Wort status wird hier in eminenten Verstande pro statu civitatis genommen 10).
Die Wirkungen der römischen Capitisdeminution bestanden nun in folgenden.
I) Der Capiteminutus verlohr hierdurch alle bürger- liche Klagen und Rechte, die ihm vorher zustanden, aber auch gegen ihn hatten keine bürgerliche Klagen weiter statt. Denn er wurde in Ansehung des durch die Capi- pitisdeminution verlohrnen vorherigen Zustandes gleich- sam für bürgerlich tod gehalten. Hatte er capitis demi- nutionem magnam erlitten, so mußten sich die Gläubi- ger an den Fiscus halten, der das Vermögen des capite minuti eingezogen hatte. Denen Gläubigern eines sol- chen Schuldners hingegen, der nur capitis deminutio- nem minorem erlitten hatte, restituirte der Prätor ih- re Klagen, wenn sie deshalb implorirten 11). Daher ist nun zu begreifen, warum die Compilatoren der Pandecten den Titel de capite minutis in die Materie von den Re- stitutionibus in integrum gebracht haben.
II) Rechte, die durch den Tod erlöschen, z. B. usus- fructus, giengen auch durch die Capitisdeminution ver- lohren; nach dem ältern römischen Rechte sogar durch die geringste, doch hat dies Justinian geändert 12).
III)
10) Es ist nicht nöthig, mit Ger.noodt in Commentar. ad Digesta Tit. de cap. minut. Operum T. II. p. 121. salvo sta- tu civili zu lesen; wie schon dompierre in Specim. de Re- stitutionib. p. 336. bemerkt hat.
11)L. 2. pr. et §. 1. D. de capite minut.
12)paulusRecept. Sentent. lib. III. Tit. 6. §. 29. L. 1. D. quib. mod ususfruct. L. penult. §. ult. C. de usufruct.
1. Buch. 5. Tit. §. 128.
Wort ſtatus wird hier in eminenten Verſtande pro ſtatu civitatis genommen 10).
Die Wirkungen der roͤmiſchen Capitisdeminution beſtanden nun in folgenden.
I) Der Capiteminutus verlohr hierdurch alle buͤrger- liche Klagen und Rechte, die ihm vorher zuſtanden, aber auch gegen ihn hatten keine buͤrgerliche Klagen weiter ſtatt. Denn er wurde in Anſehung des durch die Capi- pitisdeminution verlohrnen vorherigen Zuſtandes gleich- ſam fuͤr buͤrgerlich tod gehalten. Hatte er capitis demi- nutionem magnam erlitten, ſo mußten ſich die Glaͤubi- ger an den Fiscus halten, der das Vermoͤgen des capite minuti eingezogen hatte. Denen Glaͤubigern eines ſol- chen Schuldners hingegen, der nur capitis deminutio- nem minorem erlitten hatte, reſtituirte der Praͤtor ih- re Klagen, wenn ſie deshalb implorirten 11). Daher iſt nun zu begreifen, warum die Compilatoren der Pandecten den Titel de capite minutis in die Materie von den Re- ſtitutionibus in integrum gebracht haben.
II) Rechte, die durch den Tod erloͤſchen, z. B. uſus- fructus, giengen auch durch die Capitisdeminution ver- lohren; nach dem aͤltern roͤmiſchen Rechte ſogar durch die geringſte, doch hat dies Juſtinian geaͤndert 12).
III)
10) Es iſt nicht noͤthig, mit Ger.noodt in Commentar. ad Digeſta Tit. de cap. minut. Operum T. II. p. 121. ſalvo ſta- tu civili zu leſen; wie ſchon dompierre in Specim. de Re- ſtitutionib. p. 336. bemerkt hat.
11)L. 2. pr. et §. 1. D. de capite minut.
12)paulusRecept. Sentent. lib. III. Tit. 6. §. 29. L. 1. D. quib. mod uſusfruct. L. penult. §. ult. C. de uſufruct.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0190"n="176"/><fwplace="top"type="header">1. Buch. 5. Tit. §. 128.</fw><lb/>
Wort <hirendition="#aq"><hirendition="#i">ſtatus</hi></hi> wird hier in eminenten Verſtande <hirendition="#aq">pro ſtatu<lb/>
civitatis</hi> genommen <noteplace="foot"n="10)">Es iſt nicht noͤthig, mit <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ger.</hi><hirendition="#k">noodt</hi> in Commentar. ad<lb/>
Digeſta Tit. de cap. minut. <hirendition="#i">Operum</hi> T. II. p. 121. ſalvo ſta-<lb/>
tu civili</hi> zu leſen; wie ſchon <hirendition="#aq"><hirendition="#k">dompierre</hi> in Specim. de Re-<lb/>ſtitutionib. p.</hi> 336. bemerkt hat.</note>.</p><lb/><p>Die Wirkungen der roͤmiſchen Capitisdeminution<lb/>
beſtanden nun in folgenden.</p><lb/><p><hirendition="#aq">I</hi>) Der Capiteminutus verlohr hierdurch alle buͤrger-<lb/>
liche Klagen und Rechte, die ihm vorher zuſtanden, aber<lb/>
auch gegen ihn hatten keine buͤrgerliche Klagen weiter<lb/>ſtatt. Denn er wurde in Anſehung des durch die Capi-<lb/>
pitisdeminution verlohrnen vorherigen Zuſtandes gleich-<lb/>ſam fuͤr buͤrgerlich tod gehalten. Hatte er <hirendition="#aq">capitis demi-<lb/>
nutionem magnam</hi> erlitten, ſo mußten ſich die Glaͤubi-<lb/>
ger an den Fiscus halten, der das Vermoͤgen des <hirendition="#aq">capite<lb/>
minuti</hi> eingezogen hatte. Denen Glaͤubigern eines ſol-<lb/>
chen Schuldners hingegen, der nur <hirendition="#aq">capitis deminutio-<lb/>
nem minorem</hi> erlitten hatte, reſtituirte der Praͤtor ih-<lb/>
re Klagen, wenn ſie deshalb implorirten <noteplace="foot"n="11)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">L. 2. pr. et §. 1. D. de capite minut.</hi></hi></note>. Daher iſt<lb/>
nun zu begreifen, warum die Compilatoren der Pandecten<lb/>
den Titel <hirendition="#aq"><hirendition="#i">de capite minutis</hi></hi> in die Materie von den <hirendition="#aq">Re-<lb/>ſtitutionibus in integrum</hi> gebracht haben.</p><lb/><p><hirendition="#aq">II</hi>) Rechte, die durch den Tod erloͤſchen, z. B. <hirendition="#aq">uſus-<lb/>
fructus,</hi> giengen auch durch die Capitisdeminution ver-<lb/>
lohren; nach dem aͤltern roͤmiſchen Rechte ſogar durch<lb/>
die <hirendition="#g">geringſte</hi>, doch hat dies <hirendition="#fr">Juſtinian</hi> geaͤndert <noteplace="foot"n="12)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">paulus</hi><hirendition="#i">Recept. Sentent. lib. III. Tit. 6. §. 29. L. 1. D.<lb/>
quib. mod uſusfruct. L. penult. §. ult. C. de uſufruct.</hi></hi></note>.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">III</hi>)</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[176/0190]
1. Buch. 5. Tit. §. 128.
Wort ſtatus wird hier in eminenten Verſtande pro ſtatu
civitatis genommen 10).
Die Wirkungen der roͤmiſchen Capitisdeminution
beſtanden nun in folgenden.
I) Der Capiteminutus verlohr hierdurch alle buͤrger-
liche Klagen und Rechte, die ihm vorher zuſtanden, aber
auch gegen ihn hatten keine buͤrgerliche Klagen weiter
ſtatt. Denn er wurde in Anſehung des durch die Capi-
pitisdeminution verlohrnen vorherigen Zuſtandes gleich-
ſam fuͤr buͤrgerlich tod gehalten. Hatte er capitis demi-
nutionem magnam erlitten, ſo mußten ſich die Glaͤubi-
ger an den Fiscus halten, der das Vermoͤgen des capite
minuti eingezogen hatte. Denen Glaͤubigern eines ſol-
chen Schuldners hingegen, der nur capitis deminutio-
nem minorem erlitten hatte, reſtituirte der Praͤtor ih-
re Klagen, wenn ſie deshalb implorirten 11). Daher iſt
nun zu begreifen, warum die Compilatoren der Pandecten
den Titel de capite minutis in die Materie von den Re-
ſtitutionibus in integrum gebracht haben.
II) Rechte, die durch den Tod erloͤſchen, z. B. uſus-
fructus, giengen auch durch die Capitisdeminution ver-
lohren; nach dem aͤltern roͤmiſchen Rechte ſogar durch
die geringſte, doch hat dies Juſtinian geaͤndert 12).
III)
10) Es iſt nicht noͤthig, mit Ger. noodt in Commentar. ad
Digeſta Tit. de cap. minut. Operum T. II. p. 121. ſalvo ſta-
tu civili zu leſen; wie ſchon dompierre in Specim. de Re-
ſtitutionib. p. 336. bemerkt hat.
11) L. 2. pr. et §. 1. D. de capite minut.
12) paulus Recept. Sentent. lib. III. Tit. 6. §. 29. L. 1. D.
quib. mod uſusfruct. L. penult. §. ult. C. de uſufruct.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/190>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.