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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
nians gänzlich, daher waren die römischen Rechtsgelehr-
ten über diesen Punkt sehr verschiedener Meinung 60).
Die Caßianer wollten die Pubertät bey Mannspersonen
aus der Beschaffenheit des Körpers und der Zeugungs-
fähigkeit beurtheilt wissen, und glaubten daher, daß hier-
zu eine Besichtigung nöthig sey 61). Die Proculejaner
hingegen hielten mit Hippocrates und den Stoikern,
ohne weitere Besichtigung, überhaupt ein Alter von vier-
zehn Jahren zur männlichen Pubertät hinreichend 62).
Priscus, ob Neratius oder Javolenus? weiß
man nicht, suchte jene beyden streitende Secten dadurch
zu vereinigen, daß er zwar in Ansehung der Ehemün-
digkeit die Meinung der Caßianer, in allen übrigen
Fällen hingegen, wo es sonst auf Mündigkeit ankommt,
z. B. bey Errichtung eines letztern Willens, die Mei-
nung der Proculejaner annahm, und auf solche Art
gleichsam das Mittel zwischen jenen zwey Extremen hielt.
Diese Meinung muß vor Justinians Zeiten den meisten
Beyfall gefunden haben. Man siehet dies wenigstens
daraus, weil überall in den Gesetzen der Pandecten, wo
von der Mündigkeit der Mannspersonen zu Errichtung
eines Testaments, Endigung der Tutel, und in andern
bürgerlichen Rechtsgeschäften, ausser der Ehemündig-

keit,
60) Man sehe merillius Observat. lib. I. cap. 22. lib. V.
cap. 16. lib. VIII. cap. 29. bynckershoek Observat. iuris
Rom. lib. III. cap. 24. Ulr. huber Digression. Iustinian.
lib. III. cap. 13. et 14. grotius Florum sparsione ad Ius
Iustin. p. 30. de ludwig Different iuris in aetate puberum
et maiorum. Halae 1725. gundling in Gundlingianis XXIV.

Stück. N. 2. S. 340--366. mascov de Sectis Sabinianor.
et Proculejanor. Cap. IX. §. 2. sqq.
61) ulpian. Fragm. tit. XI. §. ult. princ. Inst. quib. mod.
tut. finit.
62) plutarch lib. V. de placit. Philosophor. c. 24.

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
nians gaͤnzlich, daher waren die roͤmiſchen Rechtsgelehr-
ten uͤber dieſen Punkt ſehr verſchiedener Meinung 60).
Die Caßianer wollten die Pubertaͤt bey Mannsperſonen
aus der Beſchaffenheit des Koͤrpers und der Zeugungs-
faͤhigkeit beurtheilt wiſſen, und glaubten daher, daß hier-
zu eine Beſichtigung noͤthig ſey 61). Die Proculejaner
hingegen hielten mit Hippocrates und den Stoikern,
ohne weitere Beſichtigung, uͤberhaupt ein Alter von vier-
zehn Jahren zur maͤnnlichen Pubertaͤt hinreichend 62).
Priscus, ob Neratius oder Javolenus? weiß
man nicht, ſuchte jene beyden ſtreitende Secten dadurch
zu vereinigen, daß er zwar in Anſehung der Ehemuͤn-
digkeit die Meinung der Caßianer, in allen uͤbrigen
Faͤllen hingegen, wo es ſonſt auf Muͤndigkeit ankommt,
z. B. bey Errichtung eines letztern Willens, die Mei-
nung der Proculejaner annahm, und auf ſolche Art
gleichſam das Mittel zwiſchen jenen zwey Extremen hielt.
Dieſe Meinung muß vor Juſtinians Zeiten den meiſten
Beyfall gefunden haben. Man ſiehet dies wenigſtens
daraus, weil uͤberall in den Geſetzen der Pandecten, wo
von der Muͤndigkeit der Mannsperſonen zu Errichtung
eines Teſtaments, Endigung der Tutel, und in andern
buͤrgerlichen Rechtsgeſchaͤften, auſſer der Ehemuͤndig-

keit,
60) Man ſehe merillius Obſervat. lib. I. cap. 22. lib. V.
cap. 16. lib. VIII. cap. 29. bynckershoek Obſervat. iuris
Rom. lib. III. cap. 24. Ulr. huber Digreſſion. Iuſtinian.
lib. III. cap. 13. et 14. grotius Florum ſparſione ad Ius
Iuſtin. p. 30. de ludwig Different iuris in aetate puberum
et maiorum. Halae 1725. gundling in Gundlingianis XXIV.

Stuͤck. N. 2. S. 340—366. mascov de Sectis Sabinianor.
et Proculejanor. Cap. IX. §. 2. ſqq.
61) ulpian. Fragm. tit. XI. §. ult. princ. Inſt. quib. mod.
tut. finit.
62) plutarch lib. V. de placit. Philoſophor. c. 24.
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[191/0205] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. nians gaͤnzlich, daher waren die roͤmiſchen Rechtsgelehr- ten uͤber dieſen Punkt ſehr verſchiedener Meinung 60). Die Caßianer wollten die Pubertaͤt bey Mannsperſonen aus der Beſchaffenheit des Koͤrpers und der Zeugungs- faͤhigkeit beurtheilt wiſſen, und glaubten daher, daß hier- zu eine Beſichtigung noͤthig ſey 61). Die Proculejaner hingegen hielten mit Hippocrates und den Stoikern, ohne weitere Beſichtigung, uͤberhaupt ein Alter von vier- zehn Jahren zur maͤnnlichen Pubertaͤt hinreichend 62). Priscus, ob Neratius oder Javolenus? weiß man nicht, ſuchte jene beyden ſtreitende Secten dadurch zu vereinigen, daß er zwar in Anſehung der Ehemuͤn- digkeit die Meinung der Caßianer, in allen uͤbrigen Faͤllen hingegen, wo es ſonſt auf Muͤndigkeit ankommt, z. B. bey Errichtung eines letztern Willens, die Mei- nung der Proculejaner annahm, und auf ſolche Art gleichſam das Mittel zwiſchen jenen zwey Extremen hielt. Dieſe Meinung muß vor Juſtinians Zeiten den meiſten Beyfall gefunden haben. Man ſiehet dies wenigſtens daraus, weil uͤberall in den Geſetzen der Pandecten, wo von der Muͤndigkeit der Mannsperſonen zu Errichtung eines Teſtaments, Endigung der Tutel, und in andern buͤrgerlichen Rechtsgeſchaͤften, auſſer der Ehemuͤndig- keit, 60) Man ſehe merillius Obſervat. lib. I. cap. 22. lib. V. cap. 16. lib. VIII. cap. 29. bynckershoek Obſervat. iuris Rom. lib. III. cap. 24. Ulr. huber Digreſſion. Iuſtinian. lib. III. cap. 13. et 14. grotius Florum ſparſione ad Ius Iuſtin. p. 30. de ludwig Different iuris in aetate puberum et maiorum. Halae 1725. gundling in Gundlingianis XXIV. Stuͤck. N. 2. S. 340—366. mascov de Sectis Sabinianor. et Proculejanor. Cap. IX. §. 2. ſqq. 61) ulpian. Fragm. tit. XI. §. ult. princ. Inſt. quib. mod. tut. finit. 62) plutarch lib. V. de placit. Philoſophor. c. 24.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/205>, abgerufen am 27.11.2024.