Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.de Statu Hominum. so kann sie keine solche Gewalt über ihre Kinder haben,dergleichen die Gesetze nur dem Vater geben. Eine wich- tige Folge davon ist, daß Frauenspersonen keine suos heredes haben können 34), quia foeminae in potestate li- beros non habent, wie Justinian 35) sagt. Da ferner die Ehefrau durch ihre Verheyrathung den Namen ihrer Familie, mit dem Namen, Stand und Würde ihres Mannes vertauscht, und die Kinder, welche die Haus- mutter während der Ehe zur Welt bringt, nicht zu ihrer, sondern allemal zur Familie des Vaters gerechnet wer- den 36), so erhällt hieraus der Ausspruch Ulpians 37) sein Licht, mulier familiae suae finis est; und eben dies ist auch der Grund, warum Frauenspersonen in Fami- lien Fideicommisse und solche Güter, welche nach der Absicht des Erwerbers bey seiner Familie, das heißt, sei- nen männlichen Nachkommen unversehrt verbleiben sol- len, so lang ein männlicher Successor vorhanden ist, weder succediren, noch solche Güter, wenn sie ausser der Fami- lie 34) vlpianvs in Fragm. Tit. XXVI. §. 7. paulus in L. 4. §. 2. D. de bonor. poss. contra tab. averanius in Interpre- tat iuris Lib. III. c. XXVI. n. 9. p. 490. 35) §. 3. Inst. de beredum qualit. et diff. Auch dies ist von wichtigen Folgen, denn aus dieser Ursach kann eine Mutter ihre Kinder rite präteriren, odne daß das Testament deshalb nichtig wird, ihre Präterition hat die Wirkung einer Exhere- dation §. 7. I. de exheredat. liberor, Aus eben dieser Ursach sagt paulus L. 4. §. 2. D. de bon. poss. contr. tab. ad te- stamenta soeminarum Edictum contra tabulas bonorum posses- sionis non pertinet; und ein gleiches ist von der bonorum pos- sessione unde liberi zu behaupten. S. schulting ad Vlpia- ni Fragm. Tit. XXVI. §. 7. not. 24. Iurisprud. Antej. p. 667. 36) L. 196. §. 1. D. de Verbor. Signif. 37) L. 195. §. 5. D. codem. goeddeus in Comment. ad h. L. H 4
de Statu Hominum. ſo kann ſie keine ſolche Gewalt uͤber ihre Kinder haben,dergleichen die Geſetze nur dem Vater geben. Eine wich- tige Folge davon iſt, daß Frauensperſonen keine ſuos heredes haben koͤnnen 34), quia foeminae in poteſtate li- beros non habent, wie Juſtinian 35) ſagt. Da ferner die Ehefrau durch ihre Verheyrathung den Namen ihrer Familie, mit dem Namen, Stand und Wuͤrde ihres Mannes vertauſcht, und die Kinder, welche die Haus- mutter waͤhrend der Ehe zur Welt bringt, nicht zu ihrer, ſondern allemal zur Familie des Vaters gerechnet wer- den 36), ſo erhaͤllt hieraus der Ausſpruch Ulpians 37) ſein Licht, mulier familiae ſuae finis eſt; und eben dies iſt auch der Grund, warum Frauensperſonen in Fami- lien Fideicommiſſe und ſolche Guͤter, welche nach der Abſicht des Erwerbers bey ſeiner Familie, das heißt, ſei- nen maͤnnlichen Nachkommen unverſehrt verbleiben ſol- len, ſo lang ein maͤnnlicher Succeſſor vorhanden iſt, weder ſuccediren, noch ſolche Guͤter, wenn ſie auſſer der Fami- lie 34) vlpianvs in Fragm. Tit. XXVI. §. 7. paulus in L. 4. §. 2. D. de bonor. poſſ. contra tab. averanius in Interpre- tat iuris Lib. III. c. XXVI. n. 9. p. 490. 35) §. 3. Inſt. de beredum qualit. et diff. Auch dies iſt von wichtigen Folgen, denn aus dieſer Urſach kann eine Mutter ihre Kinder rite praͤteriren, odne daß das Teſtament deshalb nichtig wird, ihre Praͤterition hat die Wirkung einer Exhere- dation §. 7. I. de exheredat. liberor, Aus eben dieſer Urſach ſagt paulus L. 4. §. 2. D. de bon. poſſ. contr. tab. ad te- ſtamenta ſoeminarum Edictum contra tabulas bonorum poſſeſ- ſionis non pertinet; und ein gleiches iſt von der bonorum poſ- ſeſſione unde liberi zu behaupten. S. schulting ad Vlpia- ni Fragm. Tit. XXVI. §. 7. not. 24. Iurisprud. Antej. p. 667. 36) L. 196. §. 1. D. de Verbor. Signif. 37) L. 195. §. 5. D. codem. goeddeus in Comment. ad h. L. H 4
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de Statu Hominum.
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tige Folge davon iſt, daß Frauensperſonen keine ſuos
heredes haben koͤnnen 34), quia foeminae in poteſtate li-
beros non habent, wie Juſtinian 35) ſagt. Da ferner die
Ehefrau durch ihre Verheyrathung den Namen ihrer
Familie, mit dem Namen, Stand und Wuͤrde ihres
Mannes vertauſcht, und die Kinder, welche die Haus-
mutter waͤhrend der Ehe zur Welt bringt, nicht zu ihrer,
ſondern allemal zur Familie des Vaters gerechnet wer-
den 36), ſo erhaͤllt hieraus der Ausſpruch Ulpians 37)
ſein Licht, mulier familiae ſuae finis eſt; und eben dies
iſt auch der Grund, warum Frauensperſonen in Fami-
lien Fideicommiſſe und ſolche Guͤter, welche nach der
Abſicht des Erwerbers bey ſeiner Familie, das heißt, ſei-
nen maͤnnlichen Nachkommen unverſehrt verbleiben ſol-
len, ſo lang ein maͤnnlicher Succeſſor vorhanden iſt, weder
ſuccediren, noch ſolche Guͤter, wenn ſie auſſer der Fami-
lie
34) vlpianvs in Fragm. Tit. XXVI. §. 7. paulus in L. 4.
§. 2. D. de bonor. poſſ. contra tab. averanius in Interpre-
tat iuris Lib. III. c. XXVI. n. 9. p. 490.
35) §. 3. Inſt. de beredum qualit. et diff. Auch dies iſt von
wichtigen Folgen, denn aus dieſer Urſach kann eine Mutter
ihre Kinder rite praͤteriren, odne daß das Teſtament deshalb
nichtig wird, ihre Praͤterition hat die Wirkung einer Exhere-
dation §. 7. I. de exheredat. liberor, Aus eben dieſer Urſach
ſagt paulus L. 4. §. 2. D. de bon. poſſ. contr. tab. ad te-
ſtamenta ſoeminarum Edictum contra tabulas bonorum poſſeſ-
ſionis non pertinet; und ein gleiches iſt von der bonorum poſ-
ſeſſione unde liberi zu behaupten. S. schulting ad Vlpia-
ni Fragm. Tit. XXVI. §. 7. not. 24. Iurisprud. Antej. p. 667.
36) L. 196. §. 1. D. de Verbor. Signif.
37) L. 195. §. 5. D. codem. goeddeus in Comment. ad h. L.
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