthum kam an den Vater. Was die Rechte des Codex hierin geaͤndert, wird ad §. 136. gezeigt werden. §. 135. 29) L. 11. Cod. de donationibus. 30) L. 31. §. 2. D. de donationib. 31) L 3. §. 4. D. de donat. inter vir. et uxor. Si mater filio, qui in patris poteſtate eſt, donet, nullius momenti erit donatio; quia patri quaeritur. S. Archiv fuͤr die theoretiſche und praktiſche Rechtsgelehrſamkeit herausgege- ben von Hagemann und Guͤnther I. Th. (Braunſchweig 1788. 8.) N. VI. S. 190—197.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/224>, abgerufen am 27.11.2024.