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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Statu Hominum.
heit erfordert, daß das Kind zu rechter Zeit gebohren
worden sey. Es kommt demnach bey Beurtheilung der
Rechtmäsigkeit eines Kindes vorzüglich darauf an, zu wis-
sen, welches der rechte Zeitpunkt der ehelichen Geburt ei-
nes Kindes sey? Die Gesetze haben nun hierin zu Be-
gründung einer rechtlichen Vermuthung für die Recht-
mäsigkeit der Geburt einen doppelten Termin bestimmt,
nämlich einen terminum a quo, und einen terminum
ad quem.
Ersterer ist der Anfang des siebenden Mo-
nats nach vollzogener Ehe 60); letzterer aber das Ende
des zehnten Monats 61). Wenn also ein Kind nur we-

nig-
60) Es gehört hierher die bekannte Stelle aus pauli lib. 19.
Responsor.
in L. 12. D. h. t. wo es heißt: Septimo mense
nasci perfectum partum, jam receptum est propter auctorita-
tem doctissimi viri Hippocratis: et ideo credendum est, eum
qui ex iustis nuptiis septimo mense natus est, iustum filium
esse.
Es entstehet hier die Schwierigkeit, wie der hier be-
stimmte Zeitpunkt einer sieben monatlichen Geburt zu berech-
nen sey, welche dadurch noch vergrössert wird, daß Hippo-
crates, auf dessen Ansehen die Entscheidung teser Gesetzstelle
gegründet wird, bey Berechnung jenes Zeitpunkts mit sich
selbst nicht eins ist, indem er einem siebenmonatlichen Kind
bald 204, bald 210, bald 182 Tage giebt. Um dieser Schwie-
rigkeit abzuhelfen, so haben nun unsere Gesetze solches an ei-
nem andern Ort deutlicher bestimmt, nämlich L. 3. § fin. D.
de suis et legitim. hered.
welche so lautet: Qui centesimo octo-
gesimo secundo die
natus est, hippocrates scripsit, et D.
pius Pontificibus rescripsit, iusto tempore videri na-
tum.
Da nun diese 182 Tage einen Zeitraum von sechs
Monat, jeden Monat für 30 Tage gerechnet, und zwey Tage
ausmachen, so ergiebt sich hieraus, daß eine siebenmonat-
liche Frucht
diejenige sey, welche nach sechs Monaten,
und zwar in den erstern Tagen des siebenten Monats zur
Welt kommt.
61) L. 3. §. 11. D. de suis et legitim. hered. Post decem men-
ses
mortis natus, non admittetur ad legitimam hereditatem.

Hier-

de Statu Hominum.
heit erfordert, daß das Kind zu rechter Zeit gebohren
worden ſey. Es kommt demnach bey Beurtheilung der
Rechtmaͤſigkeit eines Kindes vorzuͤglich darauf an, zu wiſ-
ſen, welches der rechte Zeitpunkt der ehelichen Geburt ei-
nes Kindes ſey? Die Geſetze haben nun hierin zu Be-
gruͤndung einer rechtlichen Vermuthung fuͤr die Recht-
maͤſigkeit der Geburt einen doppelten Termin beſtimmt,
naͤmlich einen terminum a quo, und einen terminum
ad quem.
Erſterer iſt der Anfang des ſiebenden Mo-
nats nach vollzogener Ehe 60); letzterer aber das Ende
des zehnten Monats 61). Wenn alſo ein Kind nur we-

nig-
60) Es gehoͤrt hierher die bekannte Stelle aus pauli lib. 19.
Reſponſor.
in L. 12. D. h. t. wo es heißt: Septimo menſe
naſci perfectum partum, jam receptum eſt propter auctorita-
tem doctiſſimi viri Hippocratis: et ideo credendum eſt, eum
qui ex iuſtis nuptiis ſeptimo menſe natus eſt, iuſtum filium
eſſe.
Es entſtehet hier die Schwierigkeit, wie der hier be-
ſtimmte Zeitpunkt einer ſieben monatlichen Geburt zu berech-
nen ſey, welche dadurch noch vergroͤſſert wird, daß Hippo-
crates, auf deſſen Anſehen die Entſcheidung teſer Geſetzſtelle
gegruͤndet wird, bey Berechnung jenes Zeitpunkts mit ſich
ſelbſt nicht eins iſt, indem er einem ſiebenmonatlichen Kind
bald 204, bald 210, bald 182 Tage giebt. Um dieſer Schwie-
rigkeit abzuhelfen, ſo haben nun unſere Geſetze ſolches an ei-
nem andern Ort deutlicher beſtimmt, naͤmlich L. 3. § fin. D.
de ſuis et legitim. hered.
welche ſo lautet: Qui centeſimo octo-
geſimo ſecundo die
natus eſt, hippocrates ſcripſit, et D.
pius Pontificibus reſcripſit, iuſto tempore videri na-
tum.
Da nun dieſe 182 Tage einen Zeitraum von ſechs
Monat, jeden Monat fuͤr 30 Tage gerechnet, und zwey Tage
ausmachen, ſo ergiebt ſich hieraus, daß eine ſiebenmonat-
liche Frucht
diejenige ſey, welche nach ſechs Monaten,
und zwar in den erſtern Tagen des ſiebenten Monats zur
Welt kommt.
61) L. 3. §. 11. D. de ſuis et legitim. hered. Poſt decem men-
ſes
mortis natus, non admittetur ad legitimam hereditatem.

Hier-
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[95/0109] de Statu Hominum. heit erfordert, daß das Kind zu rechter Zeit gebohren worden ſey. Es kommt demnach bey Beurtheilung der Rechtmaͤſigkeit eines Kindes vorzuͤglich darauf an, zu wiſ- ſen, welches der rechte Zeitpunkt der ehelichen Geburt ei- nes Kindes ſey? Die Geſetze haben nun hierin zu Be- gruͤndung einer rechtlichen Vermuthung fuͤr die Recht- maͤſigkeit der Geburt einen doppelten Termin beſtimmt, naͤmlich einen terminum a quo, und einen terminum ad quem. Erſterer iſt der Anfang des ſiebenden Mo- nats nach vollzogener Ehe 60); letzterer aber das Ende des zehnten Monats 61). Wenn alſo ein Kind nur we- nig- 60) Es gehoͤrt hierher die bekannte Stelle aus pauli lib. 19. Reſponſor. in L. 12. D. h. t. wo es heißt: Septimo menſe naſci perfectum partum, jam receptum eſt propter auctorita- tem doctiſſimi viri Hippocratis: et ideo credendum eſt, eum qui ex iuſtis nuptiis ſeptimo menſe natus eſt, iuſtum filium eſſe. Es entſtehet hier die Schwierigkeit, wie der hier be- ſtimmte Zeitpunkt einer ſieben monatlichen Geburt zu berech- nen ſey, welche dadurch noch vergroͤſſert wird, daß Hippo- crates, auf deſſen Anſehen die Entſcheidung teſer Geſetzſtelle gegruͤndet wird, bey Berechnung jenes Zeitpunkts mit ſich ſelbſt nicht eins iſt, indem er einem ſiebenmonatlichen Kind bald 204, bald 210, bald 182 Tage giebt. Um dieſer Schwie- rigkeit abzuhelfen, ſo haben nun unſere Geſetze ſolches an ei- nem andern Ort deutlicher beſtimmt, naͤmlich L. 3. § fin. D. de ſuis et legitim. hered. welche ſo lautet: Qui centeſimo octo- geſimo ſecundo die natus eſt, hippocrates ſcripſit, et D. pius Pontificibus reſcripſit, iuſto tempore videri na- tum. Da nun dieſe 182 Tage einen Zeitraum von ſechs Monat, jeden Monat fuͤr 30 Tage gerechnet, und zwey Tage ausmachen, ſo ergiebt ſich hieraus, daß eine ſiebenmonat- liche Frucht diejenige ſey, welche nach ſechs Monaten, und zwar in den erſtern Tagen des ſiebenten Monats zur Welt kommt. 61) L. 3. §. 11. D. de ſuis et legitim. hered. Poſt decem men- ſes mortis natus, non admittetur ad legitimam hereditatem. Hier-

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/109>, abgerufen am 23.11.2024.