Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

de Statu Hominum.
nicht minder, wie bey Bürger-Ehen, Blutsfreundschaft
und Schwägerschaft in Betracht 80). Auch das Zeug-
niß eines Sclaven war zuläßig, wenn es an andern Be-
weißmitteln mangelte 81), nur daß die Tortur bey
Sclavenzeugnissen die Stelle des Eides vertreten muß-
te 82). Indeß konnte man doch dem Sclaven den
Eid deferiren, und schwur derselbe, daß sein Herr
nichts schuldig sey, so konnte sich hernach der Herr mit
der Einrede des Eides schützen 83). Sclaven wurden
auch aus ihren Vergehungen obligirt 84), ja sie wurden
sogar, wenn gleich nur naturaliter, d. i. nach dem Na-
turrecht, verpflichtet, wenn sie einen Contract mit Je-
mand geschloßen 85). Daher konnten sich nicht nur an-
dere vor eine solche Schuld gültig verbürgen 86), sondern
hatte auch jemand vor den Sclaven bezahlt, oder hatte
der Sclave nach der Manumißion selbst bezahlt, was er
schuldig war, so hatte keine Zurückforderung statt 87).

Nur keine bürgerlichen Rechte gestattete man den
Sclaven im Staate. Quod attinet ad ius civile, sagt

Ulpi-
80) L. 14. §. 2. et 3. D. de ritu nuptiar.
81) L. 7. D. de testibus.
82) L. 9. D. de quaestionib. Man sehe nach Ger. noodt Pro-
babil. iuris civ. Lib. I. cap. XIII.
§. 15.
83) L. 23. L. 25. D. de iureiur.
84) L. 14. D. de obligat. et action.
85) L. 14. D. cit.
86) L. 13. D. de condict. indeb. §. 1. I. de fideiuss.
87) L. 13. D. cit. Nur gegen den Sclaven selbst fand keine
Klage statt, auch nicht einmal nach der Manumißion, wenn
die Schuld in der Sclaverey gewürkt worden. paulus Re-
cept. Sentent. lib. II. tit. XIII.
§. 9.
J 2

de Statu Hominum.
nicht minder, wie bey Buͤrger-Ehen, Blutsfreundſchaft
und Schwaͤgerſchaft in Betracht 80). Auch das Zeug-
niß eines Sclaven war zulaͤßig, wenn es an andern Be-
weißmitteln mangelte 81), nur daß die Tortur bey
Sclavenzeugniſſen die Stelle des Eides vertreten muß-
te 82). Indeß konnte man doch dem Sclaven den
Eid deferiren, und ſchwur derſelbe, daß ſein Herr
nichts ſchuldig ſey, ſo konnte ſich hernach der Herr mit
der Einrede des Eides ſchuͤtzen 83). Sclaven wurden
auch aus ihren Vergehungen obligirt 84), ja ſie wurden
ſogar, wenn gleich nur naturaliter, d. i. nach dem Na-
turrecht, verpflichtet, wenn ſie einen Contract mit Je-
mand geſchloßen 85). Daher konnten ſich nicht nur an-
dere vor eine ſolche Schuld guͤltig verbuͤrgen 86), ſondern
hatte auch jemand vor den Sclaven bezahlt, oder hatte
der Sclave nach der Manumißion ſelbſt bezahlt, was er
ſchuldig war, ſo hatte keine Zuruͤckforderung ſtatt 87).

Nur keine buͤrgerlichen Rechte geſtattete man den
Sclaven im Staate. Quod attinet ad ius civile, ſagt

Ulpi-
80) L. 14. §. 2. et 3. D. de ritu nuptiar.
81) L. 7. D. de teſtibus.
82) L. 9. D. de quaeſtionib. Man ſehe nach Ger. noodt Pro-
babil. iuris civ. Lib. I. cap. XIII.
§. 15.
83) L. 23. L. 25. D. de iureiur.
84) L. 14. D. de obligat. et action.
85) L. 14. D. cit.
86) L. 13. D. de condict. indeb. §. 1. I. de fideiuſſ.
87) L. 13. D. cit. Nur gegen den Sclaven ſelbſt fand keine
Klage ſtatt, auch nicht einmal nach der Manumißion, wenn
die Schuld in der Sclaverey gewuͤrkt worden. paulus Re-
cept. Sentent. lib. II. tit. XIII.
§. 9.
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Statu Hominum.</hi></fw><lb/>
nicht minder, wie bey Bu&#x0364;rger-Ehen, Blutsfreund&#x017F;chaft<lb/>
und Schwa&#x0364;ger&#x017F;chaft in Betracht <note place="foot" n="80)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 14. §. 2. <hi rendition="#i">et</hi> 3. <hi rendition="#i">D. de ritu nuptiar.</hi></hi></note>. Auch das Zeug-<lb/>
niß eines Sclaven war zula&#x0364;ßig, wenn es an andern Be-<lb/>
weißmitteln mangelte <note place="foot" n="81)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 7. <hi rendition="#i">D. de te&#x017F;tibus.</hi></hi></note>, nur daß die Tortur bey<lb/>
Sclavenzeugni&#x017F;&#x017F;en die Stelle des Eides vertreten muß-<lb/>
te <note place="foot" n="82)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9. <hi rendition="#i">D. de quae&#x017F;tionib.</hi></hi> Man &#x017F;ehe nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ger.</hi><hi rendition="#k">noodt</hi> Pro-<lb/>
babil. iuris civ. Lib. I. cap. XIII.</hi> §. 15.</note>. Indeß konnte man doch dem Sclaven den<lb/>
Eid deferiren, und &#x017F;chwur der&#x017F;elbe, daß &#x017F;ein Herr<lb/>
nichts &#x017F;chuldig &#x017F;ey, &#x017F;o konnte &#x017F;ich hernach der Herr mit<lb/>
der Einrede des Eides &#x017F;chu&#x0364;tzen <note place="foot" n="83)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 23. <hi rendition="#i">L.</hi> 25. <hi rendition="#i">D. de iureiur.</hi></hi></note>. Sclaven wurden<lb/>
auch aus ihren Vergehungen obligirt <note place="foot" n="84)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 14. <hi rendition="#i">D. de obligat. et action.</hi></hi></note>, ja &#x017F;ie wurden<lb/>
&#x017F;ogar, wenn gleich nur <hi rendition="#aq">naturaliter,</hi> d. i. nach dem Na-<lb/>
turrecht, verpflichtet, wenn &#x017F;ie einen Contract mit Je-<lb/>
mand ge&#x017F;chloßen <note place="foot" n="85)"><hi rendition="#aq">L. 14. D. cit.</hi></note>. Daher konnten &#x017F;ich nicht nur an-<lb/>
dere vor eine &#x017F;olche Schuld gu&#x0364;ltig verbu&#x0364;rgen <note place="foot" n="86)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 13. <hi rendition="#i">D. de condict. indeb.</hi> §. 1. <hi rendition="#i">I. de fideiu&#x017F;&#x017F;.</hi></hi></note>, &#x017F;ondern<lb/>
hatte auch jemand vor den Sclaven bezahlt, oder hatte<lb/>
der Sclave nach der Manumißion &#x017F;elb&#x017F;t bezahlt, was er<lb/>
&#x017F;chuldig war, &#x017F;o hatte keine Zuru&#x0364;ckforderung &#x017F;tatt <note place="foot" n="87)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 13. <hi rendition="#i">D. cit.</hi></hi> Nur gegen den Sclaven &#x017F;elb&#x017F;t fand keine<lb/>
Klage &#x017F;tatt, auch nicht einmal nach der Manumißion, wenn<lb/>
die Schuld in der Sclaverey gewu&#x0364;rkt worden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">paulus</hi><hi rendition="#i">Re-<lb/>
cept. Sentent. lib. II. tit. XIII.</hi></hi> §. 9.</note>.</p><lb/>
          <p>Nur keine bu&#x0364;rgerlichen Rechte ge&#x017F;tattete man den<lb/>
Sclaven im Staate. <hi rendition="#aq">Quod attinet ad <hi rendition="#i">ius civile</hi>,</hi> &#x017F;agt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Ulpi-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0145] de Statu Hominum. nicht minder, wie bey Buͤrger-Ehen, Blutsfreundſchaft und Schwaͤgerſchaft in Betracht 80). Auch das Zeug- niß eines Sclaven war zulaͤßig, wenn es an andern Be- weißmitteln mangelte 81), nur daß die Tortur bey Sclavenzeugniſſen die Stelle des Eides vertreten muß- te 82). Indeß konnte man doch dem Sclaven den Eid deferiren, und ſchwur derſelbe, daß ſein Herr nichts ſchuldig ſey, ſo konnte ſich hernach der Herr mit der Einrede des Eides ſchuͤtzen 83). Sclaven wurden auch aus ihren Vergehungen obligirt 84), ja ſie wurden ſogar, wenn gleich nur naturaliter, d. i. nach dem Na- turrecht, verpflichtet, wenn ſie einen Contract mit Je- mand geſchloßen 85). Daher konnten ſich nicht nur an- dere vor eine ſolche Schuld guͤltig verbuͤrgen 86), ſondern hatte auch jemand vor den Sclaven bezahlt, oder hatte der Sclave nach der Manumißion ſelbſt bezahlt, was er ſchuldig war, ſo hatte keine Zuruͤckforderung ſtatt 87). Nur keine buͤrgerlichen Rechte geſtattete man den Sclaven im Staate. Quod attinet ad ius civile, ſagt Ulpi- 80) L. 14. §. 2. et 3. D. de ritu nuptiar. 81) L. 7. D. de teſtibus. 82) L. 9. D. de quaeſtionib. Man ſehe nach Ger. noodt Pro- babil. iuris civ. Lib. I. cap. XIII. §. 15. 83) L. 23. L. 25. D. de iureiur. 84) L. 14. D. de obligat. et action. 85) L. 14. D. cit. 86) L. 13. D. de condict. indeb. §. 1. I. de fideiuſſ. 87) L. 13. D. cit. Nur gegen den Sclaven ſelbſt fand keine Klage ſtatt, auch nicht einmal nach der Manumißion, wenn die Schuld in der Sclaverey gewuͤrkt worden. paulus Re- cept. Sentent. lib. II. tit. XIII. §. 9. J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/145
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/145>, abgerufen am 23.11.2024.