Gründlichkeit und Deutlichkeit verlieren würde. Män- ner von Ansehen und tiefer Einsicht haben mir in ih- ren Zuschriften versichert, daß dieser Commentar ge- rade alsdann seiner Zweckmäsigkeit am vollkommen- sten entsprechen würde, wenn ich denselben so fort- setzen wolle, wie er angefangen worden ist.
Dem Einwurfe des oben gedachten göttingischen Herrn Recensenten, daß denn doch dieser Commen- tar über ein elendes Pandecten-Compendium geschrie- ben sey, glaube ich nicht besser begegnen zu können, als wenn ich denselben ersuche, den Titel dieses Buchs nochmals, jedoch ohne die gewöhnliche Flüchtigkeit, anzusehen, welcher ihn sodann lehren wird, daß ich nicht einen Commentar über Hellfeld, sondern eine ausführliche Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld zu schreiben die Absicht habe. Ueber- dem wird es mir der Herr Recensent nicht übel neh- men, wenn ich aus einem Schreiben eines meiner gelehrten Freunde noch hinzufüge, daß willkührliches System, und mit jedem Jahrzehnden veränderte Ordnung, ohne Ueberfluß an nützlichen Materialien, pure Kinderey sey. Wer meinen großen Hang zur Theorie, ja meine recht eigentliche Lieblingsneigung, in einem jeden Falle, wo es nur die Gelegenheit mit sich bringt, die Gesetze selbst vor Augen zu nehmen, und sie zu erklären, oder, um in dem Tone des neuen Civilisten zu sprechen, dieselben zu exegesiren, aus meinen Schriften erkannt hat, wird es mir gewiß glauben, wenn ich offenherzig gestehe, daß es mir eine ungleich angenehmere Beschäftigung gewesen wä- re, über Herrn Prof. Hugo Lehrbuch und Chresto- mathie des classischen Pandectenrechts zu commenti- ren; allein wie wenig ein Buch von der Art sein Glück je machen dürfte, mag eigene Erfahrung den Herrn Verfasser lehren. Geschrieben Erlangen den 4. März 1791.
Fort-
Gruͤndlichkeit und Deutlichkeit verlieren wuͤrde. Maͤn- ner von Anſehen und tiefer Einſicht haben mir in ih- ren Zuſchriften verſichert, daß dieſer Commentar ge- rade alsdann ſeiner Zweckmaͤſigkeit am vollkommen- ſten entſprechen wuͤrde, wenn ich denſelben ſo fort- ſetzen wolle, wie er angefangen worden iſt.
Dem Einwurfe des oben gedachten goͤttingiſchen Herrn Recenſenten, daß denn doch dieſer Commen- tar uͤber ein elendes Pandecten-Compendium geſchrie- ben ſey, glaube ich nicht beſſer begegnen zu koͤnnen, als wenn ich denſelben erſuche, den Titel dieſes Buchs nochmals, jedoch ohne die gewoͤhnliche Fluͤchtigkeit, anzuſehen, welcher ihn ſodann lehren wird, daß ich nicht einen Commentar uͤber Hellfeld, ſondern eine ausfuͤhrliche Erlaͤuterung der Pandecten nach Hellfeld zu ſchreiben die Abſicht habe. Ueber- dem wird es mir der Herr Recenſent nicht uͤbel neh- men, wenn ich aus einem Schreiben eines meiner gelehrten Freunde noch hinzufuͤge, daß willkuͤhrliches Syſtem, und mit jedem Jahrzehnden veraͤnderte Ordnung, ohne Ueberfluß an nuͤtzlichen Materialien, pure Kinderey ſey. Wer meinen großen Hang zur Theorie, ja meine recht eigentliche Lieblingsneigung, in einem jeden Falle, wo es nur die Gelegenheit mit ſich bringt, die Geſetze ſelbſt vor Augen zu nehmen, und ſie zu erklaͤren, oder, um in dem Tone des neuen Civiliſten zu ſprechen, dieſelben zu exegeſiren, aus meinen Schriften erkannt hat, wird es mir gewiß glauben, wenn ich offenherzig geſtehe, daß es mir eine ungleich angenehmere Beſchaͤftigung geweſen waͤ- re, uͤber Herrn Prof. Hugo Lehrbuch und Chreſto- mathie des claſſiſchen Pandectenrechts zu commenti- ren; allein wie wenig ein Buch von der Art ſein Gluͤck je machen duͤrfte, mag eigene Erfahrung den Herrn Verfaſſer lehren. Geſchrieben Erlangen den 4. Maͤrz 1791.
Fort-
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Gruͤndlichkeit und Deutlichkeit verlieren wuͤrde. Maͤn-
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rade alsdann ſeiner Zweckmaͤſigkeit am vollkommen-
ſten entſprechen wuͤrde, wenn ich denſelben ſo fort-
ſetzen wolle, wie er angefangen worden iſt.
Dem Einwurfe des oben gedachten goͤttingiſchen
Herrn Recenſenten, daß denn doch dieſer Commen-
tar uͤber ein elendes Pandecten-Compendium geſchrie-
ben ſey, glaube ich nicht beſſer begegnen zu koͤnnen,
als wenn ich denſelben erſuche, den Titel dieſes Buchs
nochmals, jedoch ohne die gewoͤhnliche Fluͤchtigkeit,
anzuſehen, welcher ihn ſodann lehren wird, daß ich
nicht einen Commentar uͤber Hellfeld, ſondern
eine ausfuͤhrliche Erlaͤuterung der Pandecten
nach Hellfeld zu ſchreiben die Abſicht habe. Ueber-
dem wird es mir der Herr Recenſent nicht uͤbel neh-
men, wenn ich aus einem Schreiben eines meiner
gelehrten Freunde noch hinzufuͤge, daß willkuͤhrliches
Syſtem, und mit jedem Jahrzehnden veraͤnderte
Ordnung, ohne Ueberfluß an nuͤtzlichen Materialien,
pure Kinderey ſey. Wer meinen großen Hang zur
Theorie, ja meine recht eigentliche Lieblingsneigung,
in einem jeden Falle, wo es nur die Gelegenheit mit
ſich bringt, die Geſetze ſelbſt vor Augen zu nehmen,
und ſie zu erklaͤren, oder, um in dem Tone des neuen
Civiliſten zu ſprechen, dieſelben zu exegeſiren, aus
meinen Schriften erkannt hat, wird es mir gewiß
glauben, wenn ich offenherzig geſtehe, daß es mir
eine ungleich angenehmere Beſchaͤftigung geweſen waͤ-
re, uͤber Herrn Prof. Hugo Lehrbuch und Chreſto-
mathie des claſſiſchen Pandectenrechts zu commenti-
ren; allein wie wenig ein Buch von der Art ſein Gluͤck
je machen duͤrfte, mag eigene Erfahrung den Herrn
Verfaſſer lehren. Geſchrieben Erlangen den
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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/10>, abgerufen am 21.11.2024.
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