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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 132.
bey den Römern theils Kinder vom Hause (filii filiaevefa-
milias,
) theils Sclaven und Sclavinnen. Unter beyden
war ein merklicher Unterschied. Sclaven wurden in Ab-
sicht des Staats für keine Personen angesehen, und hatten
überall keine bürgerlichen Rechte im Staate. (S. 231.
u. folg.) 96). Allein Filii familias waren in Rücksicht
des Staats freye Menschen und Bürger. Sie hatten
alle Rechte und Pflichten römischer Bürger. Sie konn-
ten daher öffentliche Aemter im Staate bekleiden; zu Vor-
mündern unmündiger Kinder bestellet werden 97), und
wenn sie nur sonst iustae aetatis waren, mit allen und
jeden Personen ausser der Familie Contracte schlies-
sen, auch nach dem civil Recht daraus verpflichtet wer-
den 98). Bekleidete der Sohn ein obrigkeitliches Amt,
so hatte ihm in Sachen, die die Verwaltung desselben
angiengen, der Vater nicht nur nichts zu befehlen, son-
dern es konnte im Gegentheil der Sohn von Amtswegen
dem Vater Befehle ertheilen, und ihn zu seiner Schul-
digkeit anhalten 99). Allein im Verhältniß gegen den
Paterfamilias, dessen Gewalt beyde unterworfen waren,
finden wir eine Aehnlichkeit unter beyden. Doch getraue
ich mir nicht mit unsern Hrn. Verfasser zu behaupten,
daß ihr Zustand, in diesem Verhältniß betrachtet, völlig

gleich
96) L. 20. §. 7. D. Qui testam. fac. poss. Conf. Ios. finestres
Hormogenian. T. I.
S. 253.
97) L. 9. D. h. t. Princ. Inst. qui testam. tutores dari poss.
L.
6. in fin. D. quod cuiusq. univ. L. 2. D. de munerib.
98) §. 6. I. de inutil. stipulat. L. 39. D. de obligat et action,
L. ult.
§. 2. D. de Verb. Obligat. L. 18. D. de castrensi
pecul. L.
6. et ult. Cod. de bon. quae lib. §. 4. I. et L. 2.
D. quod cum eo qui in aliena potest.
99) L. 13. §. ult. L. 14. D. ad SCtum Trebell. S. I. Th. die-
ses Commentars §. 13. S. 96. 97.

1. Buch. 6. Tit. §. 132.
bey den Roͤmern theils Kinder vom Hauſe (filii filiaevefa-
milias,
) theils Sclaven und Sclavinnen. Unter beyden
war ein merklicher Unterſchied. Sclaven wurden in Ab-
ſicht des Staats fuͤr keine Perſonen angeſehen, und hatten
uͤberall keine buͤrgerlichen Rechte im Staate. (S. 231.
u. folg.) 96). Allein Filii familias waren in Ruͤckſicht
des Staats freye Menſchen und Buͤrger. Sie hatten
alle Rechte und Pflichten roͤmiſcher Buͤrger. Sie konn-
ten daher oͤffentliche Aemter im Staate bekleiden; zu Vor-
muͤndern unmuͤndiger Kinder beſtellet werden 97), und
wenn ſie nur ſonſt iuſtae aetatis waren, mit allen und
jeden Perſonen auſſer der Familie Contracte ſchlieſ-
ſen, auch nach dem civil Recht daraus verpflichtet wer-
den 98). Bekleidete der Sohn ein obrigkeitliches Amt,
ſo hatte ihm in Sachen, die die Verwaltung deſſelben
angiengen, der Vater nicht nur nichts zu befehlen, ſon-
dern es konnte im Gegentheil der Sohn von Amtswegen
dem Vater Befehle ertheilen, und ihn zu ſeiner Schul-
digkeit anhalten 99). Allein im Verhaͤltniß gegen den
Paterfamilias, deſſen Gewalt beyde unterworfen waren,
finden wir eine Aehnlichkeit unter beyden. Doch getraue
ich mir nicht mit unſern Hrn. Verfaſſer zu behaupten,
daß ihr Zuſtand, in dieſem Verhaͤltniß betrachtet, voͤllig

gleich
96) L. 20. §. 7. D. Qui teſtam. fac. poſſ. Conf. Ioſ. finestres
Hormogenian. T. I.
S. 253.
97) L. 9. D. h. t. Princ. Inſt. qui teſtam. tutores dari poſſ.
L.
6. in fin. D. quod cuiusq. univ. L. 2. D. de munerib.
98) §. 6. I. de inutil. ſtipulat. L. 39. D. de obligat et action,
L. ult.
§. 2. D. de Verb. Obligat. L. 18. D. de caſtrenſi
pecul. L.
6. et ult. Cod. de bon. quae lib. §. 4. I. et L. 2.
D. quod cum eo qui in aliena poteſt.
99) L. 13. §. ult. L. 14. D. ad SCtum Trebell. S. I. Th. die-
ſes Commentars §. 13. S. 96. 97.
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[202/0216] 1. Buch. 6. Tit. §. 132. bey den Roͤmern theils Kinder vom Hauſe (filii filiaevefa- milias,) theils Sclaven und Sclavinnen. Unter beyden war ein merklicher Unterſchied. Sclaven wurden in Ab- ſicht des Staats fuͤr keine Perſonen angeſehen, und hatten uͤberall keine buͤrgerlichen Rechte im Staate. (S. 231. u. folg.) 96). Allein Filii familias waren in Ruͤckſicht des Staats freye Menſchen und Buͤrger. Sie hatten alle Rechte und Pflichten roͤmiſcher Buͤrger. Sie konn- ten daher oͤffentliche Aemter im Staate bekleiden; zu Vor- muͤndern unmuͤndiger Kinder beſtellet werden 97), und wenn ſie nur ſonſt iuſtae aetatis waren, mit allen und jeden Perſonen auſſer der Familie Contracte ſchlieſ- ſen, auch nach dem civil Recht daraus verpflichtet wer- den 98). Bekleidete der Sohn ein obrigkeitliches Amt, ſo hatte ihm in Sachen, die die Verwaltung deſſelben angiengen, der Vater nicht nur nichts zu befehlen, ſon- dern es konnte im Gegentheil der Sohn von Amtswegen dem Vater Befehle ertheilen, und ihn zu ſeiner Schul- digkeit anhalten 99). Allein im Verhaͤltniß gegen den Paterfamilias, deſſen Gewalt beyde unterworfen waren, finden wir eine Aehnlichkeit unter beyden. Doch getraue ich mir nicht mit unſern Hrn. Verfaſſer zu behaupten, daß ihr Zuſtand, in dieſem Verhaͤltniß betrachtet, voͤllig gleich 96) L. 20. §. 7. D. Qui teſtam. fac. poſſ. Conf. Ioſ. finestres Hormogenian. T. I. S. 253. 97) L. 9. D. h. t. Princ. Inſt. qui teſtam. tutores dari poſſ. L. 6. in fin. D. quod cuiusq. univ. L. 2. D. de munerib. 98) §. 6. I. de inutil. ſtipulat. L. 39. D. de obligat et action, L. ult. §. 2. D. de Verb. Obligat. L. 18. D. de caſtrenſi pecul. L. 6. et ult. Cod. de bon. quae lib. §. 4. I. et L. 2. D. quod cum eo qui in aliena poteſt. 99) L. 13. §. ult. L. 14. D. ad SCtum Trebell. S. I. Th. die- ſes Commentars §. 13. S. 96. 97.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/216>, abgerufen am 23.11.2024.